Alibaba macht die Aktien fungibler
nh Schanghai – Der chinesische Onlinehandelsriese Alibaba Group Holdings tritt mit Plänen für einen Aktiensplit im Verhältnis 1:8 nach außen, der das Aktienkapital der Gesellschaft fungibler machen soll. Die Maßnahme gilt als ein klares Indiz, dass die seit Anfang Juni umlaufenden Spekulationen über ein anstehendes Zweitlisting an der Hongkonger Börse Gestalt annehmen. Die an der New Yorker Börse gehandelten Anteilscheine American Depositary Shares (ADS), die sich bislang im Verhältnis 1:1 auf Stammaktien beziehen, werden damit künftig jeweils 8 Stammaktien repräsentieren. Wie aus einer Mitteilung von Alibaba hervorgeht, soll auf der Hauptversammlung am 15. Juli über den Split abgestimmt werden.Damit würde sich die Zahl der umlaufenden Aktien auf rund 32 Milliarden Stück verachtfachen. Die Maßnahme werde bis spätestens Juli 2020 umgesetzt, heißt es weiter. Die Abstimmung gilt als Formsache, weil Alibaba über Aktienklassen mit Mehrfachstimmrechten im Rahmen der sogenannten Alibaba Partnership von ihrem Gründer- und Managementteam kontrolliert wird.Der Konzern begründet den Schritt mit dem Ziel, die Flexibilität bei künftigen Kapitalmarktaktivitäten zu erhöhen. Durch die Erhöhung der Zahl der umlaufenden Aktien erhalte man die Möglichkeit einer Kapitalneuaufnahme zu einem niedrigeren Preis je Aktie und damit einer breiteren Ansprache von Investorensegmenten. Dies interpretieren Marktteilnehmer als klaren Hinweis, dass sich Alibaba auf eine Zweitemission an der Hongkonger Börse vorbereitet, mit der vor allem chinesische Kleinanleger in Hongkong wie auch auf dem chinesischen Festland gelockt würden. Für US-Anleger, die mit den ADS-Anteilscheinen unterwegs sind, und die Stimmrechteverteilung bei Alibaba ändert sich nichts mit den neuen Modalitäten. Die Alibaba-Aktie notierte am Montag in New York bei 160 Dollar.Ende Mai waren ernst zu nehmende Spekulationen aufgekommen, dass Alibaba Vorbereitungen trifft, um sich mit einem umfangreichen Börsengang ein Zweitlisting an der Hongkong Exchanges (HKEx) zu besorgen. Damit würde die im Herbst 2014 mit dem bislang weltgrößten Initial Public Offering über 25 Mrd. Dollar an die New York Stock Exchange gegangene Gesellschaft eine weitere Gelegenheit für eine Kapitalaufnahme erhalten, die auf einen Umfang von bis zu 20 Mrd. Dollar taxiert wird. Weder Alibaba noch HKEx haben zu den Gerüchten bislang offiziell Stellung genommen. Diskrete AntragstellungDer Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge soll Alibaba allerdings bereits einen vertraulichen Antrag auf ein Zweitlisting in Hongkong gestellt haben und auch in entsprechenden Kontakten mit den Hongkonger Marktregulatoren stehen. Gleichzeitig gibt es Anzeichen, dass die Gesellschaft eine Reihe von Investmentbanken für Emissionsbegleitungsmandate ausgewählt hat. Dem Vernehmen nach sollen dabei die schweizerische Credit Suisse und die chinesische Investmentbank China International Capital als Konsortialführer ausgewählt worden sein.Die Hongkonger Börse hatte erst im vergangenen Jahr den Weg für Listings mit dualen Aktienklassen, wie sie von Technologiekonzernen favorisiert werden, geebnet. Danach haben eine Reihe von großen chinesischen Sektorfirmen IPOs an der Hongkonger Börse lanciert, anstatt an die Wall Street zu gehen. Zudem sollen ab Juli Hongkonger Werte mit dualen Aktienklassen in den sogenannten Stock-Connect-Mechanismus aufgenommen werden. Damit könnten erstmals auch chinesische Anleger Zugang zu in Hongkong notierten Technologieaktien finden.Chinesische Marktbeobachter gehen davon aus, dass Alibaba bereits im Spätsommer den Gang nach Hongkong anstrengen könnte. Dahinter steht die Überlegung dass die Transaktion eine Art krönenden Abschluss der Rolle von Jack Ma als Gründer und Chairman markieren könnte. Ma will den Chairman-Posten zum 10. September abgeben.