Adidas wittert Morgenluft

Nach hohem Verlust im zweiten Quartal eine Verbesserung im dritten um 1 Mrd. Euro erwartet

Adidas wittert Morgenluft

Der Betriebsverlust von Adidas ist im zweiten Quartal etwas höher ausgefallen, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Doch der Vorstand richtet den Blick mit Zuversicht nach vorn. Fast alle Geschäfte sind wieder geöffnet, und mit Wertberichtigungen hat der Konzern die Lasten der Pandemie erst einmal verarbeitet. jh München – Adidas will im aktuellen Quartal das Betriebsergebnis um rund 1 Mrd. Euro steigern. Aus einem Verlust von 333 Mill. Euro in den drei Monaten von April bis Juni soll so ein Gewinn von 600 Mill. bis 700 Mill. Euro werden. Für den Umsatz erwartet der Vorstand des Sportartikelkonzerns allerdings nochmals einen Rückgang: Der Erlös soll um eine mittlere bis hohe einstellige Rate sinken. Aktienanalysten rechnen nach Angaben von Morgan Stanley im Durchschnitt mit 7 % weniger Erlös und einem Betriebsergebnis (Ebit) von 739 Mill. Euro. Im dritten Quartal des Vorjahres hatte Adidas 897 Mill. Euro erzielt. Im zweiten Quartal 2020 sank der Umsatz des Unternehmens mit Sitz in Herzogenaurach bei Nürnberg um gut ein Drittel auf 3,6 Mrd. Euro. Im April waren weltweit mehr als 70 % der Adidas-Geschäfte geschlossen gewesen. Nun seien wieder 92 % geöffnet, berichtete der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted in einer Telefonkonferenz. Im Mai und Juni sei das Geschäft in China mit zweistelligen Raten gewachsen. Auch Deutschland sei im Juli zu Wachstum zurückgekehrt. Schwierig sei das Geschäft wegen der Folgen der Pandemie vor allem in Latein- und Nordamerika. Wert von Reebok gesenkt”Wir sehen Licht am Ende des Tunnels”, sagte Rorsted. Freilich stehen die verbesserten Aussichten unter dem Vorbehalt, dass es keinen größeren Stillstand gibt, die Geschäfte geöffnet bleiben und sich der Anstieg des Kundenaufkommens fortsetzt.Im zweiten Quartal hat sich das Online-Geschäft von Adidas nahezu verdoppelt und machte mehr als ein Drittel des Konzernumsatzes aus, konnte aber die Ausfälle im stationären Handel nicht ausgleichen.Der Erlösrückgang drückte das Betriebsergebnis, ebenso Sonderlasten wegen der Coronavirus-Pandemie. Diese hätten sich im Quartal auf rund 250 Mill. Euro summiert, berichtete Finanzvorstand Harm Ohlmeyer. Dazu zählten Wertberichtigungen auf Vorräte und Forderungen sowie eine Wertminderung der eigenen Einzelhandelsgeschäfte und des Markenrechts von Reebok. Mit derselben Größenordnung zum Jahresauftakt ergeben sich für die ersten sechs Monate eine halbe Milliarde Euro an Sonderlasten. Der Buchwert der US-Marke Reebok wurde um 42 Mill. auf 803 Mill. Euro verringert.Die Vorräte seien Ende Juni mit 5,2 Mrd. Euro währungsbereinigt um 49 % höher gewesen als vor einem Jahr, sagte Ohlmeyer. Seit Ende März nahmen sie um ein Fünftel zu. Die gute Nachricht sei, dass der Höchststand überschritten sei. Bis Ende dieses Jahres strebt Adidas eine Normalisierung an. Auf die hohen Bestände und die schwache Nachfrage reagierte das Unternehmen wie die Konkurrenz mit Rabattaktionen. Die Analysten der Deutschen Bank rechnen auch für die nächsten Quartale mit Preisnachlässen.Der Aktienkurs von Adidas stieg am Donnerstag um 1,9 % auf 244,30 Euro. Nach Meinung des Analysehauses Jefferies ist die Aktie hoch bewertet angesichts der Unsicherheiten über die Geschäftsentwicklung. Das zweite Quartal fiel nach Ansicht von Branchenbeobachtern besser (J.P. Morgan) oder wie erwartet (Goldman Sachs) aus. Im Schnitt hatten sie mit weniger Umsatz, aber auch mit einem etwas geringeren Betriebsverlust gerechnet. Erste RatingsAdidas gab am Donnerstag zudem die ersten Ratings bekannt, um die sich der Konzern wegen der vor allem im März und April angespannten Liquiditätslage kurzfristig bemüht hatte. Ein Investment Grade erhielt das Unternehmen sowohl von Standard & Poor’s (“A+” mit stabilem Ausblick) als auch von Moody’s (“A2” mit stabilem Ausblick). Adidas habe damit jederzeit Zugang zum Kapitalmarkt, sagte Finanzchef Ohlmeyer.Da ein Rating ein längerer Prozess sei, sei es richtig gewesen, Ende März einen Antrag auf die Kreditlinie von der KfW (2,4 Mrd. Euro plus 600 Mill. Euro von Banken) gestellt zu haben. “Damals war die Unsicherheit sehr groß”, so Ohlmeyer. – Wertberichtigt Seite 8