AMS gibt schnell auf
jh München – Es wird doch nichts mit einem Gegenangebot für Osram aus Österreich. In der Nacht auf Dienstag zog der Halbleiterhersteller AMS seine unverbindliche Interessenbekundung für den Münchner Lichttechnikkonzern zurück. Das Unternehmen sehe “nach Evaluierung der jüngsten Entwicklungen keine ausreichende Basis dafür, die Gespräche mit der Osram Licht AG fortzuführen”.Nur sechs Stunden zuvor hatte Osram mitgeteilt, AMS bewerte den Konzern mit 38,50 Euro je Aktie (vgl. BZ vom 16. Juli). Die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle bieten den Osram-Aktionären 35 Euro.AMS wollte sich nicht näher zu dem plötzlichen Sinneswandel äußern: “Mehr sagen wir nicht dazu”, war der einzige Kommentar einer Sprecherin. In der Mitteilung heißt es, AMS habe mit Osram Gespräche geführt, da das Unternehmen “im Rahmen seiner technologieorientierten Strategie laufend potenzielle Gelegenheiten zur Weiterentwicklung” prüfe. Um eine M&A-Transaktion zu verfolgen, müsse sie “strategisch überzeugend und nachweislich wertsteigernd sein”. Von zentraler Bedeutung sei auch “die Beibehaltung einer soliden Kapitalstruktur”.Osram hatte zuvor die Wahrscheinlichkeit einer Offerte von AMS für gering erachtet, da weder für eine Fremdfinanzierung noch für den Eigenkapitalanteil verbindliche Zusagen vorlägen. 38,50 Euro je Aktie hätten für Osram eine Bewertung von 3,73 Mrd. Euro ergeben. Die an der Schweizer Börse notierte AMS AG kommt auf eine Marktkapitalisierung von 3,1 Mrd. Euro.Der Kurs von AMS sank am Dienstag zunächst und drehte zum Schluss knapp ins Plus auf 41,40 sfr. Die britische Investmentbank Barclays wertete es positiv, dass sich das Unternehmen aus den Gesprächen mit Osram zurückzog. Die Einstufung lautet weiterhin “Overweight” mit einem Kursziel von 53 sfr.Der Aktienkurs von Osram, der am Montag nachbörslich um mehr als 6 % auf 35,15 Euro zugelegt hatte, blieb mit 33,20 Euro nahezu unverändert. Im Xetra-Handel liegt der Kurs nach wie vor deutlich unter den von Bain Capital und Carlyle gebotenen 35 Euro.Für die nächsten Tage wird erwartet, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Angebotsunterlage freigibt. Dann haben die Aktionäre bis Anfang September Zeit, die mit insgesamt 3,39 Mrd. Euro bewertete Offerte der Finanzinvestoren anzunehmen. Sollten diese die bisher auf 70 % festgelegte Mindestannahmequote senken, verlängerte sich die Frist. Zusätzlich kämen zwei Wochen aufgrund der sogenannten Zaunkönig-Regelung hinzu. Bain und Carlyle haben die Absicht, Osram von der Börse zu nehmen. Gleiche AktionäreDie nahezu täglich bekannt gegebenen Veränderungen im Aktionärskreis von Osram setzen sich fort (vgl. BZ vom 12. Juli). Die US-amerikanische Investmentbank Goldman Sachs, die im Kreditkonsortium von Bain und Carlyle ist, hat ihre Beteiligung an dem Münchner Unternehmen bis zum 9. Juli von 9,35 auf 3,82 % verringert. Die direkt gehaltenen Anteile reduzierten sich von 4,56 auf 0,04 %. Der britische Vermögensverwalter Schroders besitzt direkt noch 2,36 % der Aktien von Osram. Zuvor waren es rund 5 %.Schroders ist auch Anteilseigner von AMS. Laut den Stimmrechtsmitteilungen des österreichischen Unternehmens liegt der Anteil bei 3,18 %. BlackRock ist ebenfalls Aktionär von AMS (3,06 %) und Osram (5,97%). Auch UBS ist mit unter 3 % an beiden beteiligt.