Alibaba gibt sich einen Konsolidierungsruck

Chinesischer E-Commerce-Riese übernimmt mehrheitliche Kontrolle des Logistiknetzwerks Cainiao

Alibaba gibt sich einen Konsolidierungsruck

nh Schanghai – Der chinesische Onlinehandelsriese Alibaba hat sich zu einer geringfügigen, aber durchaus folgenreichen Aufstockung seiner direkten Beteiligung an dem Logistikpartner zur Abwicklung von E-Commerce-Transaktionen Cainiao durchgerungen. Wie Alibaba am Dienstag mitteilte, wird der Anteil an Cainiao für einen Betrag von 5,3 Mrd. Yuan (umgerechnet 700 Mill. Euro) von 47 auf 51 % aufgestockt. Gleichzeitig wird Alibaba ein weiteres Boardmandat von Cainiao erhalten und künftig mit vier von insgesamt sieben Boardmitgliedern in einer dominanten Rolle vertreten sein. Ertragsbelastung in SichtMit dem Eingehen einer Kontrollmehrheit wird das Cainiao-Geschäft dann als konsolidierte Einheit künftig auch in den bilanziellen Abschlüssen von Alibaba reflektiert. Da das Logistiknetzwerk bislang Verluste schreibt und künftig extrem hohe Investitionssummen zum weiteren Ausbau der E-Commerce-Infrastruktur beanspruchen wird, dürfte sich dies auch belastend auf die Ertragsentwicklung der in den USA an der New Yorker Börse gelisteten Alibaba Group Holding auswirken.Bislang hatte Alibaba trotz der extrem engen Verbundenheit beider Gesellschaften darauf verzichtet, das Cainiao-Geschäft in seinem Rechenwerk entsprechend abzubilden, und war damit auch bei der für Alibaba zuständigen US-Regulierungsbehörde und Wertpapieraufsicht Securities Exchange Commission (SEC) angeeckt. Im zurückliegenden Geschäftsjahr hatte die bislang noch unprofitable Cainiao ein fast verdreifachtes Umsatzvolumen von 9,4 Mrd. Yuan ausgewiesen, im gleichen Atemzug aber auch einen in etwa verdreifachten Verlust in Höhe von 2,2 Mrd. Yuan verbucht.Bei Cainiao handelt es sich um eine Gemeinschaftsgründung von Alibaba, dem chinesischen Einzelhandelsunternehmen Intime Retail und der Beteiligungsgesellschaft Fosun International, deren Hauptaufgabe es war, ein chinaumspannendes Logistiknetzwerk aufzubauen, das das E-Commerce-Geschäft der auf den verschiedenen Alibaba-Plattformen engagierten Händler und Unternehmen vom Lagerwesen bis zur Endkundenzustellung unterstützt.Cainiao steht dabei in komplexen Beziehungen mit allen möglichen Zustell- und Kurierdienstanbietern in China und unterhält ein Netzwerk, dass sich über 600 chinesische Städte und Ballungsräume erstreckt. Damit ist insbesondere eine umfangreiche und kostenverschlingende Lagerhaus- und Transportinfrastruktur verbunden. Asset-light-StrategieMit dem bisherigen Beteiligungsmodell bei Cainiao hat sich der E-Commerce-Riese Alibaba zwar einen entscheidenden Einfluss auf die logistische Ausgestaltung des Alibaba-Ökosystems gesichert, gleichzeitig aber die damit verbundenen Kosten weitgehend aus seinem Ertragswerk herausgehalten. Dies steht im Einklang mit dem grundsätzlich von Alibaba gefahrenen Geschäftsmodell einer sogenannten Asset-light-Strategie. Schließlich ist Alibaba im Gegensatz etwa zu Amazon kein eigenständiges Einzelhandelsunternehmen, das Waren auf eigene Rechnung verkauft, sondern in erster Linie ein Betreiber von elektronischen Plattformen, auf denen Privatpersonen wie auch etablierte Konsumartikelhersteller und Einzelhändler Onlineläden betreiben und die Transaktionen mit der Onlinekundschaft über Alibaba abwickeln. Annäherung an Amazon?Mit der Konsolidierung von Cainiao nähert sich Alibaba nun allerdings ein Stück dem Amazon-Modell an, bei dem der weltweit marktführende amerikanische Onlinehändler die im E-Commerce notwendige Infrastruktur und die Logistiknetze selber aufgebaut hat und auch eigenverantwortlich betreibt. Alibabas Chief Executive Daniel Zhang ließ am Dienstag wissen, dass Alibaba nichts weniger anstrebe, als das leistungsfähigste Logistiknetzwerk für den Onlinehandel in China und weltweit aufzuziehen. Für die kommenden fünf Jahre wird dabei ein gewaltiger Investitionsaufwand mit einer runden Summe von 100 Mrd. Yuan oder umgerechnet etwa 13,5 Mrd. Euro in den Raum gestellt.