Lebensmittelkonzern

Krise hat Nestlé gestärkt

In der Coronakrise haben Verbraucher viel mehr Zeit zu Hause verbracht. Davon hat Nestlé, der weltgrößte Lebensmittelkonzern, profitiert. Nach Aussage von CEO Mark Schneider zielen 85 bis 90% der Angebote auf den Zu-Hause-Verbrauch ab. Das boomende Online-Geschäft hatte zuletzt einen Umsatzanteil von 15%.

Krise hat Nestlé gestärkt

Nestlé profitiert von Entwicklungen, die durch die Corona-Pandemie forciert wurden. So können die Aussagen von Mark Schneider, CEO des weltgrößten Lebensmittelkonzerns, die er vor dem Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) machte, zusammengefasst werden.

Die Coronakrise habe zum Durchbruch im digitalen Einkauf von Lebensmitteln geführt, sagte Schneider, der 13 Jahre Vorstandsvorsitzender des Gesundheitskonzerns Fresenius war, bevor er Anfang 2017 die Führung von Nestlé übernahm. Im vorigen Jahr habe der Anteil der Online-Geschäfte am Gesamtumsatz zwischen 12% und 13% betragen, sagte der 55-Jährige. Die Wachstumsrate habe bei 50% gelegen.

Und die Entwicklung setze sich fort: Im ersten Quartal 2021 seien die Erlöse im E-Commerce um 39% gewachsen. Der Anteil der Internetumsätze am Konzernumsatz sei im Vergleich zur Vorjahreszeit auf 14% bis 15% geklettert. Nach Ansicht von Schneider werden viele Konsumenten auch nach der Krise aus Komfortgründen bei diesem Kanal bleiben.

Darüber hinaus zielen laut Schneider 85% bis 90% der Angebote von Nestlé auf den Zu-Hause-Verbrauch ab. Während der Pandemie verbringen die Menschen freiwillig oder infolge staatlicher Regelungen viel mehr Zeit zu Hause als sonst. Folglich steigt auch der Konsum von Kaffee, Wasser oder Essenszutaten, Fertigmahlzeiten sowie Schokoriegeln. In all diesen Segmenten bietet Nestlé Marken an, u. a. Nescafé, Nespresso, Nesquik, Perrier, Vittel, Maggi, Thomy, Wagner-Pizza, Kitkat und Nuts.

Schneider ist sich sicher, dass der Zu-Hause-Konsum auch nach überstandener Krise hoch bleiben wird. Auch weil es kein einfaches Zurück zum Arbeiten im Büro geben werde.

Allerdings dürften viele Verbraucher, die in der ersten Phase der Krise zu Hause mit ihrem Essen zu viel Zucker, Fett und Salz aufgenommen und dadurch merklich an Gewicht zugelegt haben, verstärkt auf gesündere Ernährung achten. Grundsätzlich habe das Gesundheitsbewusstsein in aller Welt mit der Pandemie zugenommen. „Die Themen Immunität und Gewichtskontrolle werden sich auch nach der Pandemie halten.“

Nestlé richtet ihr Portfolio seit längerem auf den Gesundheitstrend aus. Erst am Montag hatten die Schweizer bestätigt, dass eine Voll- oder Teilübernahme des US-Vitaminherstellers Bountiful angestrebt wird (vgl. BZ vom 27. April). Doch wird ein Großteil des Umsatzes noch mit „ungesunder“ Nahrung erzielt.

Auch das Geschäft mit Wasser richtet Nestlé neu aus: Während der Konzern preiswerte Marken in Nordamerika abstieß, konzentriert man sich nun auf Premiummarken und Wasser mit Zusatzstoffen wie Mineralien.

Zu den von Schneider definierten Hochwachstumsbereichen gehört neben Kaffee, Wasser, Kindernahrung und Health Sciences auch Tierfutter. Der Nestlé-CEO führte aus, dass die Haustierhaltung während der Krise in nahezu allen Ländern „durch die Decke“ gegangen sei. Als Beispiel nannte er Großbritannien, wo sich 2020 die Zahl der Haustierkäufe im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht habe. Hier bietet Nestlé unter der Heimtiermarke Purina zahlreiche Produkte an.

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