Industrie

Staplergeschäft stimmt Kion erneut optimistischer

Der Intralogistikkonzern Kion ist nach den ersten sechs Monaten erneut zuversichtlicher geworden und hat seine Jahresprognose nach oben geschraubt. Auch im aktuell schleppenden Geschäft mit Lieferkettenlogistik rechnen die Frankfurter langfristig mit mehr Schwung.

Staplergeschäft stimmt Kion erneut optimistischer

Kion hebt Prognose erneut an

Geschäft mit Gabelstaplern wächst im ersten Halbjahr deutlich – Erholung in Lieferkettensparte erwartet – Aktie legt zu

kro Frankfurt

Der Frankfurter Intralogistikkonzern Kion legt nach gut gelaufenen Geschäften im Gabelstapler-Segment bei seinen Jahreszielen nochmal eine Schippe drauf. Der Umsatz soll 2023 nun konzernweit bei mindestens 11,4 Mrd. Euro liegen und damit im Vergleich zum Vorjahr um gut 2% anziehen, wie der MDax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Zu Beginn des Jahres hatte das Management im Zuge einer zuletzt gesunkenen Nachfrage der E-Commerce-Kundschaft noch einen leichten Rückgang für möglich gehalten. Im April kam es dann aber zur ersten Prognoseerhöhung, die zumindest ein kleines Plus in Aussicht stellte.

An der Börse zeigten sich Anleger erfreut: Der Aktienkurs legte zeitweise um mehr als 10% auf fast 39 Euro zu. Er ist damit aber noch weit entfernt von seinem Höchststand vom Herbst 2021, als die Aktie während des coronabedingten E-Commerce-Booms mehr als 100 Euro kostete. Bei Bloomberg gelistete Analysten gehen auch nicht davon aus, dass die Titel in absehbarer Zeit wieder so teuer werden. Der durchschnittliche Zielkurs liegt auf Zwölfmonatssicht aktuell bei gut 44 Euro.

Beim erwarteten Jahresergebnis ist Kion nach dem ersten Halbjahr ebenfalls wieder zuversichtlicher geworden – und zwar deutlich. Der Konzern rechnet nun mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mindestens 680 Mill. Euro. Zuvor war hier von mindestens 615 Mill. Euro die Rede, Anfang des Jahres sogar noch von mindestens 550 Mill. Euro. Auch hier speist sich die verbesserte Aussicht ausschließlich aus dem Kerngeschäft mit Gabelstaplern und Lagertechnik, das zuletzt davon profitierte, dass Kion Aufträge aus dem Vorjahr schneller abarbeiten und gleichzeitig höhere Preise durchsetzen konnte. Konzernweit legte das bereinigte Ebit dadurch um knapp 12% auf gut 348 Mill. Euro zu. Der Gewinn unter dem Strich gab jedoch aufgrund von höheren Steueraufwendungen und einem geringeren Finanzergebnis um 8% auf 146 Mill. Euro nach.

Langfristige Wachstumsmärkte

Während der Umsatz in der Flurförderzeug-Sparte in den ersten sechs Monaten um fast ein Fünftel auf 4,1 Mrd. Euro anzog, lief es im Geschäft mit den Lieferkettenlösungen, das Kion über seine 2016 übernommene Tochter Dematic betreibt, schleppend. Die Erlöse gingen in der Sparte um fast 29% auf 1,5 Mrd. Euro zurück – eine Entwicklung, die nicht überrascht, wie der neue Finanzchef Christian Harm der Börsen-Zeitung sagte. „Im letzten Jahr gab es bei den Auftragseingängen eine gewisse Zurückhaltung von großen E-Commerce-Playern wie Amazon – nach einer Sonderkonjunktur im E-Commerce, die durch die Covid-Pandemie getrieben war. Das spiegelt sich jetzt im Umsatz wider.“

Der Auftragseingang ist in der Sparte zwar auch im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich zurückgegangen, und zwar um ein gutes Viertel auf 1,4 Mrd. Euro. Harm ist dennoch zuversichtlich. „Wir haben auch nach wie vor eine unverändert positive Sicht auf die Markttrends und erwarten weiterhin, dass der Markt für Lieferkettenlösungen bis 2027 jährlich um durchschnittlich 9% wachsen wird.“ Weniger profitable Projekte aus dem Vorjahr würden zudem allmählich auslaufen. Dadurch werde man „Quartal für Quartal eine Verbesserung der Ergebnisse im Lieferkettengeschäft sehen“. Im ersten Halbjahr war das bereinigte Ebit in der Sparte um über 90% auf etwa 15 Mill. Euro geschrumpft.

Kion

Auch im Gabelstaplergeschäft rechnet Kion langfristig mit einer weiter anziehenden Nachfrage. Bis 2027 soll der Markt jährlich durchschnittlich um 5% zulegen.Harm hatte die Rolle des CFO Anfang Juli übernommen, nachdem sein Vorgänger Marcus Wassenberg den Konzern nach nur sechs Monaten im Amt überraschend und „auf eigenen Wunsch“ verlassen hatte, wie es von Kion damals hieß. Wassenbergs Vorgängerin Anke Groth wiederum war im März 2022 ebenfalls vorzeitig ausgeschieden und damit kurz nachdem Rob Smith den Posten des CEO von Gordon Riske übernommen hatte.

Personalkarussell im Vorstand

Ob sich Harm durch all diese jüngsten Wechsel im Vorstand unter Druck gesetzt fühlt, der Führungsspitze wieder zu mehr Kontinuität zu verhelfen? Nein, sagt der Österreicher, es sei vielmehr eine „tolle Möglichkeit, meine 20-jährige Erfahrung bei Kion an der richtigen Stelle einzubringen, und ich fühle mich für die Aufgabe sehr gut gerüstet“.

Der Intralogistikkonzern Kion ist nach den ersten sechs Monaten dank gut gelaufener Gabelstapler-Geschäfte erneut zuversichtlicher geworden und hat seine Jahresprognose nach oben geschraubt. Im aktuell schleppenden Geschäft mit der Lieferkettenlogistik rechnen die Frankfurter langfristig ebenfalls mit mehr Schwung.

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