Chemie kürzt Prognose

Stimmung der Branche trübt sich zunehmend ein - Handelskonflikte sorgen für Verunsicherung

Chemie kürzt Prognose

In der deutschen Chemieindus-trie macht sich Ernüchterung breit. Nachdem das erste Halbjahr schwächer verlaufen ist als erwartet, kürzt die Branche die Prognose für das Jahr leicht ein. Kopfschmerzen bereiten die Handelskonflikte zwischen den USA und China.swa Frankfurt – Die deutsche Chemieindustrie hat derzeit auf vielen Feldern zu kämpfen. Die Weltwirtschaft entwickele sich schwächer als am Jahresanfang erwartet. Eine nachhaltige Lösung der Handelskonflikte zwischen den USA und China sei auch nach dem G20-Gipfel nicht in Sicht. Auch sei noch keine Lösung für den Brexit gefunden worden. “Die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung hat zugenommen. Das bremst Handel und Investitionen”, fasst es Henkel-CEO Hans Van Bylen in seiner Funktion als Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) zusammen.Der Manager hebt hervor, dass der Rückgang des Wachstums in Teilen Europas sehr deutlich ausgefallen ist, vor allem in Deutschland und Italien. Diese Entwicklung spiegele sich in der Chemie, dem drittgrößten Industriezweig hierzulande. Vor dem Hintergrund hat der VCI die Prognose für 2019 nun leicht gekürzt und rechnet mit einem Rückgang der Produktion um 4 % – bislang war ein Minus von 3,5 % in Aussicht gestellt worden. Hier macht sich allerdings ein Sondereffekt in der Pharma bemerkbar, nachdem ein Unternehmen 2018 die Produktion für ein Medikament einmalig rasant ausgeweitet hatte, was den Umsatz der gesamten Branche nach oben trieb. Für die Chemie ohne Pharma wird nun 2019 ein Produktionsrückgang um 0,5 % erwartet, zuvor war mit Stagnation gerechnet worden. Bei Preissteigerungen um 1 % rechnet der Verband im laufenden Jahr mit einem Umsatzrückgang in Chemie und Pharma um 3 % auf 196,9 Mrd. Euro. Große Sektoren gebeuteltAm Vortag hatte der ebenfalls stark vom Export abhängige deutsche Maschinen- und Anlagenbau seine Prognose für 2019 gekappt. Hier wird nun mit einem Produktionsrückgang von 2 % gerechnet. Die deutsche Autoindustrie berichtete am Dienstag über einen Exporteinbruch um 15 % in den ersten sechs Monaten, wobei es im Juni um ein Viertel zurückging.In der chemisch-pharmazeutischen Industrie war die Produktion im ersten Halbjahr um 6,5 % rückläufig, wobei diese Einbuße vor allem mit dem Sondereffekt in der Pharma zu erklären ist. Die Produktion der Chemie ohne Pharma liegt in den ersten sechs Monaten um 2,5 % unter Vorjahr. Dabei ging es in fast allen Segmenten nach unten (siehe Grafik), wobei die Nachfrage in der Pharma abseits des Sondereffekts als robust bezeichnet wird. Die Kapazitätsauslastung sei leicht rückläufig, mit 84 % aber im normalen Bereich.Chemieunternehmen wie BASF hatten auf eine Belebung des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte gesetzt. Diese Hoffnungen schwächen sich zunehmend ab. Allerdings hatte sich die Lage für die Branche im zweiten Semester 2018 deutlich eingetrübt, so dass sich im Vergleich dazu eine Stabilisierung im weiteren Jahresverlauf zeigen kann. Im Vorjahr hatte die Trockenheit im Sommer den Rheinpegel gesenkt und Produktion sowie Transport eingeschränkt. Einen Tick nach oben gehe es in der Elektrogeräte- und Ernährungsindustrie, heißt es beim VCI. Die Chemiekonzerne setzen aber auch auf eine Normalisierung in der Autoindustrie, für viele Anbieter eine der wichtigsten Kundengruppen.