Alno bringt den Küchen-Bond

Hoher Kupon von 8,5 Prozent - Finanzierung auf Kante genäht - Scope: Zahlungsmittel reichen nur bis Mai

Alno bringt den Küchen-Bond

wb Frankfurt – Auch der Küchenhersteller Alno setzt auf das Rezept Mittelstandsanleihe. Die mit Factoring, Gesellschafterdarlehen und Bankkrediten finanzierte Firma, die eine einschneidende bilanzielle Restrukturierung durchlaufen und 2012 den Turnaround erreicht hat, will bis zu 45 Mill. Euro über einen Bond mit fünf Jahren Laufzeit einsammeln.Das Unternehmen, dessen bekannte Marke die Blessuren schadlos überstanden hat, muss einen Kupon von 8,5% bieten. Die Erlöse dienen zur Finanzierung des Wachstums auch mit kleineren Arrondierungen im Ausland, Investitionen in Deutschland und der Rückführung von Verbindlichkeiten, wie Vorstandschef Max Müller – selbst über ein Vehikel Kreditgeber der Gesellschaft – und CFO Ipek Demirtas am Dienstag in einer Telefonkonferenz sagten. Die SE Swiss Entrepreneur AG, mit 8,1% ein “Ankerinvestor” von Alno, habe die Zeichnung von Anleihen über 15 Mill. Euro fest zugesagt.Alno hat seit dem Börsengang 1995 nahezu immer rote Zahlen geschrieben und braucht frische Mittel. Die Anleihe solle für anderthalb Jahre “Ruhe” an der Finanzierungsfront bringen, betont Demirtas. Auf Anraten der begleitenden Close Brothers Seydler Bank hat das Unternehmen aus dem badischen Pfullendorf nicht Bondm in Stuttgart, sondern den marktführenden Entry Standard in Frankfurt gewählt. Tief im RamschScope Ratings erteilt der Emission eine Bonitätseinstufung von gerade “B – “, tief im Ramsch also. Die verfügbaren Zahlungsmittel würden “nach derzeitigem Stand der Gesellschaft ohne weitere Finanzierungsmaßnahmen formal nur noch bis Mai 2013 ausreichen”, heißt es dort. Die Lücke für 2013 und danach solle durch die Anleihe, entsprechende Bankfinanzierungen sowie zusätzliches Factoring geschlossen werden.Gegenwärtig, so Scope, verhandle Alno noch mit Banken zum Abschluss entsprechender Fremdfinanzierungsvereinbarungen. Finale Verträge stünden bislang jedoch aus. “Sollten die Finanzierungsmaßnahmen nicht rechtzeitig verabschiedet werden, könnte dies kurzfristig zur Insolvenz der Alno AG und damit gegebenenfalls zum vollständigen Verlust des investierten Kapitals der Anleger führen.” In den beiden vorigen Jahren hatten der Hauptgesellschafter und Lieferant Whirlpool sowie Comco Holding – das Vehikel von Müller – durch die Verlängerung von Zahlungszielen beziehungsweise mit Darlehen das Unternehmen unterstützt. Das Management plane erneute Verhandlungen mit Whirlpool und Comco zur Sicherstellung der Liquidität, sofern die avisierten Finanzierungsmaßnahmen nicht voll beziehungsweise nicht rechtzeitig umgesetzt werden können.Um die Zinsen von 8,75% zahlen zukönnen,müsste das Unternehmen vor Steuern und Zinsen mindestens 3,6 Mill. Euro verdienen; im Vorjahr steht ein Ebit von gerade 1,1 Mill. zu Buche. Das sei aber bei einem Umsatz von 446 Mill. Euro nicht das Niveau, das CEO Müller für Alno anstrebt. Dank Kostensenkungen sei 2013 eine deutliche Steigerung drin. Auf eine konkretere Ergebnisprognose lässt er sich nicht ein.Der Emissionserlös der Anleihe soll größtenteils zur Finanzierung der Wachstumsstrategie, insbesondere im Ausland, eingesetzt werden. Dort baut Alno auf die steigende Nachfrage in Wachstumsmärkten wie China, USA und Russland. Der Mittelzufluss diene außerdem der Finanzierung künftiger Investitionen an den Standorten in Deutschland und kleinerer bis mittlerer Akquisitionen sowie der Rückführung von Verbindlichkeiten. Hierfür sollen 10% des Erlöses verwendet werden. Whirlpool hat 20 Mill. Euro bis Ende Juni 2017 zugesagt sowie 10 Mill. Euro bis Ende September 2014. Comco hat 13,3 Mill. Euro gewährt, von denen 8,5 Mill. Euro bis Mai nächsten Jahres stehen und 4,8 Mill. Euro frühestens Anfang 2014 fällig gestellt werden können.Sollten sich größere Zukaufschancen bieten, dann werde man eine Wandelanleihe begeben oder das Kapital erhöhen, sagte Demirtas. Der Küchenmarkt steckt laut Müller mitten in der Konsolidierung. Allein in Italien habe in den vergangenen beiden Jahren jeder zweite Anbieter die Pforten für immer geschlossen. Auch in Frankreich werde es für die Hersteller eng – im Nachbarland lege Alno aber deutlich zu. Alno setzte 2012 rund 446 (i.V. 453) Mill. Euro um und steigerte das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 36 Mill. auf 16,9 Mill. Euro. Das Ebit wurde von minus 35 Mill. auf plus 1,1 Mill. Euro gedreht.