Stromnetz

Amprion fährt Investitionen hoch

Das neue Deutschland-Tempo, das Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufen hat, kommt auch bei den Übertragungsnetzbetreibern an. Amprion will in den nächsten fünf Jahren 22 Mrd. Euro in den Netzausbau investieren.

Amprion fährt Investitionen hoch

Amprion forciert Netzausbau

Konzern plant Investitionen von 22 Mrd. Euro bis 2027 und hofft auf höhere Eigenkapitalverzinsung

ab Düsseldorf

Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion drückt beim Netzausbau auf die Tube. “Es beginnt eine neue Phase der Energiewende, in der wir von der Planung zunehmend in die Umsetzung kommen. Aktuell investieren wir so viel wie nie zuvor”, sagte Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick vor der Presse. 2022 nahm der Übertragungsnetzbetreiber die Rekordsumme von 1,5 Mrd. Euro in die Hand. In diesem Jahr sollen es 2,8 Mrd. Euro werden. Die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Beschleunigung der Prozesse zeige Wirkung. Projekte könnten teils zwei bis drei Jahre früher als geplant fertiggestellt werden.

Das hat auch Folgen für das Investitionsbudget. Hatte der Übertragungsnetzbetreiber im Vorjahr angekündigt, binnen fünf Jahren 12 Mrd. Euro in den Netzausbau zu stecken, sind nun bis 2027 Investitionen von 22 Mrd. Euro budgetiert, wie Finanzchef Peter Rüth ausführte. Der kleinere Teil der zusätzlichen Investitionen entfällt auf die Verlängerung des Planungshorizonts um ein Jahr, das Gros auf vorgezogene Inbetriebnahmen.

Finanziert werde in einem ausgewogenen Mix aus Eigen- und Fremdkapital. Von den Eigentümern, einem Zusammenschluss institutioneller Investoren (74,9%) und RWE (25,1%), gebe es ein klares Commitment, sagte Rüth, ohne ins Detail zu gehen. Unter Berücksichtigung regulatorischer Effekte ging der bereinigte Konzernüberschuss 2022 um 12% auf 228 Mill. Euro zurück. Der Rückgang sei Folge der Verrechnung von Engpasserlösen, heißt es.

Zwar machte Brick kein Hehl daraus, dass das zurückliegende Geschäftsjahr äußerst herausfordernd gewesen sei. Letztlich habe sich das europäische Stromsystem jedoch als resilient erwiesen. Dazu beigetragen habe ein ganzes Bündel an Einzelmaßnahmen, die im Zusammenspiel für Netzstabilität gesorgt hätten, sagte Brick und ist zuversichtlich, dass es auch im kommenden Winter nicht zu Blackouts kommt.

Deutschland hinkt hinterher

Nachbesserungsbedarf macht Brick vor allem mit Blick auf die von der Bundesnetzagentur vorgegebene Eigenkapitalverzinsung bei Netzinvestitionen aus. Für die 2024 beginnende Regulierungsperiode hatte die Netzagentur die Eigenkapitalverzinsung 2021 auf 5,07% vor Steuern festgelegt. Der damalige Präsident der Netzagentur Jochen Homann habe seinerzeit aber zugesagt, die Vorgabe anzupassen, sollte sich die Zinslandschaft verändern. Das ist nun der Fall. Amprion befinde sich zu diesem Thema “in sehr guten Gesprächen” mit der Bonner Behörde, sagte Brick und verwies darauf, dass Deutschland im internationalen Vergleich eine deutlich geringere Verzinsung garantiere. Üblich seien 6,1% nach Steuern, das übersetze sich in 7,3 bis 7,5% vor Steuern. “Es wird nicht bei 5,07% vor Steuern bleiben. Da bin ich mir ziemlich sicher”, ergänzte Rüth.

Zu einer möglichen Verstaatlichung der Übertragungsnetze wollte sich das Amprion-Management nicht äußern. Das sei eine Frage, die die Eigentümerebene betreffe. “Als Betreiber konzentrieren wir uns auf Planung, Bau und Betrieb der Netze”, sagte Brick. Technisch seien die vier Übertragungsnetze sehr unterschiedlich strukturiert. Jeder Netzbetreiber habe eigene Herausforderungen zu bewältigen. “Von Effizienz bei einer Zusammenlegung kann keine Rede sein, wenn man berücksichtigt, welcher Weg bis zur Klimaneutralität noch vor uns liegt.”

Das neue Deutschland-Tempo, das Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufen hat, kommt auch bei den Übertragungsnetzbetreibern an. Amprion will in den nächsten fünf Jahren 22 Mrd. Euro in den Netzausbau investieren.