IM GESPRÄCH: CHRISTOPH VILANEK

"3,8 Mrd. sfr wäre ein fairer Preis"

Freenet-Chef lehnt Kaufpreis für UPC weiter ab - 500-Mill.-sfr-Kapitalspritze von Liberty "unzureichend"

"3,8 Mrd. sfr wäre ein fairer Preis"

Auch nach der von Liberty Global zugesagten Beteiligung an der geplanten 2,8 Mrd. sfr schweren Kapitalerhöhung von Sunrise spricht sich Freenet gegen den UPC-Deal aus. Für Freenet-Chef Christoph Vilanek wären 3,8 Mrd. sfr “ein fairer Preis”, und zwar “am besten” ohne Cash-Anteil. Sunrise bietet für UPC 6,3 Mrd. sfr in bar.Von Heidi Rohde, FrankfurtDie von Liberty Global zugesagte Beteiligung über bis zu 500 Mill. sfr an der von Sunrise geplanten Kapitalerhöhung über 2,8 Mrd. sfr zur Finanzierung des UPC-Kaufs besänftigt den Sunrise-Großaktionär Freenet nicht. Vorstandschef Christoph Vilanek hält im Gespräch mit der Börsen-Zeitung daran fest, dass der Kaufpreis “viel zu hoch” und die strategische Logik “in der speziellen Situation in der Schweiz” nicht überzeugend ist. Bei den Eidgenossen engagieren sich Kantone und Gemeinden im Ausbau von 5G, der in dem Alpenland aufgrund der Topografie sehr anspruchsvoll ist. Während das Sunrise-Management der Ansicht ist, dass die kombinierte Mobil- und Kabelinfrastruktur der Newco dem Unternehmen auf Sicht einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschafft, zweifeln Freenet und andere Investoren eben dies an, weil 5G in der Schweiz mit Hochdruck ausgebaut werde. Damit werde die von UPC beigesteuerte Technologie “schneller alt”. Dies müsse im Kaufpreis zum Ausdruck kommen. “3,8 Mrd. sfr wäre ein fairer Preis”, umreißt Vilanek seine Bewertungsvorstellung. Darüber hinaus wäre ein reiner Share-Deal seiner Ansicht nach “am besten” gewesen. Da sich das nicht umsetzen ließ, fand Freenet eine Beteiligung von etwa 30 % für Liberty an der Newco und eine Barkomponente von 1 Mrd. sfr akzeptabel. “Gewaltiger Discount”Dagegen stößt sich der FreenetChef an dem aus seiner Sicht nach wie vor zu großen Volumen der Kapitalerhöhung, die sich auf rund 80 % des aktuellen Börsenwerts von Sunrise beläuft. Die neuen Aktien müssten naturgemäß zu “einem gewaltigen Discount” am Markt untergebracht werden, so Vilanek. Daher relativiert sich aus seiner Sicht auch der Schritt, den Liberty nun angekündigt hat als “unzureichend” , um den Deal bei der anstehenden außerordentlichen Generalversammlung von Sunrise über die Hürden zu bringen. Denn in Anbetracht des absehbaren Discounts könnte Liberty für vergleichsweise wenig Geld an eine substanzielle Beteiligung gelangen, argwöhnt der Manager, der außerdem auch daran Anstoß nimmt, dass Liberty einen Board-Sitz anstrebt. Der Kabelkonzern hat angekündigt, im Zuge der Kapitalerhöhung eine Beteiligung “bis zu 7,8 %” erwerben zu wollen, und läge – falls diese Schwelle doch noch etwas unterschritten würde – kaum oberhalb der Anteile von großen Institutionellen wie BlackRock oder UBS.Der Freenet-Chef, dem von Sunrise vorgehalten wird, die 6,3 Mrd. sfr schwere Barofferte in ihrer ursprünglichen Offerte zunächst gebilligt und danach zurückgerudert zu haben, räumt ein, dass er ein Barangebot gebilligt habe, “um Liberty zurück an den Tisch zu holen”. Er habe allerdings deutlich gemacht, dass in dieser Offerte noch “zahlreiche Details” ungeklärt gewesen seien, so dass er davon ausging, dass noch weitere Verhandlungen erforderlich und somit auch Korrekturen möglich sein müssten. Sunrise hatte dies als unmöglich angesehen, ohne seine “vorvertraglichen Verpflichtungen gegenüber Liberty (. . .) zu verletzen”, wie Finanzvorstand André Krause im Interview der Börsen-Zeitung sagte (vgl. BZ vom 11. Oktober).Unterdessen spaltet die Transaktion die Aktionäre erkennbar in zwei Lager, deren jeweilige Stärke schwer absehbar ist. Unter den Aktionärsberatern gab es Signale der Unterstützung von Glass Lewis, Ethos und der Schweizer Inrate. Dagegen lehnt ISS den Deal ab, und zwar nachdem die Experten dort zu einer neuen niedrigen Bewertung von UPC und der zu erwartenden Synergien gelangt sind.”Beim jetzt vereinbarten Preis zahlt Sunrise den 100-fachen monatlichen Durchschnittserlös pro Kunde”, rechnet Vilanek vor. Bezogen auf das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) komme gut das 150-Fache zum Tragen. Das betrachtet der Manager als weit überhöht. Der Preis pro Kunde müsste “in fünf Jahren zurückverdient werden”. Alles andere sei nicht kalkulierbar und daher zu risikoreich. Tatsächlich entsprechen die Multiples des UPC-Kaufs, bei dem die Kabelgesellschaft auf Basis 2019 mit dem 8,5-fachen Ebitda nach Synergien bewertet wird, vergleichbaren Deals oder liegen sogar niedriger. Liberty hat die hohen Preise für das Kabel indes genutzt, um europaweit Kasse zu machen. Der Konzern hat binnen kurzer Zeit seine Kabel-Assets in Deutschland, Österreich, Holland und nun der Schweiz verkauft.