Ahlers setzt in Krise auf Entschuldung
ab Düsseldorf – Der Herrenausstatter Ahlers kann sich der Krise in der Bekleidungsindustrie nicht entziehen. Im abgelaufenen Turnus schrieb der Familienkonzern, der 2019 sein 100-jähriges Jubiläum feiert, erstmals in der Firmengeschichte im operativen Geschäft rote Zahlen. Vorstandschefin Stella Ahlers klassifizierte das Geschäftsjahr in der Bilanzpressekonferenz als “enttäuschend”. Eine schnelle Trendumkehr werde nicht erwartet, auch wenn das Schlussquartal mit einem Umsatzrückgang um lediglich 2 % besser verlief als der Rest des Jahres.Da die im Herbst eingeleiteten Effizienzmaßnahmen, die das Ergebnis im ersten Schritt belasteten, erst mittelfristig greifen, werde 2018/19 (zum 30. November) erneut mit einem – wenn auch kleineren – Minus im Ergebnis vor Zinsen und Steuern gerechnet. Grund ist der Wegfall der hohen Sonderlasten, die sich im abgelaufenen Turnus auf 5 Mill. Euro summierten. Erst 2020 sei mit der Rückkehr in die Gewinnzone zu rechnen, sagte Ahlers. Das hat auch Auswirkungen auf die Dividende, die für 2017/18 gestrichen wird. “Vermutlich wird das auch 2018/19 so sein”, sagte Ahlers.Das neue Geschäftsjahr wollen die Ostwestfalen jedoch auch dazu nutzen, die Verschuldung weiter zurückzuführen. Hierzu soll nicht nur ein nicht betriebsnotwendiges Grundstück veräußert werden, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Vielmehr plant der Modehersteller den Verkauf weiterer Kunstwerke. In der Bilanz stünden die Kunstwerke mit 17 Mill. Euro, ein knappes Drittel davon soll versilbert werden, sagte Ahlers auf Nachfrage.Bilanziell sieht sich Ahlers zwar solide aufgestellt – die Eigenkapitalquote belief sich zum Bilanzstichtag 2018 auf 54 %, die Nettoverschuldung wurde auf 28,5 Mill. Euro reduziert und das Net Working Capital dank einer Factoring-Vereinbarung um 8,8 Mill. Euro verringert -, doch “steht Mode bei Banken derzeit nicht hoch im Kurs”, sagte Finanzchef Karsten Kölsch. “In anderen Fällen hat man gesehen, wie schnell man in den Abwärtsstrudel geraten kann”, fügte er an. Erst Ende Januar hatte der Modekonzern Gerry Weber Insolvenzantrag gestellt.Anders als Gerry Weber hat Ahlers in der Vergangenheit konservativ agiert und die kontinuierlich sinkenden Umsätze als Signal zur Portfoliobereinigung verstanden. Ganz in diesem Sinn stellen die Ostwestfalen zur Herbst-/Wintersaison 2019 die Sportswear-Marke Jupiter ein und legen Kollektion und Vertrieb von Pioneer und Pionier Jeans & Casual zusammen. Zudem wird der Ausflug in die Damenmode – hier hatte Ahlers Hosen unter der Marke Pierre Cardin und Pioneer produziert – beendet. Insgesamt fallen dem Sparprogramm 130 Stellen zum Opfer, davon 100 in Deutschland.