Medienindustrie

Bertelsmann steckt sich höhere Gewinnziele

Dank wieder anziehender Werbemärkte hat Bertelsmann im ersten Halbjahr ein Rekordergebnis eingefahren. Vor diesem Hintergrund wird die Ergebnisprognose für 2021 erhöht.

Bertelsmann steckt sich höhere Gewinnziele

ab Düsseldorf

– Bertelsmann hat im ersten Halbjahr von der Rückkehr der Werbemärkte auf das Vor-Corona-Niveau profitiert und setzt sich vor diesem Hintergrund ambitioniertere Ziele für das Gesamtjahr. Avisiert wird ein Konzernergebnis von knapp 2 Mrd Euro, wie der Medienkonzern bei der Vorlage des Zwischenberichts mitteilte. 2020 hatten die Gütersloher 1,5 Mrd. Euro verdient. Zugleich geht der Konzernumbau weiter, nachdem die Verkaufsliste weitgehend abgearbeitet ist.

Den finanziellen Spielraum für Akquisitionen bezifferte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe auf 2 Mrd. bis 3 Mrd. Euro. Zudem prüft der Medienkonzern den Börsengang seines Callcenter-Geschäfts, das 2019 in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der marokkanischen Saham Group eingebracht worden war. Beide Partner sind mit 50% an dem Callcenter-Betreiber Majorel beteiligt; voll konsolidiert wird die Gesellschaft bei Bertelsmann. Im abgelaufenen Turnus erwirtschaftete Majorel einen Umsatz von 1,4 (i.V. 1,2) Mrd. Euro. Das könnte nach Branchenexperten für eine Börsenbewertung von 3 Mrd. Euro reichen.

Das „Handelsblatt“ hatte jüngst berichtet, für einen Börsengang von Majorel seien J.P. Morgan, Citigroup und BNP Paribas mandatiert, angestrebt werde eine Notierung an der Börse in Amsterdam. Bertelsmann lehnte eine Kommentierung ab. „Ein IPO ist immer eine Option, auch für den weiteren Ausbau der Geschäfte und für die Konsolidierung“, sagte Rabe. Ähnlich äußerte sich Finanzchef Rolf Hellermann im Interview (siehe oben).

Umsatz wächst zweistellig

Wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht, hat Majorel den Wachstumskurs im ersten Halbjahr fortgesetzt, wobei insbesondere das Geschäft mit den globalen Internetkunden ausgebaut wurde. Zudem erwarb Majorel Anfang des Jahres das chinesische CRM-Geschäft von Arvato. Dieses war wie das Geschäft in der Türkei und Großbritannien 2019 nicht in dem Gemeinschaftsunternehmens aufgegangen. Für diese Geschäfte sollten andere Lösungen gefunden werden, hieß es damals.

Im ersten Halbjahr 2021 hat Bertelsmann ein operatives Rekordergebnis geschrieben. Mit 1,4 Mrd. Euro landete das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Operating Ebitda) um mehr als 40 % über dem Vorjahreswert. Das vergleichbare Vorjahreshalbjahr war allerdings auch stark von den Folgen der Corona-Pandemie auf die Werbemärkte gekennzeichnet. Der Konzernumsatz kam im Berichtshalbjahr um fast 11 % auf 8,7 Mrd. Euro voran. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte waren es 16,6 %.

Besonders hohe Ertragszuwächse gelangen bei RTL (+59 %), im Buchgeschäft Penguin Random House (+55 %) und in der Dienstleistungssparte Arvato (+31 %). Die drei Segmente standen im ersten Halbjahr für etwa 90 % des operativen Gewinns. Während bei Arvato der Geschäftsbereich Supply Chain Management aufgrund der pandemiebedingten Verlagerung in Richtung E-Commerce dynamisch wuchs, gingen Umsatz und Ergebnis bei Arvato Financial Solutions zurück.

Hohe Sonderfaktoren bescherten Bertelsmann letztlich ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 1,9 (0,8) Mrd. Euro. Das Gros der Sondereinflüsse von 927 (247) Mill. Euro entfiel mit 794 Mill. Euro auf Buchgewinne aus Veräußerungen. Für Restrukturierung wurden 58 Mill. Euro aufgewendet nach 88 Mill. im Vorjahr. Unter dem Strich stand im ersten Halbjahr ein Konzerngewinn von 1,4 Mrd. Euro. Davon kommen bei den Bertelsmann-Aktionären, der Stiftung und der Familie Mohn, gut 1 Mrd. Euro an.  

Mit dem Wiederanlaufen der Geschäfte gingen allerdings auch ein deutlicher Ausbau des Working Capital sowie höhere Steuerzahlungen einher, so dass der operative Cash-flow letztlich um fast 80 % auf 238 Mill. Euro zusammenschnurrte. Zugleich flossen aus Finanzierungstätigkeit 1,8 Mrd. Euro ab, nachdem im Vorjahr 2,2 Mrd. Euro zugeflossen waren. Im Vorjahr hatte sich Bertelsmann mit Liquidität vollgesogen, um etwaigen Engpässen im Gefolge der Krise vorzubeugen. Zum Stichtag 30. Juni war die Firmenkasse mit 3,7 Mrd. Euro gut gefüllt.

Bertelsmann
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr 
in Mill. Euro20212020
Umsatz8 6917 848
Operating Ebitda1 417994
Sondereinflüsse927247
Ebit1 929805
Konzernergebnis1 368488
 Bertelsmann-Aktionäre1 052386
Wirtschaftl. Schulden14 4325 2072
1) Nettoschulden abzgl. 50% Hybridkapital, zzgl. Pensionsrückstellungen, Genusskapital und Leasingverbindlichkeiten; 2) zum 31.12.2020 Börsen-Zeitung
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