AB Inbev macht Ernst mit Asien-Börsengang

Budweiser Brewing soll knapp 10 Mrd. Dollar einspielen - Größtes Nahrungsmittel-IPO bisher - Bewertung von 64 Mrd. Dollar

AB Inbev macht Ernst mit Asien-Börsengang

Anheuser-Busch Inbev, der weltgrößte Brauereikonzern, setzt seine IPO-Pläne für die asiatisch-pazifischen Aktivitäten in die Tat um. Unter Führung von J.P. Morgan und Morgan Stanley wurde jetzt der Börsengang in Hongkong gestartet. Angepeilt wird ein Emissionsvolumen bis 9,8 Mrd. Dollar bei einer Bewertung von 64 Mrd. Dollar. Die Transaktion hat das Zeug, zum größten IPO des Jahres global zu werden. wb Frankfurt – Mitten in den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China beginnt der weltgrößte Brauereikonzern Anheuser-Busch Inbev mit seinen starken amerikanischen Aktivitäten den Börsengang der Asientochter in Hongkong. Und zwar unter dem US-Markennamen: Die Budweiser Brewing Co. Apac Ltd. hat das Bookbuilding begonnen und strebt am 19. Juli das Debüt in Hongkong an. Der Börsengang soll AB Inbev helfen, Schulden zu reduzieren, und soll es der asiatischen Einheit ermöglichen, Akquisitionen in der Region anzugehen. AB Inbev hatte den Branchenzweiten SAB Miller für über 100 Mrd. Dollar übernommen. Die Nettoschulden lagen zum Ultimo des Vorjahres bei 102 Mrd. Dollar, das Verhältnis von Net Debt zu Ebitda lag bei 4,6. Foster’s und HarbinDie Ursprünge der asiatischen Aktivitäten sind die von SAB Miller 2011 geschluckte Foster’s (gegründet 1888) in Australien und die chinesische, 1900 gegründete Harbin Brewery sowie Carlton & United Breweries (seit 1907). AB Inbev hatte 2014 die Oriental Brewery in Korea, die sie 2009 an den Finanzinvestor KKR verkauft hatte, für knapp 6 Mrd. Dollar zurückerworben.Abhängig vom endgültigen Aktienkurs könnte der Börsengang zwischen 8,3 Mrd. und 9,8 Mrd. Dollar erreichen. Die Marktkapitalisierung käme auf 54,2 Mrd. bis 63,7 Mrd. Dollar. In der Branche hält Kraft Foods bis heute mit einem IPO-Volumen von 8,7 Mrd. Dollar im Jahr 2011 den Rekord. Der bislang größte Börsengang in diesem Jahr ist der Fahrdienst Uber mit 8,1 Mrd. Dollar gewesen. Es wäre eines der größten IPOs in Hongkong, wo der größte Börsengang die 20,5 Mrd. Dollar schwere Notierung des Versicherers AIA 2010 war.An den Mann bzw. die Frau gebracht werden sollen 1,6 Milliarden Aktien in der indikativen Preisspanne von je 40 bis 47 HK-Dollar. Dies entspricht 5,13 bis 6,02 US-Dollar. Der Streubesitz dürfte nach der Kapitalerhöhung etwa 15 % erreichen. Über 50 MarkenDas Portfolio von Budweiser Apac umfasst mehr als 50 Marken, darunter Budweiser, Stella Artois, Corona und Hoegaarden. Die wichtigsten Märkte sind China, Australien, Südkorea, Indien und Vietnam. Der Reingewinn der asiatischen Ableger betrug im vorigen Jahr 1,4 (i.V. 1,1) Mrd. Dollar bei einem Umsatzanstieg von 8,6 % auf 8,5 Mrd. Dollar und einem Ausstoß von 104 Mill. Hektolitern. Der Konzern kam 2018 global auf 54,6 Mrd. Dollar, ein bereinigtes Ebitda von 22,1 Mrd. und einen Nettogewinn von 4,4 Mrd. Dollar bei einem Gesamtabsatz von 567 Mill. Hektolitern. Mit einer Marktkapitalisierung von 134 Mrd. Euro ist es der viertschwerste Wert im Euroraum. AB Inbev ist selbst primär in Brüssel gelistet; die brasilianische Tochter Ambev (Brahma), neben der belgischen Interbrew einer der beiden Vorläufer, ist zudem separat notiert. Der Konzern hat neben der Euronext Zweitlistings in Mexiko, wo Corona übernommen worden war, und in Südafrika (SABMiller). Mit Hinterlegungsscheinen (ADR) ist AB Inbev auch an der Nyse handelbar. Die Asientochter soll eine Plattform für Fusionen und Übernahmen werden. Ziel sei es, “einen “regionalen Champion” im Endkundengeschäft in der Wachstumsregion Asien-Pazifik zu schaffen, hatte CFO Finanzchef Felipe Dutra gesagt (vgl. BZ vom 19. Mai). Budweiser Asien nennt sich die Nummer 1 in China und Australien und zähle in Indien und Vietnam zu den Top 3. Der Konzern verfügt in der Region nach eigenen Angaben über 62 Braustätten und importiert mehr als 25 Marken – wie Stella Artois aus Belgien, Corona aus Mexiko, Beck’s aus Deutschland. Mehr als 40 % der Erlöse hängen an den Einfuhrerlösen.Insbesondere in China gilt der Wettbewerb als hart. Daher führt die schiere Größe des Marktes nicht unbedingt auch zu starken Gewinnen. Aus Daten der Marktexperten von Euromonitor International geht hervor, dass die Menge des im Land getrunkenen Bieres stagniert, da die Verbraucher sich anderen alkoholischen Getränken wie Wein und lokalen Spirituosen stärker zuwenden. Die Umsätze sind jedoch weiter gestiegen, und Euromonitor prognostiziert, dass China 2021 die USA als den weltgrößten Biermarkt nach Verkaufswert in den Schatten stellen. Vor allem konzentrieren sich ausländische Brauereien wie Budweiser Apac auf die aufstrebende Mittelschicht in der Volksrepublik, die bereit ist, für margenstärkere Premiummarken auch mehr zu zahlen.Chinesische Bieraktien stehen in Hongkong hoch im Kurs: China Resources Beer stieg dieses Jahr um nahezu 40 % und kommt auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 39 – verglichen mit 18 für AB Inbev und 21 von Heineken. Für Tsingtao Brewery wird mehr als das 30-Fache des Profits gezahlt.