Adipositas

Novo Nordisk treibt Zulassung von hochdosierter Abnehmpille voran

Der Pharmakonzern Novo Nordisk sorgt mit seinen Abnehmpräparaten für Furore. Für eine hoch dosierte Pille soll im laufenden Jahr die Zulassung beantragt werden. Die Markteinführung von Wegovy in Deutschland steht nach Firmenangaben Ende Juli an.

Novo Nordisk treibt Zulassung von hochdosierter Abnehmpille voran

Novo Nordisk setzt auf hochdosierte Abnehmpille

Zulassungsantrag in diesem Jahr – Konzernchef kündigt Markteinführung von Wegovy in Deutschland für Ende Juli an

Reuters/dpa-afx Berlin

Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk plant nach positiven Studiendaten seiner hochdosierten Abnehmpille mit dem Wirkstoff Semaglutid noch in diesem Jahr einen Zulassungsantrag in den USA und Europa. Der Zeitpunkt der Markteinführung stehe aber noch nicht fest, erklärte Medizinchef Mico Guevarra anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse. Denn das Unternehmen kann bereits mit der hohen Nachfrage in den USA nach seinen Medikamenten Wegovy und Ozempic, die dort als einmal wöchentliche Spritze zur Behandlung von Adipositas und Diabetes auf dem Markt sind, nicht Schritt halten und kämpft mit Lieferschwierigkeiten.

Wie auch Wegovy und Ozempic enthält die Pille den Wirkstoff Semaglutid. Den Studienergebnissen zufolge führte die Behandlung mit der Tablette mit einer Dosierung von 50 Milligramm (mg) zu einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 15% bei übergewichtigen oder fettleibigen Erwachsenen – was im Einklang mit den jüngsten Studienergebnissen für andere in der Entwicklung befindliche Abnehmpillen steht wie etwa das Mittel Orforglipron von Eli Lilly. Novo Nordisk vertreibt bereits eine Semaglutid-Tablette unter dem Namen Rybelsus zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, deren höchste Dosierung jedoch 14 mg beträgt.

Promis schüren Hype

Das für viel Aufsehen sorgende Abnehmmittel Wegovy soll in gut einem Monat auch hierzulande verfügbar sein. "In Deutschland wollen wir es Ende Juli auf den Markt bringen", sagte der Chef von Novo Nordisk, Lars Fruergaard Jørgensen, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Wegovy ist seit Anfang 2022 in der EU zugelassen. Der darin enthaltene Wirkstoff Semaglutid soll zusammen mit einer Diät und Bewegung bei Gewichtsverlust und -kontrolle unterstützen. Gedacht ist das Präparat für Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30, also Adipositas. Und für Übergewichtige (BMI ab 27) mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung. Das Medikament wird einmal die Woche verabreicht, Patienten können es sich selbst spritzen.

In sozialen Medien wird der Wirkstoff gehypt, auch weil einige Promis so abgenommen haben sollen. So erwähnte Tech-Milliardär Elon Musk auf die Frage nach dem Geheimnis seines Aussehens neben dem Fasten den Namen der Arznei. Der Aktienkurs von Novo Nordisk hat innerhalb eines Jahres mehr als 40% zugelegt, das Unternehmen wird an der Börse nun mit etwa 250 Mrd. Euro bewertet.

Bislang vertreibe Novo Nordisk das Medikament in den USA, Dänemark und Norwegen, sagte Jørgensen. In den USA betrage der Listenpreis für eine einmonatige Behandlung 1.300 Dollar. Er plädierte dafür, dass Krankenversicherungen "die Kosten für die Patienten mit dem höchsten Body-Mass-Index und für den ärmsten Teil der Bevölkerung übernehmen sollten".

In Deutschland, wo etwa jeder vierte Erwachsene als adipös gilt, war das Mittel bislang nicht erhältlich. In einer Studie verloren Patienten, die begleitend zu Lebensstiländerungen eine Dosis Semaglutid pro Woche erhielten, im Schnitt nach 68 Wochen etwa 15% Gewicht. Eine Vergleichsgruppe, die ein Scheinmedikament bekam, nahm im gleichen Zeitraum nur gut 2% ab, wie es im "New England Journal of Medicine" hieß.

Chronische Erkrankung

Die Effekte sind aber nach bisherigem Kenntnisstand beim Absetzen des Medikaments nicht von Dauer. "Soweit wir bisher wissen, ist Adipositas eine chronische Krankheit. Das heißt: Wenn man die Behandlung abbricht, nimmt man wieder zu", sagte Jørgensen. Eventuell könnte es aber nach mehreren Jahren Behandlung auch bleibende Effekte geben, dafür gebe es aber noch keine Belege, so der CEO.

Nach Einschätzung der Schweizer Großbank UBS impliziert die Bewertung des Pharmakonzerns, dass mit den Produkten im Bereich Gewichtsabnahme alles glattläuft. Seit Jahresbeginn hat die Aktie um gut 17% zugelegt.