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Pininfarina fährt auf Foxconn ab

Der Turiner Karosseriespezialist und Designer Pininfarina blickt zuversichtlich in die Zukunft. Ein Grund dafür ist für CEO Silvio Angori die enge Zusammenarbeit mit dem iPhone-Fertiger Foxconn.

Pininfarina fährt auf Foxconn ab

Von Gerhard Bläske, Mailand

Der Turiner Karosseriespezialist und Designer Pininfarina blickt nach einem Umsatz- und Ertragseinbruch infolge der Corona-Pandemie 2020 und der Schließung der Engineering-Sparte nun zuversichtlich in die Zukunft. Ein Grund dafür ist für CEO Silvio Angori die enge Zusammenarbeit mit dem iPhone-Fertiger Foxconn.

Per Ende September wies das zu 76 % von der indischen Mahindra-Gruppe kontrollierte Unternehmen einen Umsatz auf Vorjahreshöhe von 49 Mill. Euro aus – obwohl das Engineering Geschäft weggefallen ist. „Wir sind in diesem Jahr um 15 % gewachsen“, sagte Angori der Börsen-Zeitung. „Und wir haben im dritten Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben.“ Für 2022 erwartet er ein leichtes Wachstum.

Mit dem Kredit von Mahindra über 20 Mill. Euro sei auch genug Geld in der Kasse. Angori strebt einen besseren Ausgleich zwischen den diversen Geschäftsfeldern an: „Der Mobilitätsbereich trägt 78 % zum Umsatz bei und bleibt für uns zentral, aber wir setzen stark auf das Industriedesign und den Sektor Customer Experience. Wir wollen diversifizieren.“ Sehr aktiv ist Pininfarina im Architekturbereich und hat etwa einen Luxus-Wohnturm in Sao Paulo sowie den Kontrollturm des neuen Großflughafens Istanbul entworfen.

Mit dem iPhone-Produzenten Foxconn arbeitet Pininfarina seit 2014 zusammen. Die Taiwanesen drängen in das Autogeschäft. „Wir sind mit dieser Zusammenarbeit sehr zufrieden. Foxconn hat alle Kenntnisse, die für das Auto der Zukunft nötig sind: Hoch entwickelte Technologien, gestische Interaktion im Fahrzeug und einen Ansatz, der sich von dem traditionellen Hersteller unterscheidet“, sagt Angori. Foxconn hat gerade das Model E, einen Elektro-Boliden mit 760 PS vorgestellt, an dem Pininfarina sehr wesentlich mitgewirkt hat. „Wir sind sehr stolz, der Welt ein Modell zeigen zu können, in das Pininfarina einen maximalen Teil seiner Kompetenzen gesteckt hat. Das ist der erste Schritt zu einer wichtigen strategischen Zusammenarbeit beider Unternehmen“, sagt Angori. Weitere Projekte seien geplant.

Pininfarina kooperiert auch eng mit dem vietnamesischen Hersteller Vinfast, für den die zwei Elektro-SUVs VFe35 und VFe36 entwickelt wurden. Auch der Super-Elektro-Sportwagen Battista, den Pininfarina komplett für die Schwestergesellschaft Pininfarina Automobile entwickelt hat und quasi in Handarbeit baut, war ein großer Erfolg. Der 1900-PS-Bolide wird in einer Stückzahl von 150 Einheiten produziert.

Angori weist darauf hin, dass seine Designschmiede und Automobile Pininfarina strikt voneinander getrennt sind. „Zwischen uns und Automobile gibt es eine chinesische Mauer.“ Das sei zentral, um das Vertrauen externer Kunden zu haben. Pininfarina S.p.A ist börsennotiert.

Ein traditionell sehr wichtiger Markt für Pininfarina ist Deutschland, wo 22 % der Erlöse erwirtschaftet werden. Mit dem langjährigen Partner BMW ist gerade der Mini John Cooper Works GP Carbon Spats entwickelt worden. Etwa 28 bis 30 % der Erlöse stammen aus Asien, der Großteil aus China.

Die Entwicklung einer gemeinsamen Plattform für Elektroautos von Pininfarina, Benteler und Bosch, die Angori als „strategisch“ bezeichnet, sei von der Pandemie nur kurzfristig gebremst worden. Angori erwartet hier schon bald sehr signifikative Fortschritte.