Amazon eröffnet den Kampf an der Frischetheke

Aktionäre von Whole Foods setzen auf Gegenangebot - Jana Partners steigt mit Plus von 40 Prozent aus

Amazon eröffnet den Kampf an der Frischetheke

Von Stefan Paravicini, New YorkMarktbeobachter sind sich einig: Der Internetkonzern Amazon hat mit seiner knapp 14 Mrd. Dollar schweren Offerte für die Bio-Supermarktkette Whole Foods den Kampf mit dem Lebensmittelhandel um die Hoheit an der Frischetheke eröffnet (vgl. BZ vom 17. Juni). Unklar ist allerdings, ob die erste Schlacht für Amazon bereits gewonnen ist, oder ob sich noch Interessenten für Whole Foods aus der eigenen Branche finden werden, die den Frontalangriff des Technologiekonzerns abwehren oder zumindest verzögern wollen.”Wir haben vielleicht noch nicht das letzte Wort dazu gehört”, sagte Kimberly Scott, Portfoliomanagerin bei Waddell & Reed Financial, die nach Angaben von Bloomberg zu den 20 größten Aktionären von Whole Foods gehört. “Es geht für viele große Händler ganz klar eine große Gefahr aus”, raunte die Portfoliomanagerin nach Bekanntgabe des Deals vor dem Wochenende dem Lebensmittelhandel zu und dachte dabei wohl an eine Gegenofferte des größten US-Handelskonzerns Wal-Mart oder der größten Lebensmittelkette Kroger, die auch die eigenen Anteile höher bewerten würde.”Wir sind immer davon ausgegangen, dass die Marke mehr wert ist als das Unternehmen, ich glaube deshalb, dass das noch nicht das letzte Kapitel war”, erklärte Charles Kantor vom Assetmanager Neuberger Berman, der zu den zehn größten Investoren von Whole Foods gehört. “Wir vertrauen dem Board, alle Möglichkeiten auszuloten, um den Wert des Assets zu maximieren.”Auch Analysten, die von einer Gegenofferte nicht im gleichen Ausmaß wie die Investoren von Whole Foods profitieren würden, halten das Szenario eines Bieterkampfs an der Lebensmitteltheke durchaus für realistisch. Eine Gegenofferte könne nicht ausgeschlossen werden, da Amazon mit den gebotenen 42 Dollar je Aktie die Aussichten von Whole Foods und ihre starke Marke nicht angemessen bewerte, erklärte Rupesh Parikh von Oppenheimer. Die Investmentboutique hatte für die Supermarktkette in einem Buy-out-Szenario zuletzt eine Bewertung um die 45 Dollar je Aktie angesetzt. Nach der Offerte von Amazon erhöhte Parikh sein Preisziel für die Aktie entsprechend von 40 auf 45 Dollar. “Wir glauben, dass noch etwas Geld auf dem Tisch liegen könnte”, hieß es in einer ersten Einschätzung von Oppenheimer auf den angekündigten Milliardendeal für ihre Kunden.An der Börse waren die Hoffnungen auf ein Bietergefecht auch am Montag erkennbar. Die Aktien von Whole Foods legten zeitweise um mehr als 2 % auf 43,62 Dollar zu, nachdem es schon am Freitag um bis zu 31 % auf 43,22 Dollar und damit deutlich über die Offerte von Amazon gegangen war.Mit ihren 460 Supermärkten in den USA, Kanada und Großbritannien wäre Whole Foods für einen Wettbewerber wie Wal-Mart oder Kroger aber allerdings kaum so wertvoll wie für Amazon, die nach dem Bücherregal endlich auch das Lebensmittelregal auf den Kopf stellen will. Sechs Quartale in Folge hat die Kette aus Austin, Texas, auf vergleichbarer Fläche weniger Umsatz gemacht. Die Marge ist in der Branche spitze, steht aber unter Druck. “Gierige Bastarde”Ein Investor, der auch mit der vorliegenden Offerte schon sehr zufrieden sein dürfte, ist Jana Partners, die erst Anfang April für rund 800 Mill. Dollar einen Anteil von 8,2 % erworben hatte und der 48 Handelstage später für das gleiche Paket nun 1,1 Mrd. Dollar offeriert werden.”Diese Typen wollen uns verkaufen, weil sie glauben, sie können 40 oder 50 % verdienen”, schimpfte John Mackey, der Gründer und CEO von Whole Foods, vor wenigen Tagen über die “gierigen Bastarde”. Ganz so gierig ist Jana freilich nicht, macht sich das Engagement bei Whole Foods unter Vorbehalt einer Gegenofferte für Jana bisher doch nur mit knapp 38 % bezahlt.