ESG

Unternehmen müssen noch dicke Bretter bohren

Im Rahmen der EU-Taxonomie müssen Konzerne umfangreiche neue Berichtspflichten erfüllen, viele sind nach einer Umfrage der Beratungsgesellschaft PwC bislang unzureichend darauf vorbereitet.

Unternehmen müssen noch dicke Bretter bohren

swa Frankfurt

Auch wenn die EU-Taxonomie einen langen Vorlauf hatte, viele Unternehmen haben sich noch nicht mit der neuen Verordnung zu nachhaltigem Wirtschaften und zur Offenlegung von ESG-Kennzahlen befasst. Das geht aus einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor, für die 170 Unternehmen aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz in der Zeit von April bis Ende Juni 2021 interviewt wurden. Dabei tickt die Uhr, denn die Firmen müssen seit Jahresanfang bereits für das Geschäftsjahr 2021 offenlegen, inwieweit Umsatz, Investitionen und operativer Aufwand taxonomiekonform sind. Und das Ganze ist kein leichtes Unterfangen, sondern mehr als anspruchsvoll.

Dem Ergebnis der Studie zufolge haben sich vier von zehn Unternehmen im Befragungszeitraum noch nicht mit dem Thema inhaltlich auseinandergesetzt. Viele hatten auch noch einen weiten Weg vor sich. Von 89 Firmen, die sich bereits mit der EU-Taxonomie befassten, hätten erst 44% genauer ermittelt, welche Wirtschaftstätigkeiten in der EU-Taxonomie definiert sind.

„Vielen Unternehmen ist offensichtlich noch nicht vollumfänglich bewusst, wie komplex die Bestimmungen der EU-Taxonomie sind“, sagt Nadja Picard, Global Reporting Leader bei PwC Deutschland. Zur Zeit der Umfrage hatten erst knapp 30% der Gesellschaften Umsetzungsprojekte gestartet, weitere 19% hatten dies aber für die folgenden zwölf Monate vorgesehen. Weitere 12% gaben an, erst in den kommenden zwei bis drei Jahren mit der Umsetzung starten zu wollen.

PwC hat in der Studie auch untersucht, wie die Unternehmen grundsätzlich zum Thema Nachhaltigkeit stehen. Im Ergebnis haben drei von vier Befragten angegeben, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben. In knapp neun von zehn Firmen werden nichtfinanzielle Daten der Geschäftsführung vorgelegt. Allerdings wirken sich nichtfinanzielle Kennzahlen als Incentive nur in etwa einem Viertel der Unternehmen auf die Vergütung der Geschäftsleitung aus. Bei weiteren 8% sei dies geplant.

Nichtfinanzielle Daten verwenden die befragten Unternehmen für unterschiedliche Zwecke: Ein großer Teil für Nachhaltigkeitsberichterstattung (78%) und Strategieentwicklung (76%), rund 69% nutzen nichtfinanzielle Ziele nach eigenen Angaben auch schon für die Unternehmenssteuerung. Die letztgenannte Einschätzung ist nach Kenntnis von PwC zu optimistisch getroffen. „Denn für die Unternehmenssteuerung anhand nichtfinanzieller Kennzahlen bräuchte es standardisierte Prozesse – die Unternehmen vielfach noch nicht haben“, weiß Picard.

Der Grad der Automatisierung sei noch gering, was aus Sicht von PwC keine Dauerlösung sein kann. Für die Berichterstattung verwendeten 64% der Befragten noch überwiegend Excel-Tabellen, nur 34% setzen Tools ein (davon 16% Business-Intelligence-Lösungen und 9% selbstentwickelte Software). Nur 4% brächten bereits eine dedizierte ESG-Software zum Einsatz.