Medien

Sondereffekte treiben Bertelsmann-Gewinn

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe baut den Medienkonzern weiter um. Noch im ersten Halbjahr soll sich die Zukunft der französischen Sendergruppe M6 entscheiden. Das vergangene Jahr endete für die Gütersloher operativ noch versöhnlich, nachdem zwischenzeitlich die Werbemärkte stark eingebrochen waren.

Sondereffekte treiben Bertelsmann-Gewinn

ak Köln

 Bertelsmann hat die zwischenzeitlich hohen Umsatzeinbußen in der Pandemie in den letzten Monaten des vergangenen Jahres stark eingrenzen können. Am Ende stand ein Rückgang um 4% auf 17,3 Mrd. Euro. Im vierten Quartal spürte Europas größter Medienkonzern bereits wieder Aufwind: Organisch zogen die Erlöse um knapp 6% an. Der größtenteils pandemiebedingte Umsatzrückgang in den Werbe- und Druckgeschäften sei durch das organische Wachstum der Buchverlags- und Dienstleistungsaktivitäten erheblich abgefedert worden, schrieb das Management im Geschäftsbericht. Das Konzernergebnis baute Bertelsmann sogar erheblich aus – um ein Drittel auf knapp 1,5 Mrd. Euro. Das lag jedoch an Einmaleffekten wie dem Verkauf von Immobilien, die 376 Mill. Euro an Veräußerungsgewinnen brachten, sowie an den Ergebnissen aus Beteiligungsverkäufen. Hier wies Bertelsmann im Geschäftsbericht 410 Mill. Euro aus, nachdem es im Vorjahr 90 Mill. Euro gewesen waren. Auf der Gegenseite zogen die Belastungen aus Impairments an. So erhöhten sich die Wertminderungen auf Geschäfts- und Firmenwerte um 90 Mill. auf 116 Mill. Euro. Das Ergebnis der operativ tätigen Sparten ging zurück, da vor allem die Gewinneinbußen von RTL nicht vollständig aufgefangen werden konnten. Die Einnahmen aus TV-Werbung waren im Lockdown drastisch gesunken.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, dessen Vertrag kürzlich um fünf weitere Jahre verlängert worden war, kündigte an, in Zukunft noch stärker auf Wachstum zu setzen. Sein Ziel ist die Schaffung „nationaler Medien-Champions“. Denn nur so, lautet Rabes Argumentation, könnten europäische Player im Wettbewerb mit den US-Tech-Plattformen wie Google oder Amazon bestehen.

Mehrere Interessenten

Die Zukunft der französischen Sendergruppe M6, die zu RTL gehört, soll sich noch im ersten Halbjahr entscheiden. „Wir prüfen Optionen für und mit M6“, sagte Rabe in einer Telefonkonferenz. „Der Prozess läuft und er wird nicht mehr ewig dauern.“ Das Interesse an dem Unternehmen sei sehr groß, es habe immerhin im Corona-Jahr das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte geliefert. Laut Medienberichten zählen Vivendi, Bouygues und ein Konsortium um den französischen Telekom- und Tech-Milliardär Xavier Niel zu den Bietern.

Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Belgien und den Niederlanden strebt Bertelsmann Konsolidierung an. Kartellrechtlich sei das jedoch nicht leicht umzusetzen.

In Deutschland bastelt Rabe an seiner Idee eines crossmedialen Anbieters und hat die engere Bindung der eigenen Töchter RTL und Gruner+Jahr ins Spiel gebracht. Ein Zusammenschluss sei möglich, bestätigte er. Zusammen mit McKinsey prüft Bertelsmann derzeit die Optionen und will im dritten Quartal eine Entscheidung treffen. Noch vor Jahresende soll dann mit der Umsetzung begonnen werden.

Im laufenden Jahr geht Bertelsmann erneut von einem Konzernergebnis von über 1 Mrd. Euro aus. Dabei sollen ergebniswirksame Investitionen von 250 Mill. Euro in neue Geschäfte getätigt werden, insbesondere Streaming-Angebote, Cloud und Data. Der Vorstand geht von einem operativ stabilen Ergebnis auf vergleichbarer Basis – ohne die Immobilienerlöse – aus. Bilanziell steht Bertelsmann vor der geplanten Milliardenübernahme des US-Buchverlags Simon & Schuster robuster da als vor einem Jahr. Die Nettofinanzschulden des Konzerns sind um mehr als ein Drittel auf 2,1 Mrd. Euro gesunken, was vor allem an der hohen operativen Mittelfreisetzung lag. Der bereinigte Operating Free Cash-flow stieg auf 2,6 (i.V. 1,9) Mrd. Euro. Der Verschuldungsgrad liegt den Angaben zufolge mit 1,9 jetzt wieder deutlich unter dem Maximal-Zielwert von 2,5.

Bertelsmann
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz1728918023
Operating Ebitda *31432887
 dav. Corporate295− 86
Operating Ebitda der Bereiche       2848       2973
Sondereinflüsse51− 154
Finanzergebnis− 339− 309
Konzernergebnis14591091
Wirtschaftliche Investitionen       1717       1314
Wirtschaftliche Schulden       5207       6511
Liquide Mittel45711636
*) aus fortgeführten AktivitätenBörsen-Zeitung
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