Chemie verharrt in der Flaute

Branche rechnet 2020 nicht mit spürbarer Erholung - Handelskonflikte trüben das Bild

Chemie verharrt in der Flaute

Nach den Produktionseinbußen 2019 rechnet die deutsche Chemieindustrie auch im nächsten Jahr mit einem schwierigen Geschäft. Die Inlandsnachfrage werde verhalten bleiben, und von den Auslandsmärkten dürften ebenfalls keine starken Impulse kommen, meint der Branchenverband VCI. swa Frankfurt – Die deutsche Chemieindustrie blickt mit Sorge ins neue Jahr 2020. Nach kräftigen Produktions- und Umsatzeinbußen 2019 wird kurzfristig keine Verbesserung der Geschäfte erwartet. “Die schwache wirtschaftliche Dynamik wird sich noch weit ins kommende Jahr ziehen”, sagt der Präsident des Branchenverbands VCI, Hans Van Bylen, in Frankfurt. 2020 dürfte die Gesamtwirtschaft in Deutschland zwar etwas stärker zulegen als im laufenden Jahr. “Für die Industrie erwarten wir aber bestenfalls eine Stagnation”, ergänzt Van Bylen. Die Branche geht deshalb davon aus, dass die Nachfrage der heimischen Kunden verhalten bleibt.Auch auf starke Impulse aus dem Ausland sei nicht zu hoffen. Die Wachstumsdynamik der chinesischen Wirtschaft lasse nach. Groß angelegte Konjunkturprogramme mit Ausstrahlung auf die weltweite Entwicklung seien unwahrscheinlich. In den USA wachse die Wirtschaft zwar weiterhin robust, sie befinde sich aber in der Abkühlung. Zudem sei der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China nicht abschließend beigelegt. Sondereffekt in der PharmaIn dem Szenario schätzt der Verband für 2020 einen Produktionsanstieg in der chemisch-pharmazeutischen Industrie um 0,5 %, nachdem sich 2019 ein Rückgang um 7,5 % abzeichnet. Anfang November hatte der VCI noch einen Produktionsrückgang 2019 von 6 % in Aussicht gestellt. Die Chemie allein schrumpfte nun um 2,5 %. In der Pharma prägt ein Sondereffekt das Bild, nachdem ein Hersteller die Produktion eines umsatzstarken Medikaments für die globale Belieferung 2018 einmalig hochgefahren hatte.Das im neuen Turnus angepeilte leichte Produktionswachstum wird von der Pharma getragen, während in der Chemie zwar die Talsohle erreicht werden soll, aber noch ein Minus um 0,5 % geschätzt wird. Für die Erzeugerpreise geht die Industrie von einem konstanten Niveau aus, während die Preise im Inland 2019 um 1 % zulegten. Zudem haben die Hersteller von Wechselkurseffekten und höheren Preisen im Auslandsgeschäft außerhalb Europas profitiert.Für den Umsatz stellt der VCI für 2020 ebenfalls ein leichtes Plus von 0,5 % auf 194 Mrd. Euro in Aussicht. Getragen wird der Anstieg vom Geschäft mit ausländischen Kunden, das um 1,5 % auf gut 121 Mrd. Euro klettern sollte. Dagegen wird im Inland nochmals ein leichter Rückgang von 0,5 % kalkuliert. Im zu Ende gehenden Jahr geht der Verband von einem Umsatzrückgang in der chemisch-pharmazeutischen Industrie um 5 % auf knapp 193 Mrd. Euro aus. Dabei haben sich die Erlöse im In- und Ausland reduziert, wobei das internationale Geschäft außerhalb Europas in der Chemie ohne Pharma leicht zulegte. Die Investitionen der Branche kletterten um gut 6 % auf 7,8 Mrd. Euro und dürften mit Blick auf Klimaziele und Digitalisierung weiter hochgehen.Im Spektrum der Sparten liegt die Basischemie in der Produktion deutlich unter Vorjahr. Das schwächste Bild zeigen die Hersteller von Polymeren (siehe Grafik), die von der flauen Nachfrage der Kunststoffverarbeiter und der Automobilindustrie getroffen werden. Die schwache Industriekonjunktur in Deutschland hat das Geschäft mit Fein- und Spezialchemikalien gebremst. Am besten schnitten die Hersteller von Seifen, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika ab. Diese konsumnahe Sparte hat von steigenden Ausgaben der Verbraucher profitiert. – Wertberichtigt Seite 6 Personen Seite 12