Im GesprächKarsten Höppner

Wie Q-Perior und Wavestone fusionieren wollen

Die Münchner Beratung Q-Perior will mit dem börsennotierten französischen Unternehmen Wavestone fusionieren. Ein Gespräch mit Q-Perior-CEO Karsten Höppner über die nächsten Schritte und den Faktor Größe im Consulting-Markt.

Wie Q-Perior und Wavestone fusionieren wollen

Im Gespräch: Karsten Höppner

„Wir wissen, dass es kulturell und menschlich passt“

Der CEO des Münchner Beratungshauses Q-Perior über die Fusion mit der französischen Wavestone und den Faktor Größe im Consulting-Geschäft

Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Die Münchner Beratung Q-Perior ­ will mit dem börsennotierten französischen Beratungsunternehmen Wavestone fusionieren. Welche Schritte dafür nun anstehen und welche Rolle Größe im Consulting-Markt spielt, erklärt Q-Perior-CEO Karsten Höppner.

Am Beratermarkt soll eine neue Branchengröße entstehen: Die Münchner Bussiness- und IT-Beratung Q-Perior will mit der börsennotierten französischen Transformationsberatung Wavestone fusionieren und danach deren Namen annehmen. Eine Abschlusserklärung haben beide Häuser Ende Juli unterzeichnet. Gemeinsam würden sie mit einem Pro-Forma-Umsatz von 818 Mill. Euro für das jüngste Geschäftsjahr in eine ähnliche Größenordnung wie Bearing Point vorstoßen.

Der Schritt braucht den Segen der Wavestone-Aktionäre, die voraussichtlich im vierten Quartal auf einer außerordentlichen Hauptversammlung abstimmen werden. Etwas mehr als die Hälfte der Anteile liegt zurzeit in den Händen der beiden Wavestone-Gründerfamilien Imbert und Dancoisne-Chavelas, den Rest halten zumeist institutionelle Investoren. Q-Perior-CEO Karsten Höppner gibt sich zuversichtlich: „In ersten Gesprächen mit Investoren waren die Reaktionen sehr positiv.“

Q-Perior und Wavestone sind bereits Partner

Die inhaber- und partnergeführte Q-Perior war 2022 laut einer Analyse des Marktforschungsinstituts Lünendonk mit einem Gesamtumsatz von 285 Mill. Euro die nach Umsatz drittgrößte Managementberatung Deutschlands. Entstanden ist sie 2011 aus der Fusion von Esprit Consulting, Agens Consulting und Paricon. Heute hat Q-Perior 1.400 Festangestellte. Die an der Euronext notierte Wavestone ist mit mehr als 4.400 Beschäftigten und 532 Mill. Euro Umsatz deutlich größer als der deutsche Kooperationspartner.

Ich habe direkt gedacht: „Die würden super zu uns passen!“

Karsten Höppner

Seit 2019 arbeiten Wavestone und Q-Perior bereits als „strategische Partner“ bei Projekten zusammen, eine Kapitalbeteiligung war bislang aber nicht vorgesehen. Beide fanden zueinander, als Wavestone einen Kooperationspartner für den deutschsprachigen Raum suchte – ganz klassisch über ausgesandte Broschüren. Eine solche landete bei CEO Höppner auf dem Tisch. „Ich habe direkt gedacht: ‚Die würden super zu uns passen!‘“, erinnert er sich.

Die Transaktion im Detail

Mit dem Merger soll aus einer Kooperation ein gemeinsames Unternehmen werden. Wavestone übernimmt sämtliche Anteile an Q-Perior zu einem Unternehmenswert von rund 330 Mill. Euro (Cash/Debt free). 79% dieses Kaufpreises sollen wiederum durch Ausgabe neuer Wavestone-Aktien finanziert werden, die dann ausschließlich von den Q-Perior-Eignern gezeichnet werden sollen. Die bestehenden Aktionäre müssen auf der außerordentlichen HV auf ihre Bezugsrechte verzichten.

Die neuen Aktien werden zu 54 Euro das Stück ausgegeben, das Paket hat damit ein Volumen von knapp 261 Mill. Euro. Den verbleibenden fixen Teil des Kaufpreises von gut 67 Mill. Euro finanziert Wavestone aus Eigenmitteln, ebenso einen möglichen Earn-out von bis zu 35 Mill. Euro, der sich am Ebit von Q-Perior orientiert. Der Emissionspreis der neuen Wavestone-Aktien von 54 Euro entspricht dem durchschnittlichen Kursziel des Analystenkonsenses. Zum Zeitpunkt der Vereinbarung notierte die Aktie mit 48 Euro allerdings deutlich darunter. „Da haben wir schon kurz geschluckt“, gibt Höppner zu. „Umso größer war die Freude, als sich der Aktienpreis nach Bekanntgabe der Transaktion bei 54 Euro einpendelte.“

Nach der Fusion würden die Mehrheitseigentümer von Q-Perior und die beiden Wavestone-Gründerfamilien auf 60% der Anteile und rund 70% der Stimmrechte kommen. Eine Aktionärsvereinbarung mit einer Laufzeit von zehn Jahren soll die Basis für gemeinsame Handlungen bilden, eine Lock-up-Vereinbarung den Verkauf von Aktien für vier Jahre unterbinden.

Wir haben im vergangenen Jahr viel Personal an Bord genommen.

Karsten Höppner

Derzeit ist Wavestone deutlich profitabler als die Münchner. Q-Perior erzielte 2022 eine Marge von 8,1%, im laufenden Geschäftsjahr soll sie in Richtung 9% gehen. Wavestone kam im vergangenen Geschäftsjahr auf eine Ebit-Marge von 14,5%. Das neue Unternehmen soll bis 2025 einen organischen Umsatz von 1 Mrd. Euro und eine Marge von 13% erreichen, das langfristige Ziel sind 15%.

Q-Perior soll profitabler werden

Für Höppner liegt der größte Hebel zur Margensteigerung beim Thema Auslastung. „Wir haben im vergangenen Jahr viel Personal an Bord genommen“, sagt er. Beim Umsatz sei Q-Perior um 21% gewachsen, beim Personal aber um mehr als 30%. Das Einstellungstempo habe man wieder gedrosselt, um die zuletzt unterschrittene interne Zielauslastung von 78% wieder zu erreichen. Zudem habe man höhere Preise für sehr erfahrene Berater durchgesetzt und könnte in einer fusionierten Einheit mehr Bereiche intern abdecken und externe Kosten damit reduzieren.

Internationale Expansion

Die fusionierte Wavestone würde den Großteil ihres Geschäfts in den drei Märkten Frankreich (52%), Deutschland (23%) und Schweiz (11%) erzielen. Die kleinen Präsenzen in Großbritannien, den USA und Asien sollen perspektivisch wachsen. „Im Vereinigten Königreich kommen wir auf einen gemeinsamen Pro-forma-Umsatz von 40 bis 50 Mill. Euro Umsatz“, sagt Höppner. Dort könne die neue Einheit sich organisch entwickeln.

Anders in den USA, wo der Umsatz in ähnlicher Größenordnung liegt. „Da sind wir ein Zwerg. Ohne Zukäufe wird es dort nicht gehen.“

Obwohl Q-Perior der deutlich kleinere Player ist, sieht Höppner sich nicht als Juniorpartner. „Es fühlt sich an wie eine Fusion auf Augenhöhe und wird auch von der Wavestone-Führung gegenüber ihren Aktionären so kommuniziert.“ In der Belegschaft von Q-Perior habe der Merger dennoch vereinzelt für Unruhe gesorgt, räumt er ein. „Dabei geht es nicht darum, Synergien zu heben, wir sehen hier einen klaren Wachstums-Case“, betont Höppner. Er ist in der neuen Einheit als Chief Operating Officer vorgesehen, ebenso wie der heutige Wavestone-COO Patrick Hirigoyen. Wavestones Vorstandschef Pascal Imbert soll die Leitung des fusionierten Unternehmens übernehmen.

Unterschiedliche Tagessätze

Die Erfahrungen der Kooperationsphase in den vergangenen Jahren machten den Schritt leicht, sagt Höppner: „Wir wissen, dass es kulturell und menschlich passt.“ Allerdings werden manche Unterschiede bleiben. „Sowohl die Tagessätze als auch die Gehälter liegen in Deutschland um den Faktor 1,3x höher als in Frankreich“, sagt Höppner. In der Schweiz lägen sie noch über dem deutschen Niveau, niedriger seien sie in Polen und Rumänien. „Wir bezahlen in den jeweiligen Ländern wettbewerbsfähige Gehälter, aber mit diesen regionalen Abweichungen müssen wir leben.“

Sowohl die Tagessätze als auch die Gehälter liegen in Deutschland um den Faktor 1,3x höher als in Frankreich.

Karsten Höppner

Er geht davon aus, dass das neue Unternehmen durch die breitere Aufstellung für Bewerber attraktiver wird – und auch für mögliche M&A-Ziele. „Als börsennotiertes Unternehmen werden wir deutlich sichtbarer sein, auch als möglicher Exit-Kanal für Unternehmer, die eine Nachfolge regeln müssen.“

Zunächst aber steht bei Q-Perior noch viel Verwaltungsarbeit an. Wenn alle Zustimmungen vorliegen, soll bis zum Jahresende die geplante Kapitalerhöhung für den Zusammenschluss erfolgen. „Bis dahin brauchen wir belastbare Kennzahlen nach IFRS, wir bilanzieren aber bislang nach HGB“, erklärt Höppner. Mit der Fusion würde sich Q-Perior dann auch vom Kalenderjahr als Geschäftsjahr verabschieden und wie Wavestone per 31. März bilanzieren.

Den Kraftakt der Umstellung will der CEO gern in Kauf nehmen: „Es gibt nur wenige Beratungshäuser mit starken deutschen Wurzeln, die es zu internationaler Sichtbarkeit gebracht haben“, sagt Höppner. „Mit Wavestone können wir das erreichen.“

Zur Person: Karsten Höppner

Karsten Höppner hat die Beratung nach seinem Ingenieursstudium in Berlin und einem MBA in den USA für sich entdeckt. Nach einigen Jahren bei Accenture war Höppner 1995 Mitgründer von Esprit Consulting, die später in Q-Perior aufging. Heute ist er Partner, CEO und Mitgründer der IT- und Managementberatung Q-Perior.

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