Energiewende

Für deutsche Windenergiebranche ist das 2030-Ziel noch weit entfernt

In Deutschland wurden im ersten Halbjahr an Land 331 neue Windräder mit einer Leistung von 1,565 Gigawatt (GW) errichtet. Die Dynamik des Zubaus nimmt damit zu. Sie bleibt aber weiter zu gering, um das 2030-Ziel zu erreichen.

Für deutsche Windenergiebranche ist das 2030-Ziel noch weit entfernt

Windrad-Zubau an Land gewinnt an Dynamik

331 neue Anlagen im ersten Halbjahr – 2030-Ziel noch weit entfernt

ahe Berlin

In Deutschland wurden im ersten Halbjahr an Land 331 neue Windräder mit einer Leistung von 1,565 Gigawatt (GW) errichtet. Das waren mehr als im Gesamtjahr 2019 oder im ebenfalls äußerst schwachen Jahr 2020 und bereits 65% der installierten Leistung des gesamten vergangenen Jahres. Nach Einschätzung des Bundesverbands Windenergie (BWE) und von VDMA Power Systems gewinnt der Zubau an Land damit an Dynamik. Diese bleibe aber weiterhin zu niedrig, um die politischen Ziele für das Jahr 2030 zu erreichen, warnten die Verbände am Dienstag.

Die Bundesregierung will bis 2030 auf eine installierte Leistung von Onshore-Wind von 115 GW kommen. Mit 59,3 GW sind es aktuell nur gut die Hälfte. Um das Ziel erreichen zu können, müssten ab 2025 jährlich rund 10 GW neu dazukommen. In diesem Jahr werden es nach Schätzungen der Verbände lediglich gut 3 GW sein. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems, verwies darauf, dass derzeit weniger als zwei Windräder pro Tag gebaut würden. Bundeskanzler Olaf Scholz habe dagegen von vier bis fünf neuen Anlagen gesprochen, die für die Energiewende pro Tag nötig seien. Rendschmidt führte dies vor allem auf die bürokratischen Hürden zurück, die in vielen Bereichen sogar noch angestiegen seien. Von der Beantragung eines neuen Windrads bis zum Start der Stromproduktion vergingen derzeit im Durchschnitt vier Jahre, monierte er.

Die Bundesregierung hatte in den vergangenen Monaten eigentlich deutliche Verfahrensbeschleunigungen auf den Weg gebracht. Diese bildeten auch einen guten Rahmen, lobte BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek. Es hake aber nach wie vor bei der Umsetzung vor Ort.

Starkes Nord-Süd-Gefälle

Die neuen Gesetze seien an der Basis in den Kommunen noch nicht angekommen. Die Verfahren müssten weiter entschlackt und gestrafft und mit scharfen Fristen versehen werden.

Im ersten Halbjahr wurden 38% des Zubaus in Schleswig-Holstein realisiert. 17% stammten aus Niedersachsen, 13% aus Nordrhein-Westfalen. Dagegen wurde in Thüringen, Sachsen sowie den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg kein einziges neues Windrad installiert. In ganz Bayern wurden lediglich 5 neue Anlagen gezählt und in Baden-Württemberg nur acht. Damit wurde das Nord-Süd-Gefälle im Bereich der Windenergie in Deutschland weiter zementiert. Von der derzeit kumulierten Leistung von gut 59 GW kommen lediglich 3% aus Baden-Württemberg, je 4% aus Bayern und Hessen, 3% aus Thüringen und 2% aus Sachsen. An der Spitze dieser Tabelle liegt Niedersachsen, wo aktuell 21% der deutschen Windkapazitäten an Land zu finden sind. Es fehle in Süddeutschland der politische Wille, den Windausbau voranzubringen, kritisierte Rendschmidt. Dies habe nichts mit einer möglicherweise zu geringen Rentabilität zu tun.

Im ersten Halbjahr 2023 wurden durch Onshore-Windanlagen 56,9 Terawattstunden (TWh) erzeugt. Dies entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahres. Die Windräder an Land trugen damit mit rund 25% zur gesamten deutschen Stromproduktion bei. Im Schnitt lag der Marktwert bei 9,03 Cent je Kilowattstunde und damit deutliche 45% unter dem Durchschnittswert von 2022, der aber durch deutliche Preissprünge im vergangenen Sommer mit bislang nie dagewesenen Maximalwerten gekennzeichnet war.

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