Deloitte-Umfrage

Trübe Stimmung bei Finanzvorständen

Die Stimmungsaufhellung aus dem Frühjahr ist verflogen. Die Finanzvorstände deutscher Unternehmen blicken laut einer Umfrage von Deloitte mit Sorge nach vorn.

Trübe Stimmung bei Finanzvorständen

Deutsche Finanzchefs sind zurück im Krisenmodus

CFO-Umfrage von Deloitte: Großunternehmen besonders pessimistisch – Investitionszurückhaltung – Exportwirtschaft sorgt sich um geopolitische Risiken

ab Düsseldorf

Die Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft ist nur von kurzer Dauer gewesen. Jetzt wird wieder Trübsal geblasen, wie aus der CFO-Umfrage von Deloitte unter 193 Finanzvorständen hervorgeht. Bemerkenswert dabei: Je größer und internationaler ausgerichtet die Firmen sind, desto düsterer fällt ihr Blick auf die kurzfristigen Geschäftsaussichten aus. Die wirtschaftlichen Schocks der vergangenen Jahre sind offenbar noch längst nicht überwunden.

"Die seit Jahresbeginn gestiegenen Zinsen bremsen die Investitions- und Konsumlaune", begründet Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch den Pessimismus und verweist darauf, dass sich die Geschäftsaussichten bei der Befragung im Frühjahr noch deutlich verbessert hatten. Erschwerend komme hinzu, dass das exportlastige verarbeitende Gewerbe aufgrund der Unsicherheiten in den USA und China schwächele.

Stimmungstief auf dem Bau

Insgesamt schätzt fast die Hälfte der Befragten die Aussichten schlechter ein. Der Index als Differenz aus positiven und negativen Einschätzungen hat sich auf −30 (Frühjahr: 14)% verschlechtert. Fast die Hälfte der befragten Firmen schätzt die Geschäftsaussichten schlechter ein als vor drei Monaten. Bei Unternehmen mit mehr als 1 Mrd. Euro Umsatz ist der Index gar auf −44% abgerutscht. In der Branchensicht sieht es in der Bauwirtschaft (−62%), dem Maschinenbau (−50%) und der Autoindustrie (−40%) besonders düster aus.

Inflation bleibt hoch

Im Ranking der größten Risiken gibt es dagegen kaum Bewegung. An oberster Stelle stehen unverändert Fachkräftemangel (64%) und steigende Lohnkosten (62%). Damit Hand in Hand geht die Erwartung einer anhaltend hohen Inflation. Für die Exportwirtschaft zählen zudem geopolitische Risiken (48%) zu den Top-Risiken. Unter dem größten Druck stehen dabei die für die deutsche Wirtschaft bedeutsamsten Branchen Automobil, Maschinenbau und Chemie. 58% der Befragten erkennen zudem in der schwachen Inlandsnachfrage ein hohes Risiko. Der Preisauftrieb wird sich nach der Umfrage nicht so schnell abschwächen.

Auf Sicht der kommenden zwölf Monate kalkulieren die Finanzvorstände mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von 4,9%. Damit liegen die Erwartungen höher als die meisten Inflationsprognosen und deutlich über dem 2-%-Ziel, das die Europäische Zentralbank verfolgt. Als Preistreiber gelten dabei nicht mehr nur die Energiepreise.

Die Preiserwartungen finden auch Eingang in die Businesspläne. So rechnen die Finanzchefs einerseits mit leicht steigenden Umsätzen, andererseits wird nach den Angaben auf breiter Front mit deutlichen Margenrückgängen gerechnet. Der entsprechende Index rutscht auf −21%.

Das wiederum hat Auswirkungen auf das Investitions- und Einstellungsverhalten. Konkret wird bei den Investitionen mit einem Rückgang um 7% und bei der Beschäftigung um 5% gerechnet. Allerdings gibt es große branchenspezifische Unterschiede. Während vor allem in der Autoindustrie auf die Bremse getreten wird – mehr als die Hälfte der Branchenunternehmen planen auf Sicht von zwölf Monaten weniger zu investieren –, wollen in der Konsumgüterindustrie 60% der Firmen mehr Geld in Sachanlagen stecken.

Schlusslicht Chemieindustrie

Mit Blick auf das Einstellungsverhalten will in der chemischen Industrie die Hälfte der Befragten weniger Personal einstellen. Demgegenüber gehen CFOs aus dem Dienstleistungssektor von mehr Einstellungen aus, insbesondere bei Banken und im Technologiesektor.

Wertberichtigt Seite 2
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