Airbus beschließt Aus für den A380

Konzern steckt die Belastung von 463 Mill. Euro aus der Baureihe dank eines Gewinnsprungs gut weg - Rekordjahr 2019 im Visier

Airbus beschließt Aus für den A380

Nach Abbestellungen des Großabnehmers Emirates ist das Schicksal des Großraumflugzeugs A380 besiegelt. Kurz vor dem Wechsel an der Konzernspitze kündigte Airbus an, die Produktion des Fliegers im Jahr 2021 zu beenden. Die Anleger reagierten auf die Entscheidung erleichtert. Die Aktie legte zeitweise um über 6 % zu. Dank eines Gewinnsprungs kann der Boeing-Rivale die Mehrbelastung gut wegstecken.sck/wü Toulouse – Nachdem der mit Abstand wichtigste A380-Kunde Emirates einen Teil seiner Bestellung kürzte und Qantas aus Australien einen Auftrag stornierte, kündigte Airbus an, die Produktion des Großraumjets 2021 zu beenden. “Wir müssen realistisch sein, mit der Umwandlung der Emirates-Bestellung ist unser Auftragsbestand nicht mehr ausreichend genug, um eine Produktion darüber hinaus zu gewährleisten”, sagte der scheidende Konzernchef Tom Enders zur Bilanzvorlage am Konzernstandort Toulouse. Airbus habe keine andere Wahl, als die Fertigung einzustellen. Die Entscheidung sei richtig. “Wenn Sie ein Produkt haben, das niemand mehr kaufen will oder das sich nur noch mit Verlust verkauft, müssen Sie eine Entscheidung treffen.”Für den Großraumjet hat Airbus seit Beginn des Programms Aufträge für insgesamt 313 Maschinen eingeflogen. Der noch nicht ausgelieferte Auftragsbestand belief sich Ende Januar auf 79 Stück. Davon waren 53 für Emirates bestimmt. Doch der Golf-Carrier wandelte jetzt die ausstehende Bestellung für 39 Exemplare des Riesen-Airbus um und reservierte stattdessen 40 A330- sowie 30 A350-Langstreckenjets.Emirates war mit bislang 162 Bestellungen der mit Abstand wichtigste Kunde des 2007 in Dienst gestellten Großraumjets. Bis Ende Januar waren 109 Exemplare an den staatlichen Golf-Carrier ausgeliefert.Der A380 hat Airbus viel Prestige, aber auch viele Kopfschmerzen beschert. Als das Modell in die Endfertigung kam, passten die Kabelstränge nicht zusammen. Das Programm verzögerte sich um gut zwei Jahre und verteuerte sich. Auch deshalb erreichte Airbus mit dem Ende 2007 in Dienst gestellten Großraumflugzeug erst 2015 die operative Gewinnschwelle. Bis dahin hat der Flugzeugbauer mit dem Programm Verluste angehäuft. Finanzvorstand Harald Wilhelm dachte deshalb bereits Ende 2014 vor Analysten laut über eine Einstellung nach.Airbus hat die Produktion letztes Jahr bereits von 15 auf 12 Stück pro Jahr reduziert. In diesem Jahr soll sie auf acht sinken, ab 2020 dann auf sechs jährlich. Das hätte die Produktion für sechseinhalb Jahre gesichert und die Verluste auf einem verträglichen Niveau gehalten, sagte Enders vor einem Jahr. Voraussetzung dafür war allerdings die im Januar 2018 verkündete Bestellung von Emirates für 20 Exemplare und die Absichtserklärung für 16 weitere. Dividende wird erhöhtVon der Produktionseinstellung des A380 betroffen sind etwa 3 000 bis 3 500 Konzernbeschäftigte in den nächsten drei Jahren. Es sei zu früh, um etwas zu den Auswirkungen auf die deutschen Standorte sagen zu können, so ein Unternehmenssprecher. Die Gespräche mit den Sozialpartnern würden jetzt erst beginnen. Airbus signalisierte, die frei werdenden Stellen für andere Flugzeugbaureihen verwenden zu wollen. Die Auftragslage für die Mittelstreckenbaureihe A320 und den Langstreckenflieger A350 ist sehr gut.Staatsdarlehen über mehrere Hundert Millionen Euro für die Entwicklung des Flugzeugs werden nicht mehr zurückbezahlt. Die Entwicklung des A380 kostete geschätzt über 12 Mrd. Euro. Der Großteil waren Steuergelder. Airbus schaffte es nur nach Jahren, mit dem Programm in die Gewinnzone zu kommen – allerdings ohne Berücksichtigung der hohen Vorleistungen. Als Konsequenz aus dem Scheitern des Programms bildete Airbus im zurückliegenden Quartal Rückstellungen von 463 Mill. Euro, die das Ergebnis 2018 belasteten. Hinzu kamen 2018 neue Zusatzkosten für die defizitäre Militärtransportfliegerbaureihe A400M von 436 Mill. Euro infolge einer abermaligen Neuaufstellung des Programms. Für Compliance wandte Airbus 123 Mill. Euro auf. Nach einer Selbstanzeige von Airbus gehen die Strafermittler in Frankreich und in Großbritannien seit fast zwei Jahren dem Verdacht nach, der Konzern habe in der Vergangenheit im Kerngeschäft geschmiert, um Aufträge zu erhalten. Trotz dieser Belastungen konnte Airbus im vergangenen Jahr den Nettogewinn auf 3,1 (i.V. 2,4) Mrd. Euro steigern. Der Boeing-Rivale profitierte von einem Auslieferungsrekord. Aufgrund der hohen Nachfrage nach dem A320neo und dem A350 erhöhte Airbus die Zahl der ausgelieferten Verkehrsflugzeuge auf 800 (718) Stück. Die Zahl der abgesetzten A380 ging um drei auf zwölf Stück zurück.Die Anleger reagierten auf das Desaster mit dem Prestigeflugzeug gelassen. An der Pariser Börse gewann die Aktie in der Spitze 6,3 % an Wert und beendete den Handel mit 108,92 Euro (+4,4 %). Airbus überzeugte mit einem Ergebnissprung, der dank des Absatzrekords deutlich höher ausfiel als von Analysten erwartet. Der Konzern steigerte das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebit) um 83 % auf 5,8 Mrd. Euro. Zuvor stellte Enders einen Zuwachs auf über 5 Mrd. Euro in Aussicht. Die Kernsparte Commercial Aircraft steuerte dazu 4,8 (2,4) Mrd. Euro bei. Airbus profitierte vom Fertigungshochlauf des gefragten A350 und des Verkaufsschlagers A320neo. Nach Steuern verdiente der Konzern 3,1 Mrd. Euro – ein Plus von 29 %. Der freie Cash-flow vor Fusionen, Übernahmen und Kundenfinanzierungen verringerte sich leicht auf 2,9 (3) Mrd. Euro.Die Verwaltung will die Dividende je Aktie auf 1,65 (1,50) Euro erhöhen. Damit schüttet Airbus insgesamt 1,28 (1,16) Mrd. Euro an die Aktionäre aus. Das entspricht 42 (40) % des Konzernüberschusses.Für 2019 ist die Konzernspitze positiv gestimmt. Airbus will den Flugzeugabsatz auf bis zu 890 Stück steigern. Das wäre ein neuer firmeneigener Bestwert. Beim bereinigten Ebit peilt das Unternehmen einen Zuwachs von 15 % an. Das wären 6,7 Mrd. Euro. Dazu soll beitragen, dass die A350-Baureihe 2019 die Gewinnzone erreicht. Der freie Cash-flow soll auf 4 Mrd. Euro zulegen.