13 Mrd. Dollar für Johnson-Autobatterien

US-Konzern gibt Sparte an Finanzinvestor Brookfield ab - 10 Mrd. Dollar Schulden - Auch früheres Varta-Geschäft wechselt Besitzer

13 Mrd. Dollar für Johnson-Autobatterien

Johnson Controls will sich auf Gebäudetechnologie fokussieren und verkauft die Autobatteriesparte für 13,2 Mrd. Dollar an ein Konsortium um den nordamerikanischen Finanzinvestor Brookfield. Der finanziert mit Schulden von rund 10 Mrd. Dollar.wb Frankfurt – Johnson Controls macht einen tiefen Schnitt: Für 13,2 Mrd. Dollar verkauft der US-Konzern zwei Jahre nach der Übernahme von Tyco sein Autobatteriegeschäft an ein Konsortium um den kanadisch-amerikanischen Finanzinvestor Brookfield Business Partners. Die Fremdfinanzierung für das tradierte Geschäft liegt bei stolzen 10,2 Mrd. Dollar. Brookfield hatte schon von der angeschlagenen japanischen Toshiba deren insolvente US-Tochter Westinghouse für 4,6 Mrd. Dollar übernommen und zu drei Vierteln mit Schulden gezahlt. Brookfield peilt eine Rendite von 15 bis 20 % auf ihre Investments an.Es ist einer der größten Leveraged Buy-outs seit Beginn der Finanzkrise 2008. Brookfield agiert gemeinsam mit Caisse de dépôt et placement du Québec (CDPQ). Von den offenbar geplanten 3 Mrd. Dollar an Equity sollen Brookfield und CDPQ 30 % stellen, den Rest andere institutionelle Investoren.Das bedeutete, dass dieses Duo gerade je 900 Mill. Dollar auf die eigene Rechnung nimmt, um das 13-Milliarden-Ding zu stemmen. Die Schulden abbauen muss später das Unternehmen. Das Multiple wird mit 7,9 bezogen auf das Ebitda der vorigen zwölf Monate beziffert. Der Deal gilt neben einer möglichen Übernahme des US-Aluminiumkonzerns Arconic für 11 Mrd. Dollar, wo Apollo im Rennen ist, als größte Private-Equity-Auktion im vierten Quartal.Mit den Autobatterien wechselt ein Geschäft mit 8 Mrd. Dollar Umsatz, 15 000 Beschäftigten und einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 1,7 Mrd. Dollar den Besitzer. Unter anderem soll auch Apollo interessiert gewesen sein.Die Starterbatterien für Autos mit Verbrennungsmotor werden weltweit in etwa jedem dritten Auto eingesetzt. Von dem Deal betroffen ist auch das Geschäft der früheren Varta, das 2002 an Johnson ging. In Hannover sind noch 1 300 Leute für die Gruppe tätig. In der Elektromobilität wird es zwar weiter diese Batterien geben, aber nicht mehr für den Antrieb. Das Power-Solutions-Geschäft, das jährlich etwa 154 Millionen Bleisäurebatterien für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge herstellt, gilt als kapitalintensiv. Nach der Transaktion will sich Johnson Controls auf Gebäudetechnologie konzentrieren mit Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen sowie Zugangskontroll- und Brandmeldeanlagen. Netto und nach Transaktionskosten rechnet der US-Konzern mit 11,4 Mrd. Dollar Mittelzufluss. Davon sollen bis zu 3,5 Mrd. Dollar in die Schuldentilgung fließen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Transaktion bis zum 30. Juni 2019 abgeschlossen sein wird.Centerview und Barclays beraten Johnson Controls. Barclays, Credit Suisse, J.P. Morgan, BoA Merrill Lynch, Bank of Montreal, Canadian Imperial Bank of Commerce, Citi, Deutsche Bank, Goldman Sachs, HSBC, Royal Bank of Canada, The Bank of Nova Scotia und Toronto-Dominion Bank sollen die Fremdfinanzierung schultern.Johnson Controls und Tyco hatten sich Anfang 2016 auf eine Fusion geeinigt. Der Sitz wurde im Zuge der damals beliebten “Tax Inversion” an Tycos irischen Hauptsitz in Cork verlegt, was kräftig Steuern spart. Der Zusammenschluss zu einem Konkurrenten von Siemens im “Smart Building” hatte ein Volumen von 20 Mrd. Dollar und sollte vor allem die Möglichkeiten heben, die sich aus dem vernetzten Zuhause, vernetzten Gebäuden und vernetzten Städten ergeben, hieß es. Als Adient ausgegliedert wurden die Aktivitäten als Zulieferer für Autositze, wo Johnson weltweite Nummer 1 war. Adient ist seit Oktober 2016 in New York gelistet und setzte 2017 rund 16,2 Mrd. Dollar um. Hierzu gehören in Deutschland C. Rob Hammerstein, Keiper und Recaro Automotive Seating.Die traditionsreiche Varta, die ihre Ursprünge auf das Jahr 1887 in Hagen zurückführt, war nach dem Übergang an die Deutsche Bank im Jahr 2000, wobei die Familie Quandt als früherer Hauptaktionär eine Sperrminorität hielt, zerschlagen worden. Die Mikrobatterien (seit Oktober 2017 wieder börsennotiert) wurden ausgegliedert, die Gerätebatterien gingen an Rayovac und die Autobatterien, wo Varta mit Bosch zusammenarbeitete, an Johnson Controls.