Atomstrom

Neue Verzögerungen bei Frankreichs Kernreaktoren

Das Wiederhochfahren der derzeit stillstehenden Atomreaktoren in Frankreich dauert länger als geplant. Genau wie die Inbetriebnahme des ersten EPR-Druckwasserreaktors.

Neue Verzögerungen bei Frankreichs Kernreaktoren

wü Paris

Gleich mehrere neue Verzögerungen gibt es für den französischen Stromversorger Électricité de France (EDF). Er musste gerade die bereits um elf Jahre verspätete Inbetriebnahme des ersten französischen EPR-Druckwasserreaktors in Flamanville in der Normandie um weitere sechs Monate verschieben. Sie soll nun Mitte 2024 stattfinden. Ur­sprünglich war sie für 2012 geplant. Die neue Verspätung lässt auch die Kosten des Projekts weiter in die Höhe schießen, auf 13,2 Mrd. Euro. Sie waren ursprünglich auf rund 3,3 Mrd. Euro geschätzt worden, zuletzt vor der neuen Verspätung auf 12,7 Mrd. Euro.

Sollte EDF jetzt den neuen Zeitplan einhalten können, könnte der EPR-Reaktor dennoch nur für kurze Zeit in Betrieb genommen werden. Da der für den Reaktordeckel verwendete Stahl Anomalien aufweist, hat der Betreiber der 56 französischen Atomreaktoren der für die Atomsicherheit zuständigen Behörde ASN (Autorité de sûreté nuclé­aire) versprochen, den Reaktordeckel 2024 auszutauschen.

Bei der geplanten Wiederinbetriebnahme der wegen Wartungsarbeiten sowie Kontrollen und Reparaturen aufgrund von Korrosionsproblemen stillstehenden Reaktoren kommt es ebenfalls zu Verzögerungen. So soll der Reaktor 1 in Flamanville erst Mitte Februar statt Weihnachten wieder hochgefahren werden, ein Reaktor in Penly Ende März statt Ende Januar. Zuletzt standen noch immer 15 der 56 französischen Reaktoren still. Wegen der Verzögerungen dürften im Dezember rund 1 Gigawatt (GW) weniger zur Verfügung stehen als ursprünglich ge­plant, im Januar 2 GW und im Feb­ruar 3 GW.

Trotz der wiederholten Probleme mit dem Atomkraftwerkspark will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Bau von sechs EPR-Reaktoren der neuen Generation noch vor Ende seiner zweiten Amtszeit 2027 lancieren. Die Kosten dafür schätzt die Regierung auf 51,7 Mrd. Euro.