Hauptversammlung

Adler-Aktionäre entlasten 2021er-Verwaltungsrat

Der angeschlagene Wohnungskonzern Adler Group berichtet von sehr hohen Zustimmungsquoten zu den Beschlussvorlagen der Hauptversammlung. So erhielt der 2021 amtierende Verwaltungsrat die Entlastung.

Adler-Aktionäre entlasten 2021er-Verwaltungsrat

Adler-Aktionäre entlasten 2021er-Räte

Board-Chef Kirsten spricht von neuer Normalität – “Sehr hohe Zustimmungsquoten”

hek Frankfurt

Die Aktionäre des angeschlagenen Wohnimmobilienkonzerns Adler Group haben den im Geschäftsjahr 2021 tätigen Verwaltungsrat entlastet und die ungeprüften Jahresabschlüsse für 2022 gebilligt. Diese Beschlüsse seien mit “überwältigender Mehrheit” gefasst worden, teilt das Unternehmen mit. “Adler ist auf dem Weg in eine neue Normalität”, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Stefan Kirsten auf der Hauptversammlung.

Vor einem Jahr hatte Adler die Entlastung der 2021 amtierenden Verwaltungsräte vertagt, da insbesondere die Prüfung zivilrechtlicher Ansprüche wegen möglicher Pflichtverletzungen noch nicht abgeschlossen gewesen sei. Nun stimmten die Aktionäre mit 93,16% zu. Der Stimmrechtsberater Glass Lewis hatte sich im Vorfeld gegen eine Entlastung positioniert und dies mit Zweifeln an der Erfüllung der wichtigsten treuhänderischen Pflichten begründet. Der Wirtschaftsprüfer KPMG habe dem Jahresabschluss 2021 kein Testat erteilt und Adler habe es versäumt, für das Geschäftsjahr 2022 geprüfte Abschlüsse vorzulegen.

Die Sicherstellung korrekter Jahresabschlüsse und die Aufrechterhaltung der internen Kontrollen und des Risikomanagements seien aber grundlegende Pflichten des Verwaltungsrats. Der seit Februar 2022 amtierende Kirsten verteidigte in seiner Rede die vorgeschlagene Entlastung für 2021. Prüfungen mehrerer Anwaltskanzleien hätten keine Pflichtverletzungen der damaligen Board-Mitglieder ergeben.

Der britische Leerverkäufer Fraser Perring hatte Adler im Herbst 2021 Betrug, Täuschung und Falschbilanzierung vorgeworfen und damit heftige Turbulenzen in Gang gesetzt. Eine Sonderprüfung von KPMG förderte diverse Mängel in der Unternehmensführung zutage, zentrale Vorwürfe konnten jedoch weder bestätigt noch widerlegt werden.

Über eine Entlastung für das vergangene Geschäftsjahr solle erst abgestimmt werden, wenn geprüfte Abschlüsse vorlägen, sagte Kirsten: “Wir werden weiter alles tun, um so schnell wie möglich einen Prüfer für Adler Group zu finden.” Für die deutsche Kerngesellschaft Adler Real Estate ist inzwischen Rödl & Partner im Boot. Für die in Luxemburg ansässige Adler Group braucht der Konzern einen anderen Prüfer, da Rödl dort keine Vertretung hat.

Die “sehr hohen Zustimmungsquoten” zu den Beschlussvorlagen und das “klare Votum” der außerordentlichen Hauptversammlung für die Fortführung des Unternehmens wertete Kirsten als “deutliche Bestätigung unseres Restrukturierungskurses”. Die Gruppe werde kleiner, klarer in ihrer Organisation und fokussierter im Geschäftsmodell sein. Adler habe Strukturen und Prozesse modernisiert und werde über eine moderne Corporate Governance verfügen. Vorrang habe die Erfüllung der finanziellen Verpflichtungen, unrechtmäßige Forderungen würden weiter abgewehrt.

Aus der neuen Fremdkapitallinie, die Bondholder im Zuge der über ein Londoner Gericht durchgesetzten finanziellen Restrukturierung bereitstellen, von maximal knapp 940 Mill. Euro hat Adler laut Kirsten 800 Mill. Euro abgerufen.

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