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RTL macht sich weiter am Portfolio zu schaffen

Die Sendergruppe RTL lotet Optionen für den Verkauf der Kontrollmehrheit an der französischen Sendergruppe M6 aus. Investieren wollen die Luxemburger dagegen in ihre Streamingdienste. Trotz des scharfen Gewinneinbruchs im abgelaufenen Turnus winkt den Aktionären zumindest wieder Dividende.

RTL macht sich weiter am Portfolio zu schaffen

ab Köln

– Nach dem Gewinneinbruch im abgelaufenen Turnus will die zu Bertelsmann gehörende TV-Gruppe RTL wieder wachsen, auch wenn das Vorkrisenniveau 2021 noch nicht wieder erreicht werden dürfte. Zugleich soll der Konsolidierungskurs im europäischen Sendergeschäft fortgesetzt werden, wie RTL-Chef Thomas Rabe bei der Bilanzpräsentation sagte. „Es sprechen klare Gründe für eine Konsolidierung im TV-Geschäft im Europa“, wiederholte der RTL-Chef, der zugleich den Vorstand der Muttergesellschaft leitet, frühere Aussage.

Seit Januar ist bekannt, dass RTL dabei auch mit dem Verkauf des Kontrollanteils (48 %) an der französischen Sendergruppe M6 liebäugelt. „Wir prüfen derzeit Optionen für unseren Kontrollanteil – mit dem Ziel, Wert für unsere Aktionäre zu schaffen“, sagte Rabe. Er verwies aber zugleich darauf, dass der Prozess noch am Anfang stehe und keine Gewissheit bestehe, dass am Ende auch eine Transaktion steht. Dem Vernehmen nach haben bereits der französische Medienkonzern Vivendi, der Mischkonzern Bouygues, der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky und der französische Telekomunternehmer Xavier Niel die Hand gehoben. Wie Reuters berichtet, soll sich auch die italienische Mediaset den französischen TV-Sender genauer anschauen. Zum Zeitplan machte Rabe keine Angaben.

Nationale Champions

Während sich RTL einerseits von Nicht-Kerngeschäften wie Broadband oder SpotX trennt, wurden andererseits die Beteiligungen an Sendern wie RTL Belgium oder jüngst Super RTL auf 100 % aufgestockt. Damit verfolgt Rabe seiner Grundüberzeugung, dass die nationalen TV-Märkte in Europa konsolidiert werden müssen. Die öffentlich geäußerten Gedankenspiele, sich in Deutschland mit dem Rivalen ProSiebenSat1. zusammenzutun, stoßen in Unterföhring allerdings auf wenig Gegenliebe. Erst kürzlich hatte Rainer Beaujean, Vorstandssprecher von ProSieben, betont, eigenständig bleiben zu wollen.

Während für die TV-Märkte Konsolidierung angesagt ist, setzt RTL darauf die Wachstumsgeschäfte auszubauen. An vorderster Stelle stehen dabei die Streamingdienste, bei denen sich die klassischen TV-Anbieter der Streamingkonkurrenz aus den USA wie Amazon, Netflix und Disney erwehren müssen. Zwar konnte RTL die Reichweite von TV Now in Deutschland und Videoland in den Niederlanden weiter ausbauen, mit 1,3 bzw. 0,9 Millionen zahlenden Abonnenten haben die Luxemburger aber noch einen weiten Weg vor sich.

Hohe Anlaufverluste

Festgehalten wird an der Zielsetzung, bis 2025 die Abonnentenzahlen auf 5 bis 7 Millionen auszubauen und damit Umsätze von 500 Mill. Euro zu generieren. Dann soll auch die Gewinnschwelle auf Basis des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Amortisation (Ebita) erreicht werden. Bis dahin werden sich die Anlaufverluste jedoch weiter auftürmen. Nach einem Verlust von 55 Mill. Euro im Vorjahr wird 2021 mit einem Minus von 150 Mill. Euro kalkuliert.

Diese Anlaufverluste sind in den Planzahlen für das neue Geschäftsjahr berücksichtigt. In diesem wird bei einem Konzernumsatz von 6,2 Mrd. Euro ein bereinigtes operatives Ergebnis auf 975 Mill. Euro in Aussicht gestellt. Unterstellt wird dabei ein organisches Wachstum von 8%. Das Wachstum soll dabei vor allem aus dem Streaminggeschäft und der Produktionsgesellschaft Fremantle stammen. Den Werbemärkten wird ein Zuwachs um „3% plus“ zugetraut. 2020 hatten die Werbeeinnahmen einzig im Schlussquartal zugelegt.

Der Einbruch der Werbemärkte hatte RTL im abgelaufenen Turnus einen Umsatzrückgang um knapp 10% auf 6 Mrd. Euro beschert. Zugleich war das bereinigte Ebita um 26% auf 853 Mill. Euro eingebrochen. Dass das Ergebnis nicht noch deutlicher nachgab, lag an Einschnitten auf der Kostenseite, die RTL auf 331 Mill. Euro beziffert.

Aktie spürbar erholt

Gute Nachrichten gab es auch für die Aktionäre, die für 2019 leer ausgegangen waren. Denn die zunächst geplante Ausschüttung von 4 Euro je Aktie hatte RTL nach Ausbruch der Seuche kurzerhand gestrichen. Für 2020 winkt nun eine Dividende von 3 Euro je Aktie. Dabei stammen 2,50 Euro aus dem operativen Geschäft. Zudem werden die Anteilseigner – allen voran der Mutterkonzern Bertelsmann, der mit 76,3 % die Mehrheit hält – mit 0,50 Euro an den cash-relevanten Veräußerungsgewinnen beteiligt. Damit zeichnet sich für 2021 erneut ein gutes Dividendenjahr ab, winkt der Sendergruppe aus dem im Februar annoncierten Verkauf der US-Werbeplattform SpotX (vgl. BZ vom 6. Februar) doch ein satter Buchgewinn. Mit dem Abschluss der Transaktion wird im zweiten Quartal gerechnet.

Die Börse honorierte die Zahlen mit einem Kurszuwachs um in der Spitze 1,4 %. Ausgehend von dem im August 2020 erreichten Tief von knapp 27 Euro hat sich die Aktie um mehr als 80 % verteuert.

RTL Group
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz6 0176 651
Bereinigtes Ebita8531 156
  RTL Deutschland467663
  M 6266287
  Fremantle87142
Ebita-Marge (%)14,217,4
Periodenüberschuss625864
  RTL-Aktionäre492754
Operativer Cash-flow9331 055
Nettofinanzposition236– 384
Börsen-Zeitung