Medienkonglomerat

Vivendi prüft Aufspaltung in mehrere börsennotierte Einheiten

Vivendi denkt über die Aufspaltung in drei börsennotierte Einheiten rund um Canal+, Havas und eine Investmentgesellschaft nach, um dem Konglomeratsabschlag zu entkommen, unter dem die Aktie seit Jahren leidet.

Vivendi prüft Aufspaltung in mehrere börsennotierte Einheiten

Medienkonglomerat

Vivendi prüft Aufspaltung in drei gelistete Einheiten

Notierungen rund um Canal+, Havas und eine Investmentgesellschaft erwogen – Positive Wirkung auf Bewertung erhofft

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Gesche Wüpper, Paris

Vivendi hat nach der Ankündigung, über eine Aufspaltung in mehrere börsennotierte Einheiten nachzudenken, am Donnerstag an der Börse von Paris einen kräftigen Kurssprung erlebt. Der Medienkonzern hat gerade erst die Übernahme von Lagardère abgeschlossen. Er soll nächsten Montag wieder in den CAC 40 aufrücken und dort Worldline ersetzen, nachdem Vivendi erst vor sechs Monaten seinen Platz im französischen Leitindex für Edenred hatte räumen müssen.

Hoher Konglomeratsabschlag seit dem IPO von Tochter Universal Music Group

Seit dem Börsengang der Musiktochter Universal Music Group (UMG) 2021 müsse Vivendi einen hohen Konglomeratsabschlag hinnehmen, erklärt der Konzern seine Überlegungen. Das verringere die Bewertung signifikant, was wiederum die Kapazitäten seiner Töchter für externe Zukäufe einschränke. Dabei böte das derzeitige Umfeld international zahlreiche Investitionsmöglichkeiten für sich dynamisch entwickelnde Sparten wie Canal+, Havas und Lagardère.

Der Aufsichtsrat von Vivendi hat dem Vorstand deshalb die Erlaubnis erteilt, die Aufspaltung in mehrere börsennotierte Einheiten zu prüfen. Angedacht sind derzeit drei verschiedene Unternehmen rund um den Bezahlfernsehsender Canal+, die Werbegruppe Havas und eine Investmentgesellschaft, die Beteiligungen in der Kultur-, der Unterhaltungs- und der Medienbranche umfassen soll, allen voran die Mehrheitsbeteiligung an Lagardère.

Positive Reaktionen

Vivendi hat die seit 2021 geplante Übernahme der Lagardère-Gruppe erst Ende November nach der Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter abgeschlossen. Um dafür grünes Licht zu bekommen und den zu Lagardère gehörenden Hachette-Verlag behalten zu können, hat der von der Bolloré-Familie kontrollierte Konzern seine Verlagstochter Editis an den tschechischen Geschäftsmann Daniel Kretinsky verkauft und das People-Magazin Gala an die Figaro-Gruppe.

Zu Lagardère gehört neben Hachette und Medien wie dem Magazin Paris Match, der Sonntagszeitung JDD und dem Radiosender Europe 1 die Sparte Travel Retail. Sie betreibt in Bahnhöfen und an Flughäfen nicht nur die Presse- und Buchshops der Kette Relay, sondern auch Duty-free-Geschäfte und Imbisse.

Analysten applaudieren

Analysten begrüßen die Überlegungen, den Konzern aufzuspalten. Dadurch könnte der Konglomeratsabschlag stark reduziert werden, meinen die Experten von Oddo BHF. Er sei bei Vivendi mit rund 48% besonders hoch. Die Bewertung dieser Strategie könnte sich auf 15 Euro je Aktie belaufen – vor allem, wenn die Beteiligung an UMG rasch verkauft und das Bargeld an die Aktionäre verteilt werde.

Eine Aufspaltung könnte den Wert von Canal+ und Havas kristallisieren, doch es sei wahrscheinlich, dass die dritte Einheit weniger gut bewertet werde, meinen die Analysten von Invest Securities. In der Summe dürfte das alles jedoch signifikative Auswirkungen für die Bewertung haben. Sollte sich die Aufspaltung realisieren, könnte Vivendi wichtigster Aktionär von Unternehmen bleiben, die ihre Akquisitionen dann mit ihren Aktien statt mit Bargeld bezahlen könnten.

Vivendi-Großaktionär Vincent Bolloré hat mit der Ankündigung wieder einmal seinem Ruf als unberechenbarer Investor alle Ehre gemacht. Marktteilnehmer hatten eher spekuliert, dass er und seine Familie das gesamte Vivendi-Kapital übernehmen und so die Strukturen vereinfachen könnten. Sie halten bisher 29,46%.

Verstärkte Konkurrenz

Vivendi lobt zwar die Dynamik von Havas und Canal+, doch beide kämpfen seit einiger Zeit mit verstärkter Konkurrenz. So muss sich die in den USA stark präsente Werbegruppe Havas sowohl gegen angelsächsische Wettbewerber als auch gegen den heimischen Konkurrenten Publicis behaupten, dem es besser gelungen ist, Daten- und Digitalisierungsdienstleistungen zu entwickeln.

Canal+ wiederum muss Streamingdiensten wie Netflix die Stirn bieten. Die Bezahlsender-Gruppe setzt deshalb verstärkt auf Internationalisierung. Sie hat in den vergangenen Jahren die luxemburgische Gruppe M7 gekauft und Beteiligungen an Multichoice aus Südafrika sowie an VIU und Viaplay in Asien erworben. Inzwischen kommt sie auf 25 Millionen Abonnenten in 50 Ländern.

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