Adidas-CEO Bjørn Gulden beruhigt die Aktionäre
Gulden beruhigt Aktionäre von Adidas
Trotz Nettoverlust präsentiert neuer CEO bessere Quartalszahlen als erwartet – Kritik von Fonds an Rorsted und Aufsichtsrat
jh München
Der Umsatz von Adidas stagniert mit knapp 5,3 Mrd. Euro, in China sinkt der Erlös währungsbereinigt um gut 9%, in Nordamerika sogar um fast 20% und unter dem Strich steht im ersten Quartal dieses Jahres ein Verlust von 24 Mill. Euro. Trotzdem setzte die Aktie des Sportartikelkonzerns zu einem Kurssprung an und legte am Freitag zum Xetra-Handelsschluss um 8,9% auf 170,34 Euro zu, den höchsten Stand seit August 2022. Der Markt und auch das Unternehmen rechneten mit noch schlechteren Geschäftszahlen.
Ohne das Problemprodukt, die Schuhe der Marke „Yeezy“, wäre der Umsatz in den ersten drei Monaten um 9% gestiegen, berichtete Bjørn Gulden, der vom kleineren Konkurrenten Puma kam und seit Beginn dieses Jahres Vorstandsvorsitzender ist: „Das ist etwas besser, als ich erwartet hatte.“ Die „Yeezy“-Schuhe sind der Restbestand aus der im Herbst jäh beendeten Zusammenarbeit mit dem Rapper und Designer Kanye West (Ye), der mit Hasstiraden und antisemitischen Äußerungen aufgefallen war. Die etlichen Millionen Paar Sneaker haben einen Umsatzwert von etwa 1,2 Mrd. Euro.
Auch wegen dieser Kooperation gibt es heftige Kritik von den Fondsgesellschaften Deka und Union Investment an Guldens Vorgänger Kasper Rorsted und dem Aufsichtsrat um den Vorsitzenden und Bertelsmann-Chef Thomas Rabe. Deka-Fondsmanager Ingo Speich spricht von einer desaströsen Amtszeit Rorsteds: „Adidas hat in großem Umfang Aktionärskapital vernichtet.“ Der Aufsichtsrat trage ebenfalls eine große Verantwortung für den Trümmerhaufen. Das Gremium habe viel zu spät gehandelt.
Gegen eine Entlastung
Speich und ein Sprecher von Union Investment kündigten an, auf der Hauptversammlung von Adidas am kommenden Donnerstag gegen die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats für das vergangene Jahr zu stimmen. In den USA haben Investoren Klage gegen Adidas eingereicht. Sie verlangen Schadenersatz, weil das Unternehmen nach ihrer Ansicht schon länger von unangemessenem Verhalten Kanye Wests gewusst habe. Dazu sagte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer nun, Rückstellungen habe Adidas dafür nicht gebildet.
Die Berufung Guldens an die Spitze von Adidas halten Deka und Union Investment für gut. Der Norweger müsse „die drei Streifen wieder aufpolieren“, verlangt Speich. Damit hat Gulden begonnen: Er arbeitet an der Produktpalette, traf sich mit Einzelhändlern und Zulieferern, um über die Strategie zu diskutieren. Gulden wiederholte seine Ankündigung: „2023 ist ein Übergangsjahr für Adidas.“ Er wolle eine starke Basis für die kommenden Jahre schaffen. Außer einer Entscheidung über die Verwendung der „Yeezy“-Schuhe beschäftigen das Unternehmen vor allem die Schwäche in China und die hohen Lagerbestände von Sportartikeln, mit denen die ganze Branche zu kämpfen hat.
Wertberichtigungen auf Vorräte
Gulden rechnet damit, dass Adidas diese Vorräte bis zum vierten Quartal unter Kontrolle bekommt. Das Unternehmen meldete für Ende März einen Lagerbestand von 5,7 Mrd. Euro. Ohne die 0,5 Mrd. Euro „Yeezy“-Schuhe seien es bereits weniger als am Ende des zweiten Quartals vor einem Jahr, berichtete Gulden. Verglichen mit Ende März des vergangenen Jahres ergibt sich ein Anstieg um ein Viertel. Die Rabatte für den Abbau der Lager lasten auf der Bruttomarge ebenso wie Wertberichtigungen auf Vorräte und höhere Kosten in der Lieferkette sowie negative Währungseffekte.