Chemiekonzern

Covestro legt Investition erneut auf Eis

Covestro macht erneut einen Rückzieher: Die größte Investition der Firmengeschichte, der Bau einer World-Scale-Anlage für das Hartschaum-Vorprodukt MDI, wird auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.

Covestro legt Investition erneut auf Eis

ab Köln

 Es ist eine Nachricht mit Signalwirkung: Der Chemiekonzern Covestro legt die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte erneut auf Eis. Angesichts der Energiekrise in Europa und der sich abschwächenden Weltwirtschaft habe sich Covestro entschieden, das Investitionsprojekt für die World-Scale-Anlage für das Hartschaum-Vorprodukt MDI zu pausieren, teilte der Kunststoffhersteller mit. Als das Projekt im Herbst 2018 erstmals angekündigt worden war, war von einem Investitionsvolumen von 1,5 Mrd. Euro die Rede.

Im Januar 2020 hatten die Leverkusener dann einen Rückzieher gemacht. Mit Verweis auf die schwierigen Marktbedingungen in der Weltwirtschaft wurde das Bauvorhaben um 18 bis 24 Monate verschoben. Als die Planung im September 2021 wieder aufgenommen wurde, war nicht nur von einer neuen CO2-sparenden Technologie die Rede, die zum Einsatz kommen sollte. Auch die Standortfrage, die 2018 zugunsten der USA entschieden worden war, wurde wieder aufgemacht. Neben den USA rückte plötzlich China in den Fokus. Ursprünglich sollte die Entscheidung nach der Sommerpause in diesem Jahr fallen.

Nun hat sich das Blatt gewendet. „Angesichts des zunehmend volatilen wirtschaftlichen Umfelds müssen wir sicherstellen, im wirtschaftlichen und strategischen Sinne die für das Unternehmen beste Entscheidung zu treffen“, lässt sich Vorstandschef Markus Steilemann zitieren und fügt an, das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt „neu zu bewerten“.

Zugleich wird betont, dass das Pausieren der Investition keine Änderung der Wachstumsstrategie von Covestro bedeute. Getrieben durch den Trend zu energieeffizientem Bauen verspreche der globale MDI-Markt langfristiges Nachfragewachstum.

China und die Region Asien-Pazifik blieben für das Unternehmen langfristig wichtige Wachstumsmärkte. Zwar hatte Finanzchef Thomas Toepfer im Sommer bestätigt, dass Covestro die geänderte geopolitische Großwetterlage bei Investitionen in Form höherer Risikoprämien berücksichtige (vgl. BZ vom 15. Juli). „Nichtsdestotrotz ist China der am stärksten wachsende Markt in der Chemie und wir können uns als globales Unternehmen nicht von den stärksten Wachstumsfeldern verabschieden“, hatte Toepfer betont.

„Wir sehen uns mit beispiellosen Herausforderungen konfrontiert, die die weltwirtschaftliche Lage fundamental verschieben“, sagt Toepfer heute und ergänzt: „Zugleich investieren wir weiterhin in unsere Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft und die Erweiterung der Produktionskapazitäten.“

Wettbewerber BASF hatte sich dagegen im Juli 2018 entschieden, 10 Mrd. Dollar in einen neuen Verbundstandort in China zu investieren. Gut ein Jahr später war der erste Spatenstich gefeiert worden.

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