Rolf Hellermann, Bertelsmann

„Der Portfolioumbau wird weitergehen“

Der neue Finanzvorstand spricht von aktiver Phase des Transformationsprozesses – Eher kleinere und mittlere Zukäufe auf Sicht

„Der Portfolioumbau wird weitergehen“

Antje Kullrich.

Herr Hellermann, Bertelsmann hat im vierten Quartal kräftigen Aufwind verspürt. Hat sich der Trend in den ersten Monaten des Jahres fortgesetzt?

Wir haben im vierten Quartal eine Rückkehr der Werbemärkte, vor allem der TV-Werbemärkte auch hier in Deutschland, erlebt. Im ersten Quartal 2021 hat sich das aufgrund der anhaltenden Pandemie-Lage und der saisonal eher verhalteneren Werbemärkte nicht in diesem Umfang fortgesetzt. Der Konzern insgesamt ist jedoch im ersten Quartal organisch gewachsen, soweit wir das bislang sagen können.

Wie sieht Ihr Umsatz-Ausblick für das Gesamtjahr aus?

Wir gehen von einem moderaten Wachstum im Konzern aus.

Die Übernahme von Simon & Schuster läuft. Welche kartellrechtlichen Fingerzeige haben Sie erhalten und wann rechnen Sie mit dem Abschluss der Transaktion?

Der Freigabeprozess läuft. In den USA hat es einen sogenannten Second Request des zuständigen Department of Justice gegeben. Das ist ein typischer Vorgang, den wir auch schon von früheren Transaktionen kennen. Wir rechnen mit dem Abschluss des Erwerbs im zweiten Halbjahr.

Muss Bertelsmann nach Simon & Schuster und einer möglichen Desinvestition von M6 erst einmal verdauen und sich neu sortieren oder arbeiten Sie am Portfolio in diesem Tempo weiter?

Wir sind in der Tat in einer sehr aktiven Phase unseres Transformationsprozesses. Der Portfolioumbau wird weitergehen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass wir eine Transaktion in der Größenordnung von Simon & Schuster kurzfristig wiederholen werden. Wir fühlen uns auch mit kleineren und mittleren Zukäufen wohl.

Bertelsmann hat 2020 die Verschuldung reduziert, zwischenzeitlich jedoch eine Herabstufung von Moody’s kassiert, wofür das Ge­schäftsmodell als Grund ge­nannt wurde. Ist es das Ziel, das Rating zu erhöhen, oder sind Sie mit dem derzeitigen Niveau zufrieden?

Wir haben im Moment stabile Ratings im Investment-Grade-Bereich. Vor dem Hintergrund der heutigen Kapitalmärkte macht ein Notch kaum einen Unterschied, was Finanzierungskonditionen angeht. Die zwischenzeitlich völlig unklaren Auswirkungen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr haben zu dem Down­grade im vergangenen Jahr geführt – nicht nur bei uns. Im Vergleich zu anderen Peers in der Medienindustrie sind wir gut aufgestellt. Unser Ziel für den maximalen Verschuldungsgrad bleibt unverändert. Die Qualität unseres Portfolios wird durch unsere Transformation weiter steigen. Es gelingt uns immer mehr, Bertelsmann auf mehrere wesentliche Ertragssäulen zu stellen. Neben RTL sind dies mittlerweile Penguin Random House und Arvato. Und das wird auch bei den Ratingagenturen gesehen.

Bertelsmann hat im vergangenen Jahr auf eine Ausschüttung an die Eigentümer verzichtet. Wie sieht es in diesem Jahr aus?

Bertelsmann hat im vergangenen Jahr angesichts der damals unklaren Auswirkungen der Corona-Pandemie keine Dividende gezahlt, was zu einer Reihe von liquiditätssichernden Maßnahmen gehörte. Wir schlagen als Vorstand vor, in diesem Jahr wieder an die Anteilseigner auszuschütten. Wir planen eine Dividende wie in den Jahren zuvor, nämlich 180 Mill. Euro.

Bertelsmann Investments hat in den vergangenen Jahren kräftig investiert. Sie weisen aus, dass sich das gesamte Investitionsvolumen auf mehr als 1,3 Mrd. Euro beläuft. Darunter seien 15 Unicorns. Wer gehört dazu?

Zwei unserer prominentesten Investments sind sicher die Fitness App und Community Keep und der chinesische Fintech-Provider Linklogis, der gerade in Hongkong an die Börse geht. Von den angesprochenen 1,3 Mrd. Euro sind bisher bereits rund 800 Mill. zurückgeflossen.

Das Interview führte