Chipindustrie

Infineon macht Hoffnung auf bessere Zeiten

Nach guten Zahlen der Wettbewerber NXP und Texas Instruments hat Infineon mit einem robusten Zwischenbericht und einer angehobenen Prognose am Markt die Hoffnung geweckt, dass die Chipindustrie den durch die Coronakrise verstärkten zyklischen...

Infineon macht Hoffnung auf bessere Zeiten

sck München

Nach guten Zahlen der Wettbewerber NXP und Texas Instruments hat Infineon mit einem robusten Zwischenbericht und einer angehobenen Prognose am Markt die Hoffnung geweckt, dass die Chipindustrie den durch die Coronakrise verstärkten zyklischen Branchenabschwung überwunden hat und sich am Beginn einer neuen Aufschwungphase befindet.

Deutschlands größter Halbleiterhersteller erlöste und verdiente im zurückliegenden Quartal mehr als von Analysten erwartet. Infineon ist nach eigenen Angaben gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. „Trotz des Gegenwinds durch den schwachen Dollar konnten wir im ersten Quartal bei Umsatz und Ergebnis deutlich zulegen“, ließ sich Vorstandschef Reinhard Ploss in einer Konzernmitteilung zitieren. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten sprach er davon, dass „die strukturellen Wachstumstreiber 2021 zunehmend an Fahrt gewinnen.“ Der Vorstand sei „deutlich zuversichtlicher“. Der CEO sprach von einem „langsamen, stetigen Erholungspfad“. Die Auftragseingänge zögen an. Der Automobilsektor habe sich schneller erholt als erwartet. Auto- und Maschinenhersteller klagten zuletzt verstärkt über Engpässe beim Nachschub für Leistungshalbleiter. Ploss zufolge ist Infineon als Lieferant „ein verlässlicher Partner“.

Von Oktober bis Dezember steigerte das Dax-Mitglied den Konzernumsatz gegenüber dem vorherigen Dreimonatsabschnitt um 6% auf 2,63 Mrd. Euro. Die Konsensusschätzung lag bei 2,57 Mrd. Euro. Infineon erhöhte zugleich den operativen Gewinn (Segmentergebnis) überproportional um 29% auf 489 Mill. Euro. Die Umsatzrendite wuchs entsprechend um 3,4 Prozentpunkte auf 18,6%. Die Analysten hatten zuvor im Schnitt mit einem Segmenter­gebnis von 414 Mill. Euro und einer operativen Marge von 16,1% ge­rechnet.

Aktie gewinnt 2 Prozent

In den Zahlen ist der US-Zukauf Cypress enthalten. Infineon hatte den kleineren Wettbewerber im Frühjahr 2020 für 9 Mrd. Euro übernommen. Vergleiche gegenüber dem Vorquartal sind in der schwankungsanfälligen Chipbranche üblich. Getragen wurde der Zuwachs vor allem vom Geschäft mit Komponenten für die Autoindustrie und die Energiewirtschaft. Die Anleger reagierten auf die jüngsten Nachrichten des einstigen Siemens-Ablegers mit Sitz in Neubiberg bei München wohlwollend. Nach anfänglichen Kurseinbußen drehte die Aktie von Infineon ins Plus. Der Titel gewann in der Spitze 2% an Wert und beendete den Xetra-Handel bei 33,61 Euro (–0,7%). Seit dem Börsencrash vom März 2020 hat sich der Wert des Papiers mehr als verdreifacht. Infineon bringt am Markt derzeit 44 Mrd. Euro auf die Waage.

Aufgrund des guten Starts ins Geschäftsjahr 2021, welches am 30. September endet, schraubte das Management seine Prognose für den laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus nach oben und kündigte an, die Kapazitäten schneller auszubauen. Infineon peilt 2021 nun einen Anstieg des Konzernumsatzes auf 10,8 (i.V. 8,6) Mrd. Euro an. Bisher hatte die Infineon-Führung 10,5 Mrd. Euro im Visier. Davon werde auch die operative Umsatzrendite profitieren: Sie soll im Mittel auf 17,5 (13,7)% zulegen. Der Vorstand ging bislang von 16,5% aus. Der neue Zielwert entspricht einem operativen Gewinn von gut 1,9 Mrd. Euro – das wäre ein Rekord für das im März 2000 an die Börse gegangene Unternehmen. Analysten rechneten bisher für 2021 mit einem Erlöszuwachs auf 10,7 Mrd. Euro und einem Segmentergebnis von 1,79 Mrd. Euro, was einer Marge von 16,7% entspräche.

Beim freien Barmittelzufluss (Free Cash-flow) peilt Infineon 2021 nunmehr über 800 (387) Mill. Euro an. Die Konzernführung veranschlagte zuletzt mehr als 700 Mill. Euro.

„Wir erhöhen unsere Investitionen in Fertigungskapazität und ziehen den Starttermin für die neue Leistungshalbleiterfabrik in Villach in das letzte Quartal des laufenden Geschäftsjahres vor“, sagte der CEO. Ploss plant für das laufende Geschäftsjahr mit Investitionen von nunmehr 1,6 (1,1) Mrd. Euro. Zur Bilanzvorlage im November vergangenen Jahres budgetierten er und seine drei Vorstandskollegen noch eine Bandbreite von 1,4 Mrd. bis 1,5 Mrd. Euro. Infineon baut derzeit ihr österreichisches Stammwerk in Villach (Kärnten) mit modernen Fertigungsbereichen aus.

Ungünstigerer Wechselkurs

Für das laufende Winterquartal stellte Ploss einen Umsatz in einer Spanne von 2,5 Mrd. bis 2,8 Mrd. Euro in Aussicht. Die Marge werde in der Mitte der Erlöserwartung voraussichtlich 16,5% betragen. Das wären 437 Mill. Euro.

Der CEO geht davon aus, dass der neue Schwung im operativen Geschäft die Belastungen infolge des für Infineon ungünstigeren Wechselkurses mehr als ausgleicht. Die neue Jahresprognose basiert auf einem Kurs von 1,20 Dollar je Euro. Zuvor kalkulierte die Konzernführung noch mit 1,15. Ploss zufolge belastet eine Änderung des Wechselkurses um 1 Cent das operative Ergebnis pro Quartal um 4 Mill. Euro und drückt den in Euro ausgewiesenen Umsatz um 14 Mill. Euro.

Derweil nahm die Bedeutung von China für das Geschäft weiter zu. Die Volksrepublik macht mittlerweile zwei Fünftel des Umsatzes aus. Zweitgrößter Absatzmarkt ist mit einem Erlösanteil von 11% Deutschland, gefolgt von Japan mit 10% (vgl. Grafik).

Kommentar Seite 1

Infineon
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal* 
in Mill. Euro20212020
Umsatz26311916
Segmentergebnis489297
in % vom Umsatz18,615,5
F&E-Aufwand333243
Nettoergebnis256210
Freier Cash-flow313– 86
Nettoliquidität–33693328
Investitionen283255
Mitarbeiter (Zahl)4705840992
*) Geschäftsjahr per 30. September; die Zahlen für 2021 enthalten den US-Zukauf CypressBörsen-Zeitung