US-Behörde erwägt Verbot von Menthol-Zigaretten

Ergebnisbelastung für Tabakkonzerne - Kursrutsch

US-Behörde erwägt Verbot von Menthol-Zigaretten

md Frankfurt – Nach einem Medienbericht plant die US-Gesundheitsbehörde FDA ein baldiges Verbot von Menthol-Zigaretten. Das hat am Montag die Kurse von Tabakkonzernen unter Druck gesetzt. British American Tobacco (BAT) büßten 10,6 % auf 2 963 Pence ein. Das Papier war damit größter Tagesverlierer im britischen Leitindex FTSE 100, zugleich war es der höchste Tagesverlust für BAT seit der Jahrtausendwende. Die Aktie notiert nun wieder auf dem Niveau von Ende Januar 2014. Beim Tagestief von 2 950 Pence betrug das Minus sogar 11 %. Die Titel von Imperial Brands gaben in London um 2,2 % nach. An Wall Street büßten Philip Morris (“Marlboro”) und Altria (“Benson & Hedges”) zunächst auch kräftig ein, erholten sich aber im Verlauf.Dem “Wall Street Journal” zufolge will die U. S. Food and Drug Administration Menthol-Zigaretten verbieten, weil die FDA diese im Vergleich zu normalen Zigaretten als größeres Risiko für die Gesundheit einschätze und die Abgewöhnung schwieriger sei. BAT am stärksten betroffen Analysten von Morgan Stanley gehen davon aus, dass Menthol-Zigaretten ein Viertel zum Konzerngewinn von BAT (“Lucky Strike”) beitragen. Gemäß dem Research von Piper Jaffray machen diese Zigaretten bis zu 60 % des BAT-Umsatzes in den USA aus und bis zu 27 % des Gewinns. Bei Imperial Brands (“Gauloises”) lägen die Anteile bei 25 % und bis zu 8 %. Analysten der Barclays Bank taxieren den Beitrag von Menthol-Zigaretten zum operativen Ergebnis von Imperial Brands auf 11 %. Die stark unterschiedliche Bedeutung dieser Zigaretten für das Geschäft von BAT und Imperial Brands erklärt den Unterschied im Kursverlust. Bei Altria trügen Menthol-Zigaretten laut Piper Jaffray bis zu 20 % zum Umsatz und bis zu 17 % zum Gewinn bei – also weniger als bei BAT, aber mehr als bei Imperial.Am Freitag hatte die FDA außerdem das Aus für den Verkauf von bestimmten Flüssigkeiten für E-Zigaretten angekündigt. Diejenigen mit Frucht- oder Süßigkeitenaromen dürfen künftig nicht mehr in Supermärkten und Tankstellen verkauft werden. Außerdem sollen die Alterskontrollen beim Online-Kauf verschärft werden. Damit will die US-Behörde den Boom von E-Zigaretten bei Teenagern eindämmen.Mitte Oktober hatte BAT die Umsatzerwartung für E-Zigarettenprodukte gesenkt. Im Bereich erwärmbare Tabakprodukte (THP) rechnen die Briten für 2018 statt mit 1 Mrd. Pfund nun nur noch mit Erlösen von 900 Mill. Pfund. Grund dafür sei der stockende Absatz in Japan und Effekte aus dem Rückruf einer E-Zigarette in den USA.BAT will das Geschäft mit sogenannten Rauchprodukten der nächsten Generation – wie E-Zigaretten – ausbauen, das bisher nur einen recht kleinen Teil des Geschäfts ausmacht.Barclays hat das Kursziel für BAT gestern von 5 000 auf 4 000 Pence gesenkt, aber die Empfehlung zum “Übergewichten” bestätigt. Sollte es zum Verbot der Menthol-Zigaretten in den USA kommen, würde dies das operative Ergebnis (Ebit) des Tabakkonzerns um rund 25 % schmälern.Goldman Sachs hält die Kursturbulenzen für übertrieben. Nach dem Pressebericht bestätigte die US-Bank ihr Kaufvotum für BAT und das Kursziel von 4 860 Pence. Eine mögliche Belastung für das Gewinnwachstum dürfte weniger dramatisch ausfallen, als nun eingepreist sei.2017 war der Umsatz von BAT vor allem wegen der Übernahme von Reynolds American um 38 % auf 20,3 Mrd. Pfund gestiegen.