AUFRÄUMARBEITEN IN DEUTSCHLANDS GRÖSSTEM STAHLKONZERN

An Gerhard Cromme scheiden sich die Geister

Thyssen-Chef stützt - DSW baut Drohkulisse auf

An Gerhard Cromme scheiden sich die Geister

ab Essen – Die Aufarbeitung der Vergangenheit wird den Aufsichtsrat von ThyssenKrupp noch länger in Atem halten. Zumindest Thyssen-Chef Heinrich Hiesinger ließ an der Integrität und Souveränität des Aufsichtsrats und insbesondere von dessen Vorsitzenden Gerhard Cromme jedoch keine Zweifel aufkommen. Im Gegenteil: Der ausgerufene Neuanfang werde erst durch die Entscheidung der Kontrolleure ermöglicht, sich von drei Vorstandsmitgliedern zu trennen, skandierte Hiesinger. Anders als in den Medien dargestellt, habe es in Aufsichtsratssitzung am Montag auch keine Diskussion über die Person Cromme gegeben.Gerade bei den in der Kritik stehenden Stahlwerken in Übersee habe der Aufsichtsrat in allen Projektphasen korrekt gehandelt, sagte der Thyssen-Chef unter Verweis auf zwei externe Gutachten. Anzuerkennen sei zudem, dass sich das Kontrollgremium in den vergangenen beiden Jahren stets als entschlossen und umsetzungsorientiert erwiesen habe. Selbst Entscheidungen, bei denen klar gewesen sei, dass sich der Aufsichtsrat damit selbst in die Kritik bringe, habe das Kontrollgremium mitgetragen. “Herr Cromme hält uns den Rücken frei, er schafft uns alle Freiräume”, lobte Hiesinger.Völlig anders schätzt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Situation ein. Ist der Neuanfang bislang auf den Vorstand beschränkt, fordern die Aktionärsschützer einen tiefgreifenden Kulturwandel. “Ohne eine offene Diskussion auch über die Rolle von Aufsichtsratschef Gerhard Cromme wird das nicht funktionieren”, warnte DSW-Geschäftsführer Thomas Hechtfischer. Daher fordert die DSW die Offenlegung aller Gutachten zu den Problemfeldern – und zwar noch vor der Hauptversammlung am 18. Januar.Sollte der Forderung nicht nachgekommen werden, drohen die Aktionärsschützer ganz unverhohlen damit, “die ganze Klaviatur an Maßnahmen”, die zur Verfügung stünden, in der Hauptversammlung zu nutzen. Angefangen von Ergänzungsanträgen über Gegenanträge bis hin zu einer Sonderprüfung. Gemäß der Tagesordnung schlägt ThyssenKrupp die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat vor. Wobei es beim Vorstand einschränkend heißt: “Grundlage ist, dass sich aus den laufenden Untersuchungen keine neuen Erkenntnisse ergeben.”