Aufsichtsräte

Mehr Sitzungen, weniger Sitzungsgeld

Die Bezahlung der Aufsichtsräte im Dax ist 2020 leicht rückläufig, weil Gremien in der Coronakrise aus Solidarität verzichten und weil für virtuelle Treffen oft keine Sitzungsgelder fließen.

Mehr Sitzungen, weniger Sitzungsgeld

 Nachdem die meisten großen Unternehmen ihre Aufsichtsratsvergütung auf reines Fixum umgestellt haben, setzt die Coronakrise den Gremien finanziell nicht zu. In einigen Konzernen haben die obersten Kontrolleure aus Solidarität mit kurzarbeitenden Beschäftigten freiwillig Verzicht geübt. Nach einer Aufstellung der Unternehmensberatung HKP Group betrifft das im Dax 2020 acht Gesellschaften: BASF, Beiersdorf (inzwischen im MDax), Continental, Daimler, Deutsche Bank, HeidelbergCement, Infineon und MTU Aero Engines.

Insgesamt zeigt sich 2020 in den Salären der Aufsichtsräte im Durchschnitt laut HKP ein Rückgang um 4,3% auf 416000 Euro. Ausschlaggebend war dafür der freiwillige Verzicht sowie der Ausfall von Sitzungsgeldern.

Nur noch zwei Dax-Unternehmen weisen 2020 klassische variable Entlohnungen auf, das sind Fresenius und deren Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care (FMC). Beide Gesellschaften sind aber dabei, auch auf reine Festvergütung umzustellen. Fresenius und FMC haben 2020 keine variable Vergütung an Aufsichtsräte gezahlt, weil die Ergebnisziele verfehlt wurden. Mit 490000 Euro bleibt Fresenius-Aufsichtsrats­chef Gerd Krick dennoch über dem Dax-Durchschnitt. Nach Angaben im Geschäftsbericht hat das Unternehmen für ihn zudem 1000 Euro an Kosten „für den Betrieb einer Einbruchmeldeanlage“ übernommen. Variabilität trotz Fixum weisen auch Deutsche Bank und Linde auf, weil sie einen Teil in virtuellen oder echten Aktien bezahlen.

Die Spreizung innerhalb der Dax-Unternehmen ist weiterhin hoch, wie die HKP-Vergütungsexpertinnen Regine Siepmann und Nina Grochowitzki erläutern. An der Spitze steht wie im vergangenen Jahr Volkswagen mit 900000 Euro für den Aufsichtsratschef, Schlusslicht ist Beiersdorf mit gut 200000 Euro (siehe Tabelle). Auf Platz 2 und 3 liegen Deutsche Bank und Linde. Bei der Deutschen Bank hat der Aufsichtsrat im Pandemiejahr freiwillig auf ein Zwölftel der Jahresvergütung verzichtet. Dabei ist die Zahl der Sitzungen in Plenum und Ausschüssen von 56 auf 63 gestiegen.

Dass viele Aufsichtsratssitzungen 2020 virtuell und nicht in Präsenztreffen stattfanden, wirkt sich in der Höhe der Sitzungsgelder aus, die teilweise bei virtueller Teilnahme ausgeschlossen sind. Corona hat zu einer höheren Arbeitsbelastung geführt. Die durchschnittliche Anzahl der Sitzungen im Plenum stieg 2020 laut HKP  von sieben auf neun. Spitzenreiter ist Delivery Hero mit 27 Treffen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.