Impfstoffe

WHO unterstützt Vakzinproduktion in Südafrika

Die Weltgesundheitsorganisation WHO gründet in Südafrika mit Partnern ein Zentrum für mRNA-Impfstoffe. Mit Pfizer und Moderna will die WHO über Kooperationen sprechen.

WHO unterstützt Vakzinproduktion in Südafrika

swa Frankfurt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Aufbau eines Zentrums für mRNA-Impfstoffe in Südafrika angekündigt. An dem Technologietransfer sollen die Unternehmen Biovac und Afrigen Biologics beteiligt sein, teilt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus mit. Einem WHO-Wissenschaftler zufolge laufen dazu Gespräche mit dem US-Pharmakonzern Pfizer – dem Kooperationspartner von Biontech – und Moderna. Biontech/Pfizer und Moderna waren die Ersten, die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 in den Markt gebracht haben. Im besten Fall könne Südafrika in neun bis zwölf Monaten eigene Coronavirus-Impfstoffe herstellen, heißt es von der WHO.

Die Initiative, der weitere Projekte in ärmeren Ländern folgen sollen, wird von Frankreich unterstützt. Staatspräsident Emmanuel Macron hatte Südafrika unlängst besucht und finanzielle Unterstützung für den Aufbau von Produktionskapazitäten für Impfstoffe zugesagt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) war auf Einladung von Macron ebenfalls nach Südafrika gereist und hatte deutsche Unterstützung in der Bekämpfung der Pandemie zugesichert. In Afrika haben im Durchschnitt erst 2,4% der Bevölkerung eine erste Impfdosis gegen Corona erhalten.

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sprach von einem „phänomenalen Schritt“. Es gehe darum, Afrika von Impfstoffen unabhängiger zu machen, die aus dem Ausland geliefert würden. Zur Vorbereitung der Produktion sollen nun Fachkräfte in der Technologie geschult werden. Für die Herstellung der Impfstoffe könnten bestehende Kapazitäten erweitert werden. Die WHO und ihre Partner wollen das Produktions-Know-how, die Qualitätskontrolle und notwendige Lizenzierungen einbringen, um einen schnellen Technologietransfer an verschiedenste Empfänger zu gewährleisten. Das Zentrum für Technologietransfer soll dabei von der Expertise der UN-gestützten Gesundheitsorganisation Medicines Patent Pool (MPP) über geistiges Eigentum und Lizenzierungen profitieren, teilt die WHO mit.

Das biopharmazeutische Unternehmen Biovac ist 2003 mit staatlicher Unterstützung als Impfstoffhersteller in Südafrika gegründet worden. An Bord sind mehr als 320 Mitarbeiter. Biovac kooperiert mit Universitäten und Unternehmen, darunter Sanofi Pasteur und Pfizer. Der zweite Partner Afrigen Biologics hat seinen Schwerpunkt in der Entwicklung von Wirkstoffen und in der Distribution von Inhaltsstoffen für biologische Pharmaprodukte.

Südafrika setzt sich gemeinsam mit Indien bei der Welthandelsorganisation WTO für eine temporäre Lockerung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe ein, um die Versorgung ärmerer Länder zu verbessern. Frankreich unterstützt diesen Vorstoß, die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, lehnt die Aufweichung des Patentschutzes jedoch ab und spricht sich für höhere Impfstoffspenden und Lieferzusagen für die bislang unterversorgten Länder aus.

Die ungleiche Impfstoffversorgung weltweit birgt Konfliktstoff – politisch und medizinisch. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bescheinigt den reichen Staaten, in der Coronakrise „historisch versagt“ zu haben, weil sie in der Impfstoffversorgung nicht an andere gedacht hätten. Virologen warnen, die Pandemie könne erst überwunden werden, wenn weltweit ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung immunisiert ist.