Die Bilanzpolizei möchte sehr alt werden

Viel Lob zum 10. Geburtstag - Justizminister Maas bricht Lanze für das deutsche Vereinsmodell

Die Bilanzpolizei möchte sehr alt werden

swa Berlin – Bei allen europäischen Regulierungs- und Harmonisierungsbemühungen setzt Bundesjustizminister Heiko Maas weiterhin auf das deutsche Modell des Enforcement von Konzernabschlüssen. “Wir wollen das bewährte System der zweistufigen Bilanzprüfung erhalten”, sagte der SPD-Politiker auf einer Veranstaltung zum zehnjährigen Bestehen der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) in Berlin. Die Bilanzpolizei habe das Vertrauen in die Kapitalmärkte erhöht und den Wirtschaftsstandort gestärkt. “Verlässliche Rechnungslegung ist von hoher Bedeutung”, sagte Maas.DPR-Präsident Edgar Ernst bekräftigte mit Blick auf internationale Entwicklungen, er sei überzeugt, dass die Prüfstelle “auch im europäischen Enforcement weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird”.Die Bilanzprüfstelle war vor zehn Jahren nach den Bilanzskandalen Enron und Worldcom, aber auch spektakulären deutschen Fällen wie Flowtex oder Comroad ins Leben gerufen worden. Das deutsche Modell zeichnet sich durch ein zweistufiges Verfahren aus, in dem in erster Stufe die als Verein privatrechtlich organisierte Prüfstelle die Abschlüsse unter die Lupe nimmt und in zweiter Stufe die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) aktiv wird. Maas zollte der Prüfstelle Respekt, dass sie mit einem vergleichsweise kleinen Team unterdessen über 1 000 Abschlüsse auf Fehler durchforstet hat. Die Verfahren dauern in der Regel mehrere Monate. ZusammenspielWerner Brandt, ehemals Finanzchef des Softwarekonzerns SAP, betonte als Vorsitzender des Vorstands der Prüfstelle, nachdem die ersten fünf Jahre des Enforcement von Gründung und Aufbau geprägt waren, sei es in den fünf Jahren danach darum gegangen, sich der sehr dynamischen Fortentwicklung der Rechnungslegungsstandards und EU-Vorgaben zu stellen. Durch die Brille des Aufsichtsrats geschaut, betonte der Manager, Prüfungsausschüsse profitierten von dem ausführlichen Rechenschaftsbericht der Bilanzpolizei, wie er in Umfang und Informationstiefe in anderen Ländern seinesgleichen suche. Der Prüfungsausschuss sollte gemeinsam mit dem CFO nach Abschluss der Bilanzprüfung alle Prüffelder kritisch abklopfen, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens, mahnte Brandt.Rolf Nonnenmacher, ehemals Deutschlandchef der KPMG, ergänzte, mit Umsetzung der EU-Prüferrichtlinie würden sich die Prüfungsausschüsse künftig noch kritischer mit der Rechnungslegung im Unternehmen auseinandersetzen müssen. Alle Akteure sollten vermehrt zusammenarbeiten, um ein noch besser “lernendes System” zu bekommen.