E-Commerce

Geschäft von Westwing beruhigt sich

Der Online-Möbelverkäufer Westwing profitiert massiv von Ladenschließungen sowie Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie. Doch ab dem zweiten Quartal lässt der Schub nach.

Geschäft von Westwing beruhigt sich

hek Frankfurt

Das E-Commerce-Unternehmen Westwing steht vor einer Abflachung des zuletzt außerordentlich starken Wachstums. Die auf den Onlineverkauf von Gegenständen für die Inneneinrichtung spezialisierte Gesellschaft stellt für das laufende Jahr einen Umsatzanstieg zwischen 18 und 27% auf 510 Mill. bis 550 Mill. Euro und einen um Sondereinflüsse bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 42 Mill. bis 55 Mill. Euro in Aussicht. Damit würde die operative Marge zwischen 8 und 10% erreichen nach 11,5% im vergangenen Jahr.

Die Prognose liegt über den Schätzungen von Analysten, die nach Firmenangaben im Durchschnitt Erlöse von 490 Mill. Euro, 34 Mill. Euro bereinigtes Ebitda und eine Marge von 6,9% auf dem Zettel hatten. Dennoch gilt der Jahresausblick angesichts des starken Startquartals als konservativ.

Derzeit profitiert das in München ansässige Unternehmen stark von den Ladenschließungen sowie den Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Hinzu kommt der Cocooning-Effekt: Der Rückzug in das häusliche Leben verstärkt den Wunsch, die Wohnung gemütlicher zu machen. Daher werden vermehrt Möbel und Wohnaccessoires angeschafft. Gerade für schicke Accessoires ist Westwing bekannt.

CEO Stefan Smalla zeigte sich in der Analystenkonferenz überzeugt, dass der Onlinemarkt für Home & Living mit dem Abflauen der Pandemie nicht auf das Vor-Corona-Niveau zurückfallen wird. Das Konsumentenverhalten verändere sich nachhaltig. Die neuen Kunden schätzten die Annehmlichkeiten von E-Commerce und das Einkaufserlebnis. Im Vergleich zu Mode und Konsumelektronik sei die Onlinedurchdringung bei Home & Living nach wie vor gering. Smalla sprach einem „strukturellen Wandel hin zu E-Commerce“.

An der Börse hat die pandemiebedingte Wachstumsbeschleunigung Westwing einen rasanten Kursanstieg beschert. Ausgehend von Tiefständen unter 2 Euro im Herbst 2019 hat sich die Aktie zwischenzeitlich bis auf 40 Euro emporgeschwungen. Inzwischen notiert das Unternehmen im SDax. Westwing war im Oktober 2018 zum Ausgabepreis von 26 Euro an die Börse gekommen. Am Dienstag legte die Aktie bis zu 9% zu.

Kunden „äußerst loyal“

Für das erste Quartal 2021 erwartet Westwing eine Verdoppelung des Umsatzes und eine bereinigte Ebitda-Marge von 14 bis 15%. Somit impliziert die Jahresprognose für den weiteren Jahresverlauf noch ein stark verringertes Umsatzplus zwischen 3 und 14%, wie CFO Sebastian Säuberlich erläutert. Diese Abschwächung spiegele vor allem die höhere Vergleichsbasis. Denn der pandemiebedingte Nachfrageschub setzte im Laufe des zweiten Jahresviertels 2020 ein. Im saisonal starken ersten Quartal dieses Jahres profitiert Westwing hingegen noch vom niedrigen Vorjahresniveau.

Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Westwing 433 Mill. Euro Umsatz, ein Anstieg um 62% im Vergleich zu 2019. Die Kundenzahl kletterte im Jahresvergleich um 580000 auf 1,53 Millionen. Neben den Neukunden hätten die als „äußerst loyal“ beschriebenen Bestandskunden das Wachstum getrieben, teilt Westwing weiter mit. Das bereinigte Ebitda erreichte 50 (2019: –10) Mill. Euro. Das entspricht einer Marge von 11,5% oder einem Anstieg um 15,4 Prozentpunkte, nachdem im Vorjahr ein operativer Verlust von 3,8% der Erlöse anfiel. Im deutschsprachigen Raum erreichte die bereinigte Ebitda-Marge im vierten Quartal 2020 sogar den als außergewöhnlich geltenden Wert von 22,1%.

Durch die Bank führte die stark erhöhte Umsatzbasis zu erheblichen Skalenvorteilen, wie rückläufige Aufwandsquoten für Logistik, Marketing und Verwaltung zeigen. Zudem legte die Bruttomarge 2020 deutlich um 4,8 Prozentpunkte auf 49,4% des Umsatzes zu. Es seien 40 Mill. Euro freier Cash-flow erwirtschaftet worden, was eine Rendite von 9,1% ergebe.

Wertberichtigt Seite 6

Westwing
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Kundenzahl (tsd.)1529949
Bestell. pro Kunde2,72,6
Umsatz433267
Ebitda (bereinigt)50− 10
in % des Umsatzes11,5− 3,8
Jahresergebnis30− 38
Free Cash-flow40− 22
Net Cash10573
Warenkorb (Euro)*123128
*) DurchschnittBörsen-Zeitung