Comer Industries

Italiener schlagen in Deutschland zu

Das börsennotierte italienische Unternehmen Comer Industries übernimmt die mitarbeitermäßig deutlich größere deutsche Walterscheid Powertrain Group. Dadurch entsteht ein neuer Maschinenbaukonzern im Agrarsektor.

Italiener schlagen in Deutschland zu

bl Mailand

Mit der Übernahme der deutschen Walterscheid Powertrain Group (WPG) durch die börsennotierte italienische Comer Industries entsteht einer der weltweit größten Maschinenbaukonzerne im Landwirtschaftssektor. „Gemeinsam ha­ben wir viel bessere Wachstums­möglichkeiten und können mehr investieren“, sagte CEO und Chairman Matteo­ Storchi der Börsen-Zeitung.

Das 1970 in der Nähe des norditalienischen Reggio Emilia gegründete Unternehmen zahlt für den Kauf 203 Mill. Euro inklusive eines Baraufwands von 40 Mill. Euro. Die Familie Storchi, die Comer in der zweiten Generation führt und 2019 an die Mailänder Börse gebracht hat, kontrolliert künftig 51% des Kapitals.

Der bisherige WPG-Eigner, der US-Fonds­ One Equity Partner, erwirbt im Zuge einer ihm vorbehaltenen Kapitalerhöhung 28%. „Unser Ziel ist es, die mehrheitliche Kontrolle des Unternehmens zu behalten“, sagt Matteo Storchi. „Erst die Notierung am Aktienmarkt hat eine so große Akquisition möglich gemacht“, fügt er hinzu. Mit seinem Bruder Marco im Verwaltungsrat und Cousin Cristian als Vizepräsident sind zwei weitere Familienmitglieder im Unternehmen tätig.

Die beiden Unternehmen, die – gemessen am Umsatz – etwa gleich groß sind, kommen gemeinsam auf Erlöse von 792 Mill. Euro und einen bereinigten Bruttogewinn (Ebitda) von 86,5 Mill. Euro. Comer hat mit Crédit Agricole eine längerfristige Finanzierungsvereinbarung über 220 Mill. Euro geschlossen, die neben der Übernahme auch Investitionen erlaubt. Comer kommt auf eine Börsenkapitalisierung von 485 Mill. Euro. Der Aktienkurs ist binnen eines Jahres um 132% gestiegen. Am Montag gab das Papier bis zum Nachmittag um 1,7% auf 23 Euro nach.

Überschneidungen zwischen Co­mer und WPG gibt es laut Storchi kaum. „Wir sind weitgehend komplementär“, meint er. Walterscheid, 1919 in Lohmar bei Köln gegründet, ist vor allem stark im Service und in den USA. Das Unternehmen ist Marktführer bei hoch technisierten Antriebsstranglösungen im Off-Highway- und Industriesektor. Die Deutschen beschäftigen 2200 Mitarbeiter an neun Standorten. Die Italiener haben 1300 Beschäftigte in sieben Werken, sind stärker in China und im Bereich Getriebe. Die Umsätze verteilen sich künftig zu etwa 50% auf Europa und zu jeweils etwa 25% auf Asien und die USA.

Wachstumspotenziale sieht Storchi vor allem in Asien. Er erwartet auch Synergien, hat diesbezüglich aber nach eigenen Worten noch keine konkreten Pläne, weil er erst Gespräche mit WPG führen wolle. Walterscheid solle eigenverantwortlich geführt werden. Das Management unter CEO Wolfgang Lemser solle bleiben.