Windenergie

Siemens Energy häuft mehr Aufträge als die Mutter Siemens AG an

Kraftwerkshersteller haben Rückenwind: Siemens Energy häuft extrem viele Aufträge an. Mittlerweile übertrumpft der Konzern in dieser Kategorie sogar die Muttergesellschaft Siemens AG.

Siemens Energy häuft mehr Aufträge als die Mutter Siemens AG an

Siemens Energy häuft mehr Aufträge an als die Mutter

Eingang im Quartal und im Bestand auf Rekordhöhe – Vorstandschef Bruch: Onshore-Qualitätsprobleme sind verstanden

mic München

Siemens Energy wächst über die ehemalige Mutter Siemens AG hinaus – zumindest gemessen am Auftragsbestand. Der Energietechnik-Anbieter hat im ersten Quartal sowohl den Eingang als auch den Bestand der Order auf eine Rekordhöhe geschraubt. „Es ist nach wie vor ein gutes Umfeld“, sagte Vorstandsvorsitzender Christian Bruch in einer Telefonkonferenz anlässlich der Vorlage der endgültigen Zahlen. Finanzvorständin Maria Ferraro bezeichnete die Entwicklung der Aufträge als herausragend, sie sei besser als erwartet.

Siemens Energy erhöhte den Auftragseingang im ersten Quartal (30. Dezember) um fast ein Viertel auf 15,4 Mrd. Euro, obwohl der Konzern für Onshore-Windkraftanlagen wegen der anhaltenden Qualitätsprobleme einen Vertriebsstopp verhängt hatte. Insbesondere die zwei Sparten Stromübertragung (Grid Technologies) und industrielle Anwendungen (Transformation of Industry) sorgten für den Rückenwind.

In der Summe lag der Auftragseingang im Quartal doppelt so hoch wie der Umsatz, so dass der Auftragsbestand innerhalb von drei Monaten von 112 auf 118 Mrd. Euro emporschnellte. Zum Geschäftsjahresende (30. September) hatte Siemens Energy erstmals die Siemens AG in dieser Messgröße übertroffen, lag allerdings nur um 1 Mrd. Euro vorne. Im ersten Quartal dürfte der Energietechnikkonzern den Abstand deutlich ausgebaut haben, weil die Siemens AG – die die Zahlen am Donnerstag dieser Woche präsentiert – eher mit einem verhaltenen Auftragseingang in das Geschäftsjahr gestartet sein sollte.

Positive Cash-Position

Allerdings erlöst die Mutter weit mehr als doppelt so viel wie Siemens Energy, die Profitabilität beträgt ein Vielfaches. Der Siemens-Umsatz speist sich teils aus Geschäft, das kurz nach Auftragseingang an den Kunden geht und daher im Bestand gar nicht auftaucht.

Siemens Energy bestätigte, wie bereits am 23. Januar gemeldet, dass das Unternehmen in die Gewinnzone zurückgekehrt sei. Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 12,6%, das Ergebnis vor Sondereffekten drehte von −282 Mill. Euro auf 208 Mill. Euro. Inklusive des Gewinns aus dem Verkauf eines 18-Prozent-Anteils an der indischen Siemens Ltd. betrug der Gewinn nach Steuern 1,6 Mrd. Euro.

Der Verkauf brachte einen Buchgewinn von 1,7 Mrd. Euro, Ferraro bezifferte den Liquiditätszufluss auf fast 2,1 Mrd. Euro. Die Cash-Position sei nun wieder positiv, obwohl der Free Cashflow vor Steuern mit −283 Mill. Euro tief negativ war. Ferraro begründete den Mittelabfluss mit einem erhöhten Nettoumlaufvermögen bei der Windkraftsparte Siemens Gamesa.

Entscheidung über Vertrieb

Bruch erklärte, im Gamesa-Geschäft mit Windkraftanlagen an Land seien die technischen Untersuchungen weitestgehend abgeschlossen. Man habe die Probleme verstanden und müsse nun die Lösungen gemeinsam mit den Lieferanten angehen. Der Präsentation für die Analysten zufolge seinen kurzfristige Maßnahmen für 80% der Qualitätsthemen festgelegt, langfristige korrigierende Lösungen gebe es für 50%.

Vertrieb läuft an

Bruch sagte, es werde im Laufe des Jahres entschieden, wann Siemens Energy den Vertrieb für die Windgeneratoren wieder aufnehme. Der Präsentation zufolge waren Ende Dezember gut 1.800 der 4.X-Einheiten und gut 500 der 5.X-Version installiert. Unverändert gilt, dass die Cash-Belastung für die Beseitigung der Qualitätsprobleme vor allem im Geschäftsjahr 2024/2025 anfällt.  Der Präsentation zufolge wird noch im laufenden Jahr über das zukünftige Onshore-Produktportfolio entschieden. Die Erweiterung der Offshore-Fabrikationskapazitäten sei nahezu abgeschlossen, sagte Bruch.

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