Übernahme

US-Essenslieferdienst Doordash schnappt sich Wolt

Mit einem 7 Mrd. Euro schweren Aktiendeal expandiert Doordash nach Europa. Die Transaktion dürfte den Wettbewerb der meist hochdefizitären Lieferdienste weiter anheizen.

US-Essenslieferdienst Doordash schnappt sich Wolt

Reuters/hek Berlin/Frankfurt

Der US-Essenslieferdienst Doordash ex­pandiert mit der Übernahme des finnischen Rivalen Wolt nach Europa. Der US-Branchenprimus legt für die Akquisition, die als reiner Aktiendeal konzipiert ist, 7 Mrd. Euro auf den Tisch. Damit verschärft sich der weltweite Wettbewerb um die in der Coronakrise rasant gewachsene Kundschaft weiter.

In den USA kämpfen Doordash, Uber Eats sowie Grubhub-Eigner Just Eat Takeaway.com gegeneinander, in Europa kommt noch der Dax-Konzern Delivery Hero hinzu. „Mit Doordash als Investor im Rücken wird Wolt deutlich schneller expandieren können und noch mehr Druck auf die etablierten Konkurrenten ausüben“, sagt DZ-Bank-Analyst Manuel Mühl. Bisher konzentrierte sich Wolt in Deutschland vor allem auf Berlin. Am Aktienmarkt kam der Deal gut an. Die Doordash-Aktie legte am Mittwoch im Handelsverlauf 16% zu und notierte über dem Niveau von 206,45 Dollar, das der Übernahme zugrunde liegt. Goldman Sachs unterstützt Doordash in Finanzfragen, während Qatalyst Partners Wolt zur Seite steht. Das Closing wird im ersten Halbjahr 2022 erwartet.

Die meisten der global tätigen Anbieter wie Delivery Hero schreiben wegen hoher Investitionen in das Wachstum rote Zahlen. Viele der Essenslieferdienste argumentieren, dass ihnen Größe Vorteile verschafft beispielsweise beim Etablieren einer Technologieplattform, über die alle Bestellungen verarbeitet werden können, oder in der Akquise neuer Kunden. Berenberg-Analystin Sarah Simon sagt dazu: „Wie auch immer, am Ende handelt es sich um einen lokalen Markt, und es gibt keine Synergien bei den Lieferfahrern oder dem lokalen Management oder den lokalen Marketingausgaben.“

Mit der Übernahme steigt Doordash, die auf 73 Mrd. Dollar Börsenwert kommt, nicht nur in den deutschen Markt ein, sondern in insgesamt 22 weitere Länder – darunter Dänemark, Schweden und Serbien. Die Expansion nach Deutschland war erwartet worden. Insidern zufolge will sich Doordash auch am deutschen Lebensmittel-Schnelllieferdienst Flink beteiligen. Konkurrent Delivery Hero ist bereits beim Flink-Wettbewerber Gorillas eingestiegen.

Wolt wurde 2014 in Helsinki gegründet, ist seither nach Europa und Asien expandiert und beschäftigt 4000 Mitarbeiter. Derzeit zählt Wolt mehr als 2,5 Millionen aktive Nutzer pro Monat. Bei Doordash sind es mehr als 9 Millionen. Doordash-Chef Tony Xu sagt, sein Unternehmen spiele durch den Deal „auf einer noch größeren weltweiten Bühne um einen größeren Preis“. Für das Jahr 2022 rechnet er für das fusionierte Unternehmen mit einem bereinigten Betriebsergebnis zwischen 0 und 500 Mill. Dollar.

Im Rahmen der Übernahme steigt der Finanzinvestor EQT bei Wolt aus und erhält im Gegenzug Doordash-Aktien. Erst im Januar hatte Wolt bei Investoren – darunter EQT, Iconiq, Tiger Global, Highland Europe und KKR – insgesamt 530 Mill. Dollar eingesammelt. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen, das auch Lebensmittel und Blumensträuße ausliefert, rund 345 Mill. Dollar um.

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