Automobilbranche

Neue Modelle stimmen Renault zuversichtlicher

Renault ist bisher weniger rentabel als einige Konkurrenten. Der Autobauer rechnet nun jedoch für das Gesamtjahr mit einer höheren operativen Marge als bisher angenommen. Allerdings dürfte der Druck auf die Margen europäischer Autobauer zunehmen.

Neue Modelle stimmen Renault zuversichtlicher

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Neue Modelle stimmen Renault zuversichtlicher

Autobauer hebt die Prognose für operative Marge und freien Bargeldmittelzufluss für das Gesamtjahr an

wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris

Nach einer längeren Durststrecke geht es für Renault langsam, aber sicher wieder aufwärts. Die von Konzernchef Luca de Meo seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren eingeleiteten Restrukturierungen scheinen Früchte zu tragen. Zudem kommen neue Modelle wie der SUV Austral und der Dacia Jogger an. Der französische Autobauer konnte deshalb Investoren jetzt mit einer Anhebung der Gewinnprognose für 2023 positiv überraschen.

Er rechnet nun für das Gesamtjahr mit einer operativen Marge von 7% bis 8%. Zuvor war er von mindestens 6% ausgegangen, Analysten im Schnitt von 6,2%. Zum Vergleich: Letztes Jahr hat Renault eine operative Marge von 5,6% verbucht. Selbst wenn die operative Marge nur 6% betragen würde, wäre es die beste des Autobauers innerhalb der letzten 20 Jahre.

Renault hinkt Konkurrenz hinterher

Allerdings hinkt er damit einigen Konkurrenten noch immer hinterher. So peilt Stellantis für das laufende Jahr erneut eine zweistellige operative Marge an. Dagegen ist die Marke Volkswagen im ersten Quartal auf gerade mal 3% gekommen, der gleichnamige Gesamtkonzern auf 7,5%. Die Kernmarke Volkswagen hat kürzlich angekündigt, die Umsatzrendite dank einer Ergebnisverbesserung um 10 Mrd. Euro bis 2026 auf 6,5% steigern zu wollen. Der Gesamtkonzern stellt bis 2027 bis zu 10% in Aussicht. 

Die Ratingagentur Fitch geht in einer in diesem Monat veröffentlichten Studie davon aus, dass die Kosteninflation und die nachlassende Kapazität, die Preise weiter zu erhöhen, die Rentabilität der europäischen Autobauer unter Druck setzen werden. Zudem dürften Investitionen im Zusammenhang mit der Elektrifizierung und neuen Abgasreglementierungen den Bargeldmittelzufluss belasten, meint sie. Die existierenden Margen von Qualitätsunternehmen wie Stellantis, VW oder Mercedes dürften diesen Druck dämpfen.

Renault setzt auf Produktoffensive

Renault peilt für ihre Automobilsparte einen operativen Bargeldmittelzufluss von mindestens 2,5 Mrd. Euro für das laufende Jahr an, nachdem der Konzern zuvor 2 Mrd. Euro anvisiert hatte. Für das erste Halbjahr erwartet der Autobauer eine operative Marge von 7% und einen operativen freien Bargeldmittelzufluss der Automobilaktivitäten in Höhe von rund 1,5 Mrd. Euro inklusive der Dividenden von Mobilize Financial Services in Höhe von 600 Mill. Euro. Er will die Ergebnisse des ersten Halbjahres am 27. Juli veröffentlichen.

Grund für die Anhebung der Prognose seien vor allem die Qualität des Verkaufsmixes in Verbindung mit dem Erfolg der neuen Modell-Lancierungen und die Fortführung der auf Wert bedachten Verkaufspolitik, erklärte Renault. Die in der Geschichte Renaults beispiellose Produktoffensive stehe erst am Anfang, so Konzernchef de Meo. Sie dürfte es ermöglichen, die Ergebnisse der Gruppe zu verbessern. Renault will in den nächsten zweieinhalb Jahren 18 neue Modelle lancieren. Zudem will sie ihre Elektrofahrzeugsparte abspalten und an die Börse bringen – allerdings vermutlich erst Anfang 2024 und nicht wie zuletzt angepeilt Ende 2023.

Die Erhöhung der Prognosen sei sehr beruhigend, da es angesichts des eingetrübten Umfeldes in Europa, was Nachfrage und Preise angehe, Zweifel im Hinblick auf Renault gegeben habe, urteilt Analyst Michael Foundoukidis von Oddo BHF. Investoren reagierten ähnlich, so dass die Renault-Aktie Donnerstag an der Börse Paris um 5% auf 38,27 Euro stieg.

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