Managergehälter

Investoren nehmen CEO-Pensions­pakete ins Visier

Über Managergehälter wird seit Jahren kontrovers diskutiert, eine Trendwende zeichnet sich auf Druck von Investoren auch in der Altersversorgung von Vorständen ab – Tendenz sinkend.

Investoren nehmen CEO-Pensions­pakete ins Visier

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Nachdem die Hauptversammlung inzwischen jährlich über den Bericht zur Vorstandsvergütung zu befinden hat, ist auch die Altersversorgung der CEOs stärker ins Blickfeld der Aktionäre gerückt. Aus Sicht der meisten Unternehmen und betroffenen Top-Manager zählt die Altersversorgung immer noch zu einem festen Bestandteil der Gesamtvergütung. Üppige Pensionspakete werden von Investoren aber zunehmend kritisch betrachtet.

Nach einer Analyse der Unternehmensberatung WTW gewährt der Großteil der Unternehmen im Dax40 seinen Vorstandsvorsitzenden eine Altersversorgung als Teil der Gesamtvergütung, so dass die Führungskräfte auch nach Renteneintritt noch über eine nennenswerte Einkommensquelle verfügen können. Gewährt wird das Pensionspaket im Rahmen einer betrieblichen Altersversorgung oder durch einen Zuschuss zur privaten Eigenvorsorge des Vorstands, erklärt Florian Frank, Leiter des Bereichs Work & Reward von WTW Deutschland.

Auch wenn von Investorenseite oftmals die Forderung gestellt wird, Vorstände sollten komplett privat für ihre Altersversorgung verantwortlich sein, gibt es nur wenige Unternehmen, die diesem Ansinnen folgen. Die Deutsche Telekom hat mit dem 2021 umgestellten Vergütungssystem für neu in den Vorstand einrückende Mitglieder jegliche Pensionsansprüche gestrichen. Zuvor galt ab 2009 eine beitragsorientierte Versorgungszusage für Neubestellungen, die mit Eintritt des Versorgungsfalls auf einen Schlag ausbezahlt wurde.

Der amtierende CEO Timotheus Höttges hat nach Angaben der Telekom als einziges gegenwärtiges Vorstandsmitglied noch eine sogenannte Altzusage auf Vorstandsversorgung, die vor 2009 gewährt wurde. Diese Form der Zusage der Altersversorgung stehe in einem direkten Verhältnis zur individuellen Grundvergütung und werde nach Eintritt des Versorgungsfalls als monatliches Ruhegeld ausbezahlt. Der Barwert der Pensionsverpflichtung von Höttges belief sich Ende 2021 auf knapp 20 Mill. Euro.

Relikte aus alten Zeiten

Die „alte“ Vergütungswelt spiegelt sich auch noch bei der Deutschen Post, wo das Pensionspaket von CEO Frank Appel Ende 2021 auf einen Barwert von 28 Mill. Euro kommt, bei Bayer-Chef Werner Baumann ist es ein Polster von 27 Mill. Euro, bei BASF-Chef Martin Brudermüller von 19 Mill. Euro.

„Die Altersversorgung ist in der Regel ein relativ werthaltiger Bestandteil der Vergütung“, fasst WTW-Vergütungsexperte Frank das Szenario zusammen. Durch die neuen Vergütungsregeln erhält das Thema mehr Transparenz und damit Aufmerksamkeit auch im Kapitalmarkt. In Großbritannien etwa werde von Investoren zunehmend gefordert, dass die Altersversorgung der Top-Manager kongruent zum Rest der Belegschaft gestaltet wird.

So werde etwa nicht mehr goutiert, dass der CEO die Hälfte seiner Grundvergütung als Zuschuss für die betriebliche Altersversorgung erhält, andere Mitarbeiter aber nur 10% ihres Einkommens.

In ihrer Studie hat WTW zum Ende des Jahres 2021 die Altersversorgung der Vorstandsvorsitzenden im Dax40 (Index-Stand 30. Juni 2022) unter die Lupe genommen. Erhoben wurde, welche Beträge, sogenannte Service Costs, den Top-Managern im Jahr 2021 aus unterschiedlichen Systemen für ihre Altersversorgung gewährt wurden.

Mehr als 80% der Dax-Unternehmen bieten ihrem CEO eine Altersversorgung, drei Viertel ermöglichen sie im Rahmen einer betrieblichen Altersvorsorge: 55% der Firmen als beitragsorientierte Zusage und jeweils 10% als leistungs- bzw. leistungs- und beitragsorientierte Zusage. Erst 8% der Gesellschaften zahlen ein Versorgungsentgelt, geben dem Vorstand also einen Zuschuss zur privaten Altersversorgung.

Dass Managern ein Versorgungsentgelt als Teil der Barvergütung für die private Absicherung gezahlt wird, liegt nach Einschätzung von WTW-Experte Tino Krekeler klar im Trend, auch wenn es im Kreis der amtierenden CEOs noch nicht verbreitet ist. Bei den ordentlichen Vorstandsmitgliedern spiele das Modell indes schon ein deutlich größere Rolle, sagt Krekeler.

Mit Blick auf die Ausgestaltung der Altersversorgung hat die traditionelle Rentenzahlung laut WTW noch immer einen vergleichsweise hohen Stellenwert. Mehr als die Hälfte der Dax-Unternehmen sehe aber inzwischen eine Kapitalzahlung zum Renteneintritt vor, zum Teil gibt es Wahlrechte, ob der Betrag auf einen Schlag oder aber in Raten ausbezahlt wird.

Die Verzinsung wird bei den beitragsorientierten Zusagen oft noch garantiert: Knapp die Hälfte basiert auf einem Festzinsmodell. Der Trend geht nach den Worten von Krekeler jedoch zur kapitalmarktbasierten Ausgestaltung. Neuere Zusagen seien überwiegend fonds- oder versicherungsbasiert ausgestaltet. Dabei gibt es Leitplanken:  In der Regel werde die Summe der eingezahlten Beiträge als Auszahlung garantiert oder zumindest 80% davon.

Die jährliche Zuführung zur Altersversorgung der CEOs zeigt 2021 in der Analyse von WTW eine breite Spanne zwischen 0 und 1,7 Mill. Euro. Der Median liegt bei 518000 Euro. Die traditionellen leistungsorientierten Zusagen weisen – erwartungsgemäß – die höchste jährliche Zuführung aus, erklärt Krekeler. Am unteren Ende rangiert mit 300000 Euro die Cash Allowance, also die Zuführung als Teil der Barvergütung des CEO. Hier ist die Vergleichsgruppe mit gerade mal drei Unternehmen allerdings überschaubar.

Ein systematischer Zusammenhang zwischen der Höhe der Gesamtvergütung und der Höhe der Altersversorgung ist laut WTW nicht zu ermitteln. Die Gewichtung der Altersversorgung sei „firmenindividuell höchst unterschiedlich“, heißt es in der Analyse. Die Mehrheit der Unternehmen wende 10% bis 20% der gesamten Zielvergütung eines Vorstandschefs für die jährliche Zuführung zur Altersversorgung des Managers auf, wobei die Bandbreite der Gestaltungen sehr breit sei.

„Tendenz abnehmend“

Im Fazit unterstreicht Johannes Heiniz, Leiter General Consulting bei WTW, dass man hohe Zusagen nicht mehr sehen wird. „Es gibt verstärkten Druck von Investoren auf sinkende Anteile in der betrieblichen Altersversorgung für CEOs“, sagt er. Vor allem ausländische Investoren seien nicht bereit, die deutschen Besonderheiten zu durchleuchten und zu akzeptieren. „Mit zunehmender Transparenz steigt das Hinterfragen der Höhe der Altersversorgung“, sagt Heiniz.

Die Werthaltigkeit der Pensionspakete gehe nach unten – „Tendenz abnehmend“ –, zumal Rentenzusagen mehr und mehr durch beitragsbasierte Systeme mit fonds- oder versicherungsmathematischer Verzinsung ersetzt würden. „Die Unternehmen sind bemüht, Kostendruck aus der Altersversorgung herauszunehmen“, fasst es Heiniz zusammen.