Healthcare

Fresenius erzielt Fortschritte

Es geht voran: Mit einem deutlichen Wachstum im Kerngeschäft und erfolgreicher Kostensenkung zeigt Fresenius klare Zeichen der Erholung.

Fresenius erzielt Fortschritte

Fresenius erzielt Fortschritte

Deutliches Wachstum im Kerngeschäft – Kostensenkung greift – Tabula rasa bei Vamed

swa Frankfurt

Der unter Ertragsschwäche leidende Gesundheitskonzern Fresenius zeigt erste Anzeichen der Gesundung. Die Kostensenkung greift, und im Kerngeschäft steigt der Umsatz. Ins Kontor schlägt indes eine Wertberichtigung auf die Dienstleistungstochter Vamed, die auch im zweiten Quartal einen Verlust im operativen Ergebnis zeigt. Fresenius will sich von diesem Geschäft absehbar trennen. Auch signifikant höhere Finanzierungskosten belasten – das Nettoergebnis des Konzerns brach im zweiten Quartal von 383 Mill. auf 80 Mill. Euro ein.

Im Klinikgeschäft hat die Tochter Helios zugelegt, genauso wie die auf Infusionstherapien fokussierte Tochter Kabi. “Fresenius Kabi und Fresenius Helios steigerten ihren Umsatz stärker als erwartet”, sagt Vorstandschef Michael Sen. In der Marge kämen beide Einheiten plangemäß voran.

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Auch der Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) entwickelte sich im zweiten Quartal deutlich stärker als erwartet und gewinnt an Zuversicht für das Jahr. FMC schließt Dutzende Dialysekliniken und streicht Tausende Stellen, während der Kostendruck durch die Inflation nachlässt. FMC steht vor dem Rechtsformwandel, womit die Dekonsolidierung verbunden sein wird.

In dem konzernweit angelegten Kosten- und Effizienzprogramm kommt Fresenius nach eigener Darstellung gut voran, mit den größten Erfolgen bei FMC und Kabi. In den ersten sechs Monaten habe der Konzern 280 Mill. Euro an Einsparungen auf Ebene des Betriebsergebnisses Ebit erzielt und damit 55% der für das Jahr geplanten Kostensenkungen verwirklicht. Für die Umsetzung fielen Einmalaufwendungen von 110 Mill. Euro an, die Fresenius als Sonderaufwand ausweist.

Turnaround beschleunigt

FMC habe im zweiten Quartal Einsparungen von 75 Mill. Euro generiert und sei damit auf Kurs, um bis Jahresende Kosten im Volumen von 250 bis 300 Mill. Euro herauszunehmen. FMC schließt Dialysezentren und zielt auf allgemeine Produktionssteigerungen und Portfoliooptimierung. “Wir beschleunigen unsere Turnaround-Maßnahmen”, unterstreicht CEO Helen Giza. Wie erwartet hätten sich der Arbeitsmarkt und das inflationäre Umfeld stabilisiert, ergänzt die Managerin.

Beim österreichischen Krankenhausdienstleister Vamed kehrt Fresenius mit eisernem Besen durch, was im Zuge der Aufgabe von Aktivitäten mit Wertberichtigungen von 332 Mill. Euro verbunden ist. Weitere Abschreibungen sowie Restrukturierungskosten zeichnen sich im Volumen von 200 bis 250 Mill. Euro ab, davon etwa 60 bis 80 Mill. Euro zahlungswirksam. Der operative Turnaround wird im laufenden Jahr erwartet, im Schlussquartal soll das Ebit positiv ausfallen.

Der gesamte Fresenius-Umsatz legte im zweiten Quartal um 3% auf 10,4 Mrd. Euro zu. Währungsbereinigt ist es ein Plus um 7%. FMC kam von April bis Juni im Umsatz um 1% auf 4,8 Mrd. voran, währungsbereinigt gab es eine Steigerung um 6%. Das um Sondereffekte bereinigte Ebit hat Fresenius um 15% auf 956 Mill. Euro ausgebaut. Hier ist die Corona-Sonderzahlung (Provider Relief Fund) aus dem Vorjahr für die Vergleichszeit herausgerechnet. Der Free Cashflow ist in beiden Konzerneinheiten deutlich gestiegen.

Mehr Preismacht

Das operative Ergebnis von FMC sprang im Quartal bereinigt und adjustiert um die staatliche Pandemiehilfe um 44% auf 401 Mill. Euro. Auch in absoluten Zahlen ist es ein Plus um 5%. Die Ergebnissteigerung führt FMC auf das Geschäftswachstum, geringere Personalkosten, Einsparungen und eine verbesserte Preisgestaltung bei Dialyseprodukten zurück.

Die Erholung im zweiten Quartal in wesentlichen Aktivitäten sorgt für Zuversicht, wenngleich Fresenius und FMC von echten Prognoseerhöhungen Abstand nehmen. Fresenius zeigt sich aber (ohne FMC) optimistischer für die Umsatzentwicklung im Jahr und rechnet nun organisch mit einem Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das währungsbereinigte Ebit soll ohne FMC in etwa stabil bleiben oder im bis zu mittleren einstelligen Prozentbereich schrumpfen.

FMC erwartet weiterhin ein Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Zielspanne für das operative Ergebnis wird am unteren Ende angehoben. Das Ergebnis soll damit stabil bleiben oder maximal nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich sinken.

Hoher Verschuldungsgrad

Im Verschuldungsgrad liegt Fresenius deutlich unter dem Zielintervall. Die Relation von Nettoverschuldung zum operativen Ergebnis (Ebitda) lag Ende Juni 2023 bei 3,88, nach 3,65 am Jahresende. FMC herausgerechnet liegt der Verschuldungsgrad von Fresenius höher, bei 4,19 nach 3,8 Ende Dezember 2022. Ende des laufenden Turnus soll die Kennziffer unter 4,0 ankommen. In dieser Annahme seien potenzielle Desinvestitionen nicht enthalten. Den selbst definierten Zielkorridor für den Verschuldungsgrad setzt Fresenius unverändert in einem Intervall von 3,0 bis 3,5 an. Der Konzern hat ein Rating im Investment Grade.

Wertberichtigt Seite 2

Mit einem deutlichen Wachstum im Kerngeschäft und erfolgreicher Kostensenkung zeigt Fresenius klare Zeichen der Erholung. Dem vor der Heraustrennung aus dem Konzernverbund stehenden Dialysespezialisten FMC gelingt eine spürbare Produktivitätssteigerung. Das Management zeigt etwas mehr Zuversicht für das Jahr.

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