Anhaltender Abschwung

Chiphersteller dämpfen Hoffnung auf Ende der Branchenflaute

Nach schwachen Quartalszahlen hat Infineon ihre Jahresprognose reduziert. Hoffnung auf Besserung gibt es erst für die zweite Hälfte 2024.

Chiphersteller dämpfen Hoffnung auf Ende der Branchenflaute

Branche dämpft Hoffnung
auf Ende der Chipflaute

Nach Texas Instruments und STMicro zeigt sich auch Infineon pessimistischer

sck München
Bericht Seite 9

Der zyklische Abschwung der weltweiten Chipindustrie dauert länger als erwartet. Die Nachfrage nach Halbleitern ist rückläufig. Nach zuvor schwachen Ausblicken der Wettbewerber Texas Instruments und STMicroelectronics kürzte Infineon ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr 2024 ebenfalls. Deutschlands größter Chipproduzent reduzierte seine Prognose für Umsatz und Ergebnis. Statt zuvor kalkulierten Erlösen von 17 Mrd. Euro stellte das Dax-Mitglied nur noch 16 Mrd. Euro in Aussicht. Neben einer Flaute auf den Feldern Konsumgüter, Smartphones und PCs dämpft auch der schwächere Dollar das Geschäft.

Zur Vorlage der Quartalszahlen räumte Vorstandschef Jochen Hanebeck ein, dass mit einer „spürbaren Erholung“ der Nachfrage erst in der zweiten Hälfte des laufenden Kalenderjahres zu rechnen sei.

Die Anleger reagierten auf die Warnung enttäuscht. Die Aktie von Infineon büßte zeitweise über 3% an Wert ein. Damit war der Titel Schlusslicht im deutschen Leitindex. Auch das Papier des kleineren Anbieters Nordic Semiconductor geriet unter Druck. Nach einem ebenfalls verhaltenen Ausblick der Firma aus Norwegen ging der Anteilschein um 10% in den Keller.

Hanebeck sprach von einer „schwierigen Großwetterlage“. Er bezeichnete 2024 als „Übergangsjahr“. Aufgrund voller Lager bauten Abnehmer zunächst Bestände ab. Dabei wuchs zuletzt der Pessimismus bei allen Geschäften außerhalb des Autosektors. Die nachlassende Nachfrage nach Elektroautos in westlichen Industrieländern trifft Infineon bislang kaum. Das Unternehmen mit Sitz in Neubiberg bei München beliefert vor allem chinesische Autobauer, die auf diesem Gebiet derzeit einen Boom verzeichnen.

Vor diesem Hintergrund können Infineon und der französisch-italienische Konkurrent STMicro das zyklische Tief derzeit besser verdauen als Texas Instruments. Der US-Hersteller beliefert weniger die Autoindustrie als die beiden großen europäischen Anbieter. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt trug die Autosparte mehr als die Hälfte zum Umsatz von Infineon bei. Dadurch konnte der Konzern den Rückgang etwas abfedern.

In der zweiten Januarhälfte machte TSMC noch mit einem optimistischen Ausblick den Investoren Hoffnung, dass die Flaute früher enden könnte. Die Prognose des größten Chip-Auftragsfertigers aus Taiwan stützte sich dabei allerdings auf den Boom bei Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Von dieser Sonderkonjunktur profitiert insbesondere der US-Chipdesigner Nvidia.

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