Sachlichkeit in Klimadebatte gefordert

Covestro-Chef: Kunststoff nicht das Problem - "Werkstoff des 21. Jahrhunderts"

Sachlichkeit in Klimadebatte gefordert

ab Düsseldorf – In der oftmals von Emotionen geleiteten Debatte um Klimaschutz mahnt Covestro-Chef Markus Steilemann zu mehr Sachlichkeit. “In der öffentlichen Wahrnehmung ist Kunststoff das Problem, doch es handelt sich um ein Abfallproblem”, sagte Steilemann vor der wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. Die Langlebigkeit von Kunststoff, eigentlich eine positive Eigenschaft des Materials, werde zum Problem, weil die verbrauchten Güter nicht sachgerecht entsorgt würden.”Das Problem ist das lineare Wirtschaften”, konstatierte Steilemann und warb für mehr Anstrengungen in der Kreislaufwirtschaft. Dabei gehe es weniger um mechanisches Recycling, vielmehr müsse Kunststoffabfall wieder in einen chemischen Rohstoff rückverwandelt werden. Noch stecken die Verfahren allerdings in den Kinderschuhen. “Wir brauchen einige Jahrzehnte, um die Kreislaufwirtschaft aufzubauen”, sagte Steilemann.Nach Einschätzung des promovierten Chemikers ist Kunststoff aufgrund seiner herausragenden Eigenschaften der Werkstoff des 21. Jahrhunderts. Sei es in der Gebäudedämmung, der Windenergie oder dem Automobilbau. Für jedes andere Material werde mehr Energie bei der Herstellung eingesetzt. Gleichwohl ist Steilemann auch klar, dass der Einsatz von Rohöl zur Produktion dauerhaft zum Problem wird. “Wir müssen weg von endlichen Rohstoffen”, ist der Manager überzeugt. Von daher arbeite der Kunststoffkonzern Covestro seit Jahren daran, aus dem klimaschädlichen Gas CO2 Kunststoffbestandteile herzustellen. 2008 gab es erste Überlegungen, die in einer Forschungskooperation mit der RWTH Aachen mündeten. Seit drei Jahren ist eine Anlage im kommerziellen Betrieb, die CO2 wieder in Rohstoffe zur Herstellung von bestimmten Weichschäumen umwandelt. Auf diesem Weg würden jährlich 1 000 Tonnen Rohöl eingespart.Anders als andere Chemieunternehmen hat sich Covestro noch nicht auf einen Zeitpunkt festgelegt, bis wann der Konzern klimaneutral wirtschaften will. “Man darf sich nicht in einen Wettlauf im Verkünden von Klimazielen begeben. Das ist wenig hilfreich”, glaubt Steilemann. Ziele und Meilensteine auf dem Weg dorthin müssten gut begründet festgelegt werden. “Dabei lasse ich mich nicht treiben”, stellt der Manager klar.