Elektrofahrzeuge

Xiaomi wirft sich ins E-Auto-Rennen

Der chinesische Technologiekonzern Xiaomi will den Markt für Premium-Elektrofahrzeuge aufrollen.

Xiaomi wirft sich ins E-Auto-Rennen

nh Schanghai

Der zu den weltweit größten Smartphone-Bauern aufgestiegene chinesische Technologiekonzern Xiaomi will mit einer neuen hauseigenen Sparte im aufgeheizten Wettbewerb um die Entwicklung von technologisch aufwendigen Premium-Elektrofahrzeugen für den chinesischen Markt mitmischen. Am Dienstag bestätigte Xiaomi in einer Mitteilung an die Hongkonger Börse seit längerem umlaufende entsprechende Gerüchte im Markt.

Wie Xiaomi-Gründer und Chief Executive Lei Jun im Rahmen der Produktpräsentation für ein neues Handymodell mit faltbarem Display erklärte, ist der Einstieg in den E-Auto-Markt ein riskanter, aber wohlkalkulierter Expansionsschritt für Xiaomi und gleichzeitig ein Höhepunkt für seine Entrepreneur-Karriere. Das neue Projekt wird im Rahmen einer neuen, von Lei persönlich geführten Xiaomi-Konzernsparte auf­gezogen und mit einer anfänglichen Investitionssumme von 10 Mrd. Yuan (1,3 Mrd. Euro) unterfüttert. Über die kommenden zehn Jahre hinweg wird der gesamte Investitionsaufwand auf dann rund 65 Mrd. Yuan veranschlagt.

Heißer Markt

Gegenwärtig gibt es eine Menge Bewegung im chinesischen E-Auto-Markt, der das mit Abstand wichtigste Expansionsterritorium für E-Mobilität-Pläne weltweit abgibt und in diesem Jahr auf ein Wachstum von mindestens 50% veranschlagt wird. Gerade im Segment für gehobene E-Fahrzeuge und sogenannte Smart Cars, die sich an das autonome Fahren und andere technologische Errungenschaften herantasten, findet man in China ein hochintensives Wettbewerbsumfeld vor.

Während sich das Publikumsinteresse vor allem auf die mittlerweile in China vor Ort produzierende Tesla und eine Hand voll rivalisierender chinesischer Start-up-Unternehmen konzentriert, forcieren auch global führende Autobauer wie Volkswagen, General Motors und Toyota ihre Pläne für eine Massenproduktion von Batteriefahrzeugen für den chinesischen Markt. Dabei stoßen sie auf heftige Konkurrenz durch chinesische Eigenmarken wie BYD, Geely, SAIC, FAW, BAIC oder Dongfeng, die sich bereits in der E-Mobilität breit etabliert haben oder aber neue Kooperationen mit Technologiefirmen für E-Autos und autonomes Fahren aufziehen.

Zuletzt aber ist das Wettbewerbsspektrum rund um E-Mobilität-Pläne noch durch den geplanten Brancheneinstieg von Smartphone-Herstellern erweitert worden. Nachdem der Apple-Konzern mit seinen Plänen zur Smart-Car-Entwicklung seinen Hut in den Ring geworfen hat, sieht man nun auch chinesische Konkurrenten nachziehen. Neben Xiaomi hatten sich zuletzt auch ernstzunehmende Gerüchte über E-Auto-Pläne seitens der chinesischen Telekomausrüster und Smartphone-Hersteller Huawei und ZTE breitgemacht. Allerdings sind diese Adressen noch Jahre vom Erreichen einer Profitabilitätsschwelle im neuen Sektor entfernt.

BYD sahnt ab

Demgegenüber zeigen etablierte chinesische Elektroautobauer eine aufstrebende Ertragsform. BYD etwa verzeichnet für das Geschäftsjahr 2020 einen rasanten Gewinnanstieg um 162% von 1,61 Mrd. auf 4,2 Mrd. Yuan. Dies obwohl der Fahrzeugabsatz im BYD-Konzern, der auch Partnerunternehmen mit Daimler und Toyota unterhält, im von der Corona-Pandemie negativ geprägten Jahr 2020 um 7,5% auf knapp 427000 Vehikel schrumpfte. Für das erste Quartal 2021 prognostiziert BYD einen Anstieg der Gewinne um bis zu 166%.