Siemens Healthineers

Starkes Wachstum bis 2025

Siemens Healthineers drückt aufs Gas. Vorstandschef Bernd Montag kündigt auf dem Kapitalmarkttag ein starkes Umsatzplus und ein überproportionales Gewinnwachstum an. Der Aktienkurs steigt auf ein Rekordhoch.

Starkes Wachstum bis 2025

mic München

Siemens Healthi­neers will bis zum Jahr 2025 stark expandieren. „Wir nennen dieses Kapitel New Ambition, denn es geht um eine stetig steigende Zunahme bahnbrechender Innovationen und um beschleunigtes Wachstum“, erklärte Vorstandsvorsitzender Bernd Montag auf dem virtuellen Kapitalmarkttag des Unternehmens.

Als Expansionsmöglichkeiten hat das Management drei Felder ausgemacht. Erstens konzentriert sich der Medizintechnik-Spezialist aus Erlangen auf die Bekämpfung schwerwiegender Krankheiten. Krebs, Herz-Kreislauf-Beeinträchtigungen und neurovaskuläre Erkrankungen stehen im Mittelpunkt. Siemens Healtineers will – zweitens – die Gesundheitsdienstleister unterstützen, ihre Effizienz beispielsweise durch die Automatisierung von Arbeitsabläufen oder das Angebot digitaler Dienstleistungen zu verbessern. Drittens soll ein leichterer Zugang zur Gesundheitsversorgung das Wachstum beschleunigen. Dieser fehle rund drei Milliarden Menschen.

In der Konsequenz wird der Umsatz der Planung zufolge auf vergleichbarer Basis um 6 bis 8% pro Jahr steigen (ohne Währungsumrechnungs- und Konsolidierungseffekte sowie den Corona-Test-Umsatz). Der bereinigte Gewinn pro Aktie, der etwa um Fusions- und Personalabbaukosten korrigiert wird, solle in den Geschäftsjahren 2022/2023 bis 2024/2025 überproportional wachsen, kündigte Finanzvorstand Jochen Schmitz an. Es wird ein Plus von jeweils 12 bis 15% angepeilt. Schmitz betonte, dass die leicht auf mehr als 350 Mill. Euro (bis 2025) angehobenen Synergien aus der Varian-Übernahme in den Zielen berücksichtigt seien. Im laufenden Geschäftsjahr beträgt das Gewinnwachstum der bekannten Prognose zufolge ohne die Tests 17 bis 23% auf 2,08 bis 2,20 Euro je Aktie.

Die Pläne führten den Xetra-Aktienkurs auf ein Rekordhoch. Bis zum Handelsschluss legte die Notierung von Siemens Healthineers um 5,6% auf 63,78 Euro zu.

Varian als Zugpferd

Montag bewertete die Aufspaltung von General Electric, die unter anderem zur Entstehung eines reinen Medizintechnik-Spezialisten führen soll, als Bestätigung der eigenen Strategie: „Es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Die Strategie 2025 legte die Latte für alle Sparten außer Diagnostics zumindest in Teilen höher. Imaging, das auf bildgebende Systeme spezialisiert ist, soll den Umsatz vergleichbar um 5 bis 8% steigern. Die bisherige Mittelfristplanung sah ein Wachstum von mehr als 5% vor (siehe Grafik). Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Sparte 9,8 Mrd. Euro erlöst. Chef André Hartung kündigte an, die bereinigte Marge um jährlich 0,2 bis 0,8 Prozentpunkte erhöhen zu wollen. Im Geschäftsjahr 2020/2021 hatte sie bei 21,1% gelegen. Die Sparte, die 26000 Personen beschäftigt, schreibt sich einen Marktanteil (ohne Ultraschall-Geschäft) von 34% zu. Der Marktanteil sei im vergangenen Geschäftsjahr um 1,4 Prozentpunkte gestiegen, so Hartung.

Dem neu erworbenen Strahlentheraphie-Spezialisten Varian, der eine eigene Sparte bildet, traut Sparten-Chef Chris Toth eine besondere Wachstumsdynamik zu. Der Umsatz, der im laufenden Turnus auf 2,9 bis 3,1 Mrd. Euro zulegen soll, werde um 9 bis 12% pro Jahr wachsen. Die bereinigte Marge wird der Planung zufolge bis zum Geschäftsjahr 2024/2025 von zuletzt 17,0% auf deutlich über 20% steigen. Toth zufolge hat Varian einen Marktanteil von mehr als 50%. Der adressierbare Gesamtmarkt umfasse 2025 rund 17 Mrd. Euro. Die Kostensynergien, die 2025 mehr als 150 Mill. Euro betragen sollen, würden in den ersten beiden Geschäftsjahren teils reinvestiert: „Dies ist eine Wachstumsstory.“

Die Sparte Advanced Therapies mit 4500 Beschäftigten und einem Marktanteil von 35% soll ein Wachstum zwischen 5 und 8% erreichen. Im vergangenen Geschäftsjahr erlöste die Sparte 1,7 Mrd. Euro. Die Marge von 14,8% solle sich bis zum Jahr 2025 „in Richtung 20% verbessern“, sagte Spartenchef Carsten Bertram.

Für die Sparte Diagnostics (Marktanteil 14%) behält der Vorstand die Mittelfristziele im Wesentlichen bei. Demnach wird der Umsatz bis zum Geschäftsjahr 2024/2025 vergleichbar um 4 bis 6% wachsen – allerdings wird dieser Wert erst im Zeitablauf erreicht. Dies gilt auch für die Marge, die auf eine Prozentzahl im mittleren Zehnerbereich zulegen soll. Spartenchef Deepak Nath erklärte, es seien nun mehr als 6000 Stück der Plattform Atellica installiert. Ende September 2020 betrug die Zahl installierter Geräte 4300. Nath, der schon vor längerer Zeit eine kleinere Atellica-Version mit dem Namen CI1900 angekündigt hatte, erklärte, dieser Marktstart werde auf das Geschäftsjahr 2022/23 verschoben. Er begründete dies mit der Pandemie.

M&A bleibt ein Thema

Zur Erreichung der Ziele hat sich Healthineers einen engen Korridor gesetzt, in dem sich die Ausgaben bewegen sollen. Der Konzern möchte zwischen 8 und 9% des Umsatzes für Forschung und Entwicklung und 3,5 bis 4,5% für Capex ausgeben. Für Vertrieb und Verwaltung sind 15 bis 17% eingeplant. Die Produktivität soll um 4 bis 5% pro Jahr erhöht werden, der Preisdruck wird mit 1,5 bis 2,5% kalkuliert. Unverändert 55% des Umsatzes sollen wiederkehrende Erlöse liefern. Das Unternehmen peilt eine Cash-Conversion-Rate von 0,7 bis 0,9 vor Steuern an. Die Ausschüttungsquote beträgt weiterhin 50 bis 60% des Nettogewinns. Schmitz schloss mittelfristig auch größere Akquisitionen nicht aus. Die Nettoverschuldung solle das Vierfache des Ebitda nicht überschreiten, um ein solides Investment-Grad-Rating zu halten. Ende September betrug der Wert 3,5.

Wertberichtigt Seite 6

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