Klimaneutralität

Deutsches Klimaziel treibt SMA & Co.

Das von der Bundesregierung vorgezogene Ziel der Klimaneutralität bis 2045 dürfte das Wachstum mehrerer deutscher Unternehmen aus dem Energiesektor deutlich ankurbeln, heißt es in einer Studie des Bankhauses Metzler

Deutsches Klimaziel treibt SMA & Co.

kro Frankfurt

Das von der Bundesregierung vorgezogene Ziel der Klimaneutralität bis 2045 dürfte das Wachstum mehrerer deutscher Unternehmen aus dem Energiesektor noch deutlich ankurbeln. Zu dem Ergebnis kommt Aktienanalyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler in einer Studie, in der er den Bedarf an Kapazitäten zur grünen Energieerzeugung errechnet hat, der notwendig ist, um das Ziel zu erreichen, das seiner Einschätzung nach „ambitioniert, aber machbar“ sei. Demnach müssten sich die Kapazitäten in Deutschland im Bereich Fotovoltaik, Windkraft und Wasserstoff sowie Biomasse und Biokraftstoffe bis 2045 insgesamt vervierfachen, wenn der Energiebedarf bis dahin fast vollständig aus Erneuerbaren gedeckt werden soll. Bislang wird noch ein großer Teil der erzeugten Energie aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Erdgas gewonnen. Bei der Analyse stützte sich Hoymann sowohl auf Daten vom Umweltbundesamt als auch vom Fraunhofer Institut.

2019 belief sich der Gesamtenergieverbrauch in Deutschland auf 2515 Terawattstunden − der größte Teil davon fiel im Verkehrssektor an (siehe Grafik). Gemäß der Energieeffizienzstrategie der Bundesregierung soll der Verbrauch bis zum Jahr 2030 über alle Sektoren hinweg um 30% gegenüber 2008 sinken. Das sei zwar kein Selbstläufer, sagt Hoymann. Doch selbst unter der Annahme, dass die angestrebten Einsparungen ge­lingen, würden die derzeitigen Ausbaumaßnahmen im Bereich Wind und Solarkraft alles andere als ausreichen und es würde sich eine „Riesenlücke“ auftun. So wurden dem Experten zufolge im vergangenen Jahr in Deutschland insgesamt 6,5 Gigawatt an Fotovoltaik- und Windkraftkapazität installiert. Um den zugrundegelegten Energiebedarf von 1750 Terawattstunden im Jahr 2045 aus den beiden wichtigsten grünen Energiequellen zu decken, bräuchte es bis dahin aber einen jährlichen Ausbau von 26 Gigawatt.

Inklusive dessen, was zusätzlich für den theoretisch notwendigen Ausbau der Wasserstoffproduktion und für weitere Erfordernisse aus dem Umbau der Infrastruktur zu einer vollständig grünen Energieversorgung anfallen würde, beziffert Hoymann die direkten Kosten in den nächsten 24 Jahren auf 750 Mrd. Euro. Das wären 31 Mrd. Euro jährlich oder auch 0,9% des jährlichen deutschen Bruttoinlandsprodukts. „Damit relativiert sich der Betrag“, sagt Hoymann. Zudem hätten deutsche Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren bereits durchschnittlich rund 200 Mrd. Euro pro Jahr für Ausrüstungsinvestitionen ausgegeben. Der Ausbau sei somit weniger eine finanzielle Frage, sondern hänge vielmehr von den Genehmigungen der Entscheidungsträger auf lokaler Ebene ab, die die Flächen freigeben müssen. „Es ist nicht nur eine Sache, die von der Bundesregierung entschieden wird“, erläutert Hoymann.

Für die deutsche Wind- und Solarkraftbranche seien die Aussichten aber dennoch positiv. Die Aktien der von dem Analysten gecoverten Unternehmen, die mit ihrem Portfolio das Thema erneuerbare Energien beziehungsweise Wasserstoff abdecken, werden fast alle zum Kauf empfohlen. Auf Sicht von zwölf Monaten sieht Hoymann dabei den größten Kurszuwachs beim Solartechnikspezialisten und SDax-Wert SMA Solar. Auf über 79 Euro dürfte das Papier noch zulegen − zuletzt lag der Kurs bei knapp 48 Euro. Den zweitstärksten Kurszuwachs sieht der Experte beim Windanlagenbauer Nordex.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.