Abtritt des ABB-Chefs facht Zerschlagungsfantasie an

Ulrich Spiesshofer muss unter Druck der Großaktionäre Knall auf Fall gehen

Abtritt des ABB-Chefs facht Zerschlagungsfantasie an

ds/dz Frankfurt/Zürich – Der schwedisch-schweizerische Siemens-Konkurrent ABB setzt seinen CEO vor die Tür. Ulrich Spiesshofer (55) muss seinen Posten mit sofortiger Wirkung räumen. Verwaltungsratschef Peter Voser (61) übernimmt interimistisch die Führung. Der Aktienkurs kletterte in Zürich um gut 5 %.Mit dem Abtritt Spiesshofers wird die Zerschlagungsfantasie bei ABB weiter angefacht. ABB hatte erst vor vier Monaten den Verkauf der Stromnetzsparte für 11 Mrd. Dollar an Hitachi beschlossen und ist seit neuestem in diese vier Sparten gegliedert: Elektrifizierungsprodukte, Industrieautomation, Robotik und Antriebstechnik. Die Fäden zieht der schwedische Großaktionär Investor AB mit einem Anteil von 10,7 %. Druck machen auch der schwedische Aktivist Cevian (5,3 %) sowie die aktivistische Artisan aus den USA, die kürzlich ein Aktienpaket von 3 % an ABB offengelegt und gefordert hatte, der Konzern müsse über den Verkauf der Stromnetze hinausgehen und “sich noch in mindestens zwei weitere Geschäftseinheiten aufspalten”. Die größte fundamentale Differenz bestehe zwischen den Elektrifizierungsprodukten und den übrigen drei Segmenten, die größtenteils auf Fabrikautomation fokussiert seien.Großaktionär Investor AB erklärte am Mittwoch, er “unterstütze” die Entscheidung des Boards, dass jetzt “der richtige Zeitpunkt” für eine neue Person an der Spitze sei, um die Umsetzung der Strategie “zu beschleunigen”. Spiesshofer sagte, er übergebe “ein gut getrimmtes ABB-Schiff, dessen Kurs gesetzt ist und das Fahrt aufnimmt” und kündigte an, “nun eine Auszeit nehmen”, bevor er über das nächste Kapitel seines Berufslebens entscheide. Verwaltungsratschef und Interims-CEO Voser erklärte, ABB werde den jüngst beschlossenen Verkauf des Stromnetzgeschäfts “wie geplant vorantreiben, die Unternehmensstruktur des Konzerns vereinfachen und die angekündigten Kosteneinsparungen erzielen”. Der Konzern, dessen Generalversammlung in exakt zwei Wochen ist, zog zudem die Veröffentlichung der Quartalsergebnisse vor. Diese fielen eher unspektakulär aus.—– Nebenstehender Kommentar- Bericht Seite 9- Personen Seite 16